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Verkehr: Wie geht es nach dem Neun-Euro-Ticket weiter?

Verkehr

Wie geht es nach dem Neun-Euro-Ticket weiter?

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    Eine klare Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich auch nach dem Auslaufen des Neun-Euro-Tickets ein günstiges Angebot im Nah- und Regionalverkehr.
    Eine klare Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich auch nach dem Auslaufen des Neun-Euro-Tickets ein günstiges Angebot im Nah- und Regionalverkehr. Foto: Arne Dedert, dpa

    Es gab wohl noch keine staatliche Maßnahme im Verkehrsbereich, die so populär wurde wie das Neun-Euro-Ticket für die Nah- und Regionalzüge. Ende August soll Schluss sein mit dem Sonderangebot. So will es zumindest Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Doch nicht nur in der eigenen Koalition regt sich Widerstand. Tickets zum Preis von neun Euro wird es wohl nicht mehr geben, dafür ist der Zuschussbedarf des Bundes von mindestens 2,5 Milliarden Euro für drei Monate zu hoch.

    Die SPD hat jedoch schon eine Idee. „Optimal wäre ein 30-Euro-Ticket. Das wäre perfekt“, sagte der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales, Bernd Rützel, unserer Redaktion. Lindner solle dafür ruhig noch Geld lockermachen, meinte der

    Umfrage: Große Mehrheit für günstigen Nachfolger des Neun-Euro-Tickets

    Mit dem Neun-Euro-Ticket wollte die Ampel-Koalition vor dem Hintergrund der steigenden Energiekosten die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar finanziell entlasten. Millionen Menschen nutzen das Angebot, trotz vielfach verstopfter Züge und Bahnsteige ist die Begeisterung groß. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag des Magazins Focussind 79 Prozent dafür und nur 16 Prozent dagegen, dass der Staat weiterhin ein subventioniertes Ticket anbietet.

    Wenn etwas populär ist, springt die Politik gerne auf den Zug auf. Finanzminister Lindner ist da eine Ausnahme. „Das Neun-Euro-Ticket ist eine befristete Maßnahme, genau wie der Tankrabatt. Deshalb sind im Bundeshaushalt weder eine Fortsetzung des Tankrabatts noch Mittel für eine Anschlussregelung für das Neun-Euro-Ticket vorgesehen“, sagte der FDP-Vorsitzende der Funke-Mediengruppe. Doch Lindner wurde übers Wochenende von der eigenen Regierung abgehängt.

    Verkehrsminister Wissing stellt sich gegen FDP-Chef Christian Lindner

    So forderte SPD-Chefin Saskia Esken Verhandlungen über eine Nachfolgeregelung. „Verkehrsminister Volker Wissing und sein Ministerium müssen nun zügig mit den Ampel-Fraktionen und den Bundesländern ins Gespräch gehen und einen geeigneten Vorschlag für die Weiterentwicklung des Neun-Euro-Tickets vorlegen“, sagte sie der Funke-Gruppe. Wissing (FDP) hat bereits erkennen lassen, dass er sich eine Nachfolgeregelung vorstellen kann – allerdings erst zum Jahreswechsel.

    Die SPD hingegen macht Druck. „Es muss etwas kommen. Das Neun-Euro-Ticket ist so beliebt, dass man nicht einfach zum Status quo zurückkehren kann. Das geht nicht beim Homeoffice, das geht auch nicht beim Verkehrsticket“, sagte Rützel. Lindners Argument, nur Städter profitierten vom verbilligten Ticket, wies Rützel zurück. Vor allem auf dem Land, wo Pendler oft lange Wege zurücklegen müssten, sei der billige Fahrschrein lohnenswert, erklärte er. Die vielfach geäußerte Kritik, die Bahn stelle nicht genügend Züge bereit, lässt der langjährige DB-Mitarbeiter ebenfalls nicht gelten. „Man kann jetzt nicht warten, bis irgendwann einmal die Hardware da ist, also die Züge, die Infrastruktur. Dann warten wir noch 30 Jahre“, sagte er.

    Linke Lötzsch: Alles eine Frage des politischen Willens

    Bei der Opposition sind die Weichen unterschiedlich gestellt. „Wenn innerhalb kürzester Zeit 100 Milliarden Euro für Rüstungsgüter beschlossen werden können, können auch die Mittel für das Neun-Euro-Ticket aufgebracht werden“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Gesine Lötzsch, unserer Redaktion und ergänzte: „Bei umweltbelastenden Subventionen findet man das Geld sofort. Alles eine Frage des politischen Willens.“

    Ist gegen eine Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets: Thorsten Frei.
    Ist gegen eine Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets: Thorsten Frei. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Unionsfraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei sprach sich beim Redaktionsnetzwerk Deutschland gegen eine Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets aus. Der CDU-Politiker plädierte dafür, die finanziellen Mittel stattdessen in den Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur zu investieren. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hingegen forderte eine „Anschlussidee“. Ob das dann wieder ein Monatsticket für neun Euro werde, werde sich zeigen, sagte Söder. Auch ein 365-Euro-Jahresticket würde helfen.

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