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Vorwahlen: Der Gegner heißt: Barack Obama

Vorwahlen

Der Gegner heißt: Barack Obama

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    US-Präsident Barack Obama. dpa
    US-Präsident Barack Obama. dpa

    Im Januar wird es ernst: Unmittelbar vor der Winterpause haben sich die sieben republikanischen Kandidaten um die US-Präsidentschaft zur letzten Fernsehdebatte vor den Vorwahlen getroffen. Nachdem die Tonart untereinander zuletzt an Schärfe gewonnen hatte, waren die Rivalen am Donnerstagabend (Ortszeit) in Iowa bemüht, Einigkeit zu demonstrieren: Der eigentliche Gegner heißt Barack Obama.

    Für Mitt Romney (64) sind es schwierige Zeiten: Noch im November hatte es in allen Umfragen so ausgesehen, als laufe der Kampf gegen den Amtsinhaber von allein auf ihn zu. Seine parteiinternen Gegner blamierten sich selbst, stürzten über Anschuldigungen aus früheren Zeiten oder wurden ohnehin nicht ernst genommen. Romney, bis 2007 Gouverneur im liberalen Massachusetts, war nicht das, was man sich an der konservativen Basis erträumte, aber er hatte vorzügliche Bilanzen, präsentierte sich staatstragend und machte kaum Fehler, auch wenn seine Auftritte niemanden elektrisierten. Obwohl sich die Republikaner vor dem Vergleich mit dem charismatischen Obama fürchteten, schienen sie sich damit abzufinden, dass es keine strahlende Figur in ihren Reihen zu geben schien.

    Republikaner-Debatte: Romney und Gingrich legen sich an 

    Bis Newt Gingrich zurückkam. Ausgerechnet. Der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses hat mehr als 30 Jahre lang Washington geprägt und steht wie kaum ein anderer für die Verflechtungen, die seine Partei reformieren will. Nach seiner aktiven Zeit hat er von der Hypothekenbank Freddie Mac als Berater mindestens 1,6 Millionen Dollar kassiert, was ihm den Vorwurf des Lobbyismus einbrachte, und zwar ausgerechnet für ein Unternehmen, das von steuerfinanzierten Programmen profitiert und wesentlich mit der Finanzkrise identifiziert wird. Für Konservative auch nicht unwichtig: Der 68-Jährige lebt nach zwei Scheidungen in dritter Ehe. Das alles hat ihn nicht davon abgehalten, in den vergangenen Wochen einen Aufstieg hinzulegen, über den seine Partei und die Medien bis heute staunen: Gingrich galt als brillanter Kopf, aber auch als selbstverliebt, unbeherrscht und arrogant. Die neue Botschaft lautet: Seit meinem offiziellen Abschied aus der Politik bin ich gereift. Ich bringe die Expertise und die intellektuelle Kraft mit, die Probleme des Landes anzugehen. Und ich bin konzentriert darauf – Gingrichs Kampagne achtet darauf, positive Botschaften zu senden, und verzichtet auf Nörgeleien an den republikanischen Mitbewerbern.

    Darauf hat sich auch Romney nun wieder besonnen. Nachdem er in den Umfragen von Gingrich überholt worden war, hatte sein Team den Ton zunächst verschärft, aber die Partei goutiert offensichtlich keine gegenseitige Demontage.

    Vorwahlen: Michelle Bachmann tritt offensiv auf

    Richtig offensiv trat am Donnerstag nur Michelle Bachmann auf, die Ikone der Tea-Party-Bewegung. Sie attackierte den führenden Gingrich nicht nur wegen der bereits genannten Punkte, sondern warf ihm auch vor, nicht kompromisslos genug für den Schutz des ungeborenen Lebens eingetreten zu sein. Die 55-Jährige vertritt ein wesentliches Anliegen der Basis: die sofortige Reduzierung des horrenden Staatsdefizits durch grundlegende Reformen des Staatsapparats. Das Argument, die Demokraten hätten die Steuern in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach mit dem Versprechen erhöht, dafür Ausgaben einzusparen, passiert sei aber immer nur Ersteres, sticht bis heute. Wie genau die Tea Party sparen will, blieb zwar auch am Donnerstag unklar, aber Bachmann bleibt eine wichtige Größe.

    Zumindest beim Auftakt der Vorwahlen, die am 3. Januar mit dem Caucus in Iowa beginnen, hat auch Ron Paul gute Chancen. Der studierte Mediziner verfügt in dem politisch nicht festgelegten Staat über eine treue Anhängerschaft, was auch damit zusammenhängt, dass beide mit einem vehementen Eintreten für die Bürgerrechte identifiziert werden. Paul widersprach als Einziger entschieden, als die anderen über die Forderung Gingrichs sprachen, „diktatorische“ Richter vom Kongress zur Rechenschaft ziehen zu lassen. Paul war auch der Einzige, der Gewalt und sogar Sanktionen gegen den Iran ablehnte. Es gebe zahllose Atomraketen auf der Welt, und dadurch, dass man ein weiteres Land bombardiere, werde der Hass auf die USA nicht weniger. Obwohl es für manche seiner Sätze in Sioux City starken Applaus gab, waren sich die Kommentatoren aller Medien einig, dass eine solche Position Paul für die konservative Basis unmöglich mache.

    Debatte um das Selbstbild prägt die USA

    Die Debatte um das Selbstbild der USA prägt das verunsicherte Land. Die republikanische Basis sehnt sich nach einem starken Amerika, das Frieden und Freiheit besser garantiert als etwa China und die Welt durch ökonomische Vitalität und traditionelle Werte für sich einnimmt. Die Mehrheit der Kandidaten ist bereit, dieser Sehnsucht zu entsprechen, auch wenn sie nicht die Militärausgaben so drastisch erhöhen wollen wie der Rechtsausleger Rick Santorum (53). Auch diejenigen, die zuletzt weniger zu Wort kamen wie der Gouverneur von Texas, Rick Perry (61), und der frühere Gouverneur von Utah, Jon Huntsman (51), sehen in Obamas Präsidentschaft eine Katastrophe: finanziell ruinös, wirtschaftlich planlos, außenpolitisch feige und innenpolitisch an Splittergruppen statt am Wohl seines Volkes orientiert.

    Darüber, wer gegen ihn antreten soll, wird am 3. Januar in Iowa ein erstes Votum fallen. Wer von den heute Führenden bei der zweiten Vorwahl, der Primary in New Hampshire am 10. Januar, erneut verliert, wird es schwer haben, ins Rennen zurückzufinden.

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