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Verkehr: Teurer Strom wird zur Bremse für die Elektro-Autos

Verkehr

Teurer Strom wird zur Bremse für die Elektro-Autos

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    Lange Zeit war das Aufladen von Elektro-Autos deutlich günstiger als das Befüllen eines Tanks. Doch der Abstand schmilzt wegen hoher Strompreise zusammen.
    Lange Zeit war das Aufladen von Elektro-Autos deutlich günstiger als das Befüllen eines Tanks. Doch der Abstand schmilzt wegen hoher Strompreise zusammen. Foto: Jonas Walzberg, dpa

    Galt der Siegeszug des Elektroautos schon als ausgemacht, haben sich jetzt die Vorzeichen geändert. Denn die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise hat nicht nur Benzin und Diesel stark verteuert, sondern auch Strom. War das Aufladen der Batterie jahrelang günstiger als das Befüllen des Tanks, ist der Abstand in den vergangenen Monaten zusammengeschmolzen. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet gar, dass nächstes Jahr Benziner und Diesel wieder günstiger sein werden als E-Autos. „Billigerer Sprit und dauerhaft teurer Strom führen dazu, dass bei den Leuten, die rechnen müssen, der Trend weggeht vom E-Auto“, sagte Dudenhöffer unserer Redaktion.

    Ab Januar fällt Förderung für Hybridautos weg, für Vollstromer sinkt sie

    Sein Car-Institut hat dazu eine Studie vorgelegt, die nicht nur die Energiepreise, sondern auch die mit dem Jahreswechsel kleiner werdenden Zuschüsse des Staates berücksichtigt. „Alles zusammen ist das ein sehr ungünstiges Gemisch“, meint Dudenhöffer. Als Negativfaktor rechnet er auch die stark steigenden Kosten für die äußerst energieintensive Herstellung der Batterien hinein. „Viele Hunde sind des Hasen Tod“, resümiert der Forscher in seiner Analyse.

    Ab Januar 2023 fällt die Förderung für Hybridautos komplett weg. Für Vollstromer und Brennstoffzellenfahrzeuge gibt es bis zu einem Kaufpreis von 40.000 Euro dann statt 6000 nur noch 4500 Euro. Für Modelle, die zwischen 40.000 und 65.000 Euro kosten, legt der Staat nur noch 3000 statt 5000 Euro auf den Tisch. Ab 2024 werden Autos nicht mehr gefördert, wenn sie teurer als 45.000 Euro sind. Der Rabattanteil der Hersteller reduziert sich analog dazu, sodass für die ohnehin teureren E-Autos einige tausend Euro mehr fällig werden. Weil viele Hersteller lange Lieferzeiten haben, müssen sich die Käufer darauf einstellen, dass sie nur noch den reduzierten Satz erhalten. Das Geld fließt nämlich erst bei Zulassung.

    Nach wie vor unzureichendes Ladenetz für E-Autos

    Dudenhöffer hat die monatlichen Ausgaben für E-Autos und Verbrenner an einigen Beispielen nebeneinandergelegt. Im nächsten Jahr wird der Unterhalt eines Fiat-500-Benziners um 100 Euro günstiger sein als der Fiat-500-Elektro. Der Betrieb eines Tesla Modell 3 wird dann monatlich 50 Euro mehr kosten als der vergleichbare BMW 3er mit Benzinmotor.

    Gegen die Stromer spricht auch das nach wie vor löchrige Ladenetz. In der Hälfte der Städte und Gemeinden gibt es bis heute keine öffentlich zugängliche Ladesäule. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat jetzt einen Masterplan vorgelegt, wie die Maschen enger gemacht werden sollen. „Wie wir uns künftig fortbewegen, ist eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Und die Welt schaut hierbei auf Deutschland“, sagte der FDP-Politiker. „Die E-Mobilität wird nur dann Akzeptanz finden, wenn das Laden so einfach wird wie heute das Tanken.“

    Bundesregierung will sechs Milliarden Euro in Ladeinfrastruktur stecken

    Bis 2025 plant die Ampel-Koalition, über sechs Milliarden Euro in das Ladesäulennetz zu stecken. Vor allem in den Kommunen hapert es. Zu wenig Flächen werden ausgewiesen, Genehmigungen zu zögerlich erteilt. Wissings „Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur“ soll ihnen ein Planungsmuster an die Hand geben, damit die Verwaltung zügiger arbeiten kann. Städte und Gemeinden werden nach den Berliner Vorstellungen eigene Masterpläne fürs Ladenetz aufstellen.

    Die Ziele des Verkehrsministers sind ehrgeizig: Eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte sollen 2030 in der gesamten Republik stehen. Heute sind es gerade einmal 68.000.

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