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Verkehr: Ist der Verbrenner noch zu retten?

Verkehr

Ist der Verbrenner noch zu retten?

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    Unter anderem Vertreter der Automobilindustrie und der FDP beharren darauf, dass es auch künftig Verbrennungsmotoren geben soll.
    Unter anderem Vertreter der Automobilindustrie und der FDP beharren darauf, dass es auch künftig Verbrennungsmotoren geben soll. Foto: Marcus Führer, dpa

    Wie sieht die Zukunft des Autofahrens aus? Nach dem Votum des EU-Parlaments für ein Verbot von Neuwagen mit Benzin- oder Dieselantrieb ab 2035 sorgt diese Frage für mächtig Zündstoff . "Der Verbrennungsmotor ist mausetot", sagte etwa Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer unserer Redaktion. Er erwartet, dass sich elektrisch betriebene Fahrzeuge fast vollständig durchsetzen – und zwar schon lange vor 2035. Auch

    Unter anderem Vertreter der Automobilindustrie und der FDP beharren darauf, dass es auch künftig Verbrennungsmotoren geben soll – aber nicht mit Benzin oder Diesel aus fossilem Rohöl betrieben, sondern mit synthetisch und klimaneutral hergestellten Kraftstoffen. Auch die Union im Bundestag ist dieser Meinung.

    "Dem Verbrenner-Motor in Europa die Zukunftsperspektive zu nehmen, ist ein schwerer Fehler", sagt Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe.
    "Dem Verbrenner-Motor in Europa die Zukunftsperspektive zu nehmen, ist ein schwerer Fehler", sagt Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe. Foto: Britta Pedersen, dpa

    CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte: "Dem Verbrenner-Motor in Europa die Zukunftsperspektive zu nehmen, ist ein schwerer Fehler. Synthetische Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren sind eine klimaneutrale Innovation für eine CO2-freie Zukunft." Der Verbrennungsmotor habe den Wohlstand in Europa über Jahrzehnte mit gesichert, Arbeitsplätze und Wertschöpfung geschaffen - den "nächsten technologischen Sprung der Verbrenner jetzt vorsätzlich anderen Regionen der Welt zu überlassen", sei "vollkommen fahrlässig und verantwortungslos", so Dobrindt.

    Viele Branchenkenner sehen den Beschluss des EU-Parlaments indes als glasklare Entscheidung gegen den Verbrennungsmotor. Hersteller sollen der Entscheidung zufolge ab Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch Autos und Transporter auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Klimafreundliche synthetische Kraftstoffe würden dagegen nicht positiv auf die neuen CO2-Flottengrenzwerte angerechnet werden.

    Mehrheit der Bürger gegen Verbrenner-Verbot

    Ein großer Teil der Bundesbürger ist gegen ein solches faktisches Verbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen. Der Fernsehsender Welt berichtete unter Berufung auf das Meinungsforschungsinstitut Civey, dass 57 Prozent ein Verbrennerverbot für falsch halten. Lediglich 35 Prozent der Befragten sähen es als richtige Entscheidung, 8 Prozent seien unentschieden. Diese Liebe der Deutschen, so warnen Kritiker der EU-Entscheidung, könne zu einem "Havanna-Effekt" führen, gemeint ist damit ein Straßenbild, das von Uralt-Autos beherrscht wird.

    Wie auf Kuba, wo nach der sozialistischen Revolution der private Autobesitz verboten wurde, mit Ausnahme von Fahrzeugen, die sich bereits in Privateigentum befanden. So fahren auf der Karibikinsel und vor allem in der Hauptstadt Havanna bis heute hochbetagte US-Straßenkreuzer. Weil nach dem EU-Vorhaben auch nach 2035 niemand seinen Verbrenner stilllegen muss, könnten viele Menschen ihre alten, klimaschädlichen Autos so lange wie nur irgend möglich fahren, heißt es. Automarkt-Kenner Dudenhöffer hält diese Bedenken für absurd: "Der Markt, der TÜV und der Spritpreis werden einen solchen Havanna-Effekt verhindern. Autos mit Verbrenner zu fahren, wird immer teurer, E-Autos immer günstiger."

    Kommen die Ladesäulen schnell genug?

    Groß sind freilich die Bedenken, dass der Ausbau der Lade-Infrastruktur gar nicht mit der wachsenden Zahl von Elektroautos Schritt hält. So rechnet der Verband der Automobilindustrie, dass 2030 rund eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte benötigt werden. Aktuell gibt es laut Bundesnetzagentur nur gut 60.000 Strom-Zapfsäulen, Anfang 2021 waren es noch knapp 41.600. Optimistisch gibt sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). "Der Ladesäulenausbau kommt gut voran", betont

    Ferdinand Dudenhöffer, Experte für die Autobranche, verweist auf das Beispiel Norwegen, das schon zum Jahr 2025 aus der Verbrennertechnik aussteigt.
    Ferdinand Dudenhöffer, Experte für die Autobranche, verweist auf das Beispiel Norwegen, das schon zum Jahr 2025 aus der Verbrennertechnik aussteigt. Foto: Loe Wst

    Experte Dudenhöffer ist überzeugt, dass der EU-Beschluss den Infrastrukturanbietern die nötige Investitionssicherheit gibt. Er verweist auf das Beispiel Norwegen, das schon zum Jahr 2025 aus der Verbrennertechnik aussteigt. Dort betrage der Anteil vollelektrischer Autos bereits heute fast 83 Prozent - im Rest von Europa sind es seinen Angaben zufolge noch nicht einmal zwölf. "Was

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