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Vatikan: Was passiert nach dem Tod des emeritierten Papsts Benedikt?

Vatikan

Was passiert nach dem Tod des emeritierten Papsts Benedikt?

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    Papst Benedikt XVI.  trat im Jahr 2013 freiwillig von seinem Amt zurück.
    Papst Benedikt XVI. trat im Jahr 2013 freiwillig von seinem Amt zurück. Foto: Claudio Onorati, dpa (Archivbild)

    Nach einigen Stunden des Bangens und der Unsicherheit hat der Vatikan positive Nachrichten zum Gesundheitszustand von Benedikt XVI. verkündet. "Der emeritierte Papst konnte sich letzte Nacht gut erholen, er ist absolut klar und wach, und heute ist sein Zustand zwar weiterhin ernst, aber stabil", teilte Matteo Bruni, der Sprecher des Heiligen Stuhls, am Donnerstag mit.

    Am Mittwoch hatte Papst Franziskus in der katholischen Kirche für Aufsehen gesorgt, als er sagte, sein Vorgänger sei "sehr krank". Viele hatten die Aussagen dahingehend gedeutet, dass der 95 Jahre alte Benedikt möglicherweise im Sterben liegen könnte. Dieser Fall wäre für den Vatikan protokollarisches Neuland.

    Papst Franziskus (l) und der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Dezember 2018 im Kloster "Mater Ecclesiae".
    Papst Franziskus (l) und der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Dezember 2018 im Kloster "Mater Ecclesiae". Foto: Vatican Media, dpa (Archivbild)

    Seit mehr als 700 Jahren ist kein Papst mehr zurückgetreten

    Im Vatikan ist detailreich geregelt, was zu tun ist, wenn ein Papst stirbt. Allerdings beziehen sich fast alle Vorschriften – etwa des Konklaves zur Wahl eines neuen Katholikenoberhauptes - auf den Tod eines amtierenden Papstes. Wie das Drehbuch zum Tod des emeritierten Pontiex Benedikt XVI. aussehen könnte, ist unklar – kein Wunder, schließlich trat mehr als 700 Jahre lang kein Papst zurück.

    Wie aus dem Vatikan zu hören ist, hat Papst Franziskus den Ablauf nach dem Tod seines Vorgängers geregelt und mit dem Zeremonienmeister abgesprochen. Öffentlich gemacht wurde der Plan bislang aber nicht.

    Bevölkerung muss über Tod unterrichtet werden

    Laut der von Johannes Paul II. verfassten Apostolischen Konstitution "Universi Dominici Gregis" von 1996 müsste der Kardinalvikar von Rom die Bevölkerung über den Tod des Papstes unterrichten. Inzwischen aber gehen Experten davon aus, dass der Heilige Stuhl eine Presseerklärung herausgeben wird. Etliche weitere Vorschriften, etwa über die Fortführung der Amtsgeschäfte, müssen beim Tod von Benedikt nicht angewandt werden, weil ja Franziskus im Amt ist und es daher keine Sedisvakanz – also keinen unbesetzten Papststuhl – gibt.

    Normalerweise organisieren die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes Trauerfeierlichkeiten für neun Tage – dass dies auch bei Benedikt so lang sein wird, ist unwahrscheinlich. Ziemlich sicher soll der gebürtige Bayer aber eine Beisetzung als Papst im Petersdom ähnlich wie seine Vorgänger bekommen. Den Trauergottesdienst dürfte Franziskus selbst zelebrieren, soweit er das wegen seines Knieleidens kann.

    Wer reist bei einer Beerdigung nach Rom?

    Spannend wird werden, welche politischen Würdenträger zu der Beerdigung anreisen - auch aus Deutschland. Benedikt war zwar als Pontifex das Oberhaupt des Kirchenstaates; durch die jüngsten Entwicklungen rund um jahrzehntelange Missbrauchsskandale legte sich aber ein Schatten über das Leben und Wirken des früheren Papstes. Dies könnte manchen Politiker veranlassen, nicht nach Rom zu reisen. Viele Kardinäle - vor allem jene, die Benedikt selbst während seines Pontifikats in das Kardinalskollegium geholt hatte - dürften kommen.

    Wie die Nachrichtenagentur Adnkronos berichtete, hatte Benedikt schon 2020 angegeben, dass er in der Krypta des Petersdom beigesetzt werden will. Als genauen Platz wählte er die erste Grabstelle von Johannes Paul II. in der Papstgruft; dort lag der beliebte Pole, bis die sterblichen Überreste nach seiner Seligsprechung 2011 in eine Kapelle im rechten Seitenschiff der Peters-Basilika gebracht wurden.

    Benedikt XVI. werde aktuell im ehemaligen Kloster Mater Ecclesiae betreut

    Der als Joseph Ratzinger im bayerischen Marktl am Inn geboren Papa Emeritus wird im ehemaligen Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten betreut. Bei ihm sind sein langjähriger Weggefährte und Privatsekretär Georg Gänswein, Ärzte sowie Frauen einer katholischen Laienorganisation. Benedikt werde permanent überwacht, wie es hieß.

    Der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes sei ernst, aber stabil, so der Vatikan.
    Der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes sei ernst, aber stabil, so der Vatikan. Foto: Sven Hoppe, dpa (Archivbild)

    Weitere, offizielle Details zum Gesundheitszustand gab es zunächst nicht. Bekannt war bereits, dass der Deutsche körperlich nur noch sehr schwach ist und Schwierigkeiten hat beim Sprechen. Medienberichte, wonach ihm etwa das Atmen immer schwerer falle und seit einigen Tagen wichtige Vitalfunktionen wie das Herz nachließen, kommentierte oder bestätigte der Vatikan nicht.

    Es gibt auch Kritik am emeritierten Papst Benedikt XVI.

    Von 2005 bis 2013 war Benedikt Papst, ehe er sich für einen Rückzug vom Pontifikalamt entschied. Zuvor war der als brillanter Theologe bekannte Deutsche mehr als zwei Jahrzehnte lang Präfekt der Glaubenskongregation und damit oberster Glaubenshüter der Katholiken. Viele Kritiker werfen ihm allerdings vor, die Kirche durch eine konservative Haltung nicht ausreichend geöffnet zu haben. Außerdem sorgten die Enthüllungen um Missbrauchsskandale - etwa während der Zeit als Erzbischof in München und Freising - für einen Schatten über seiner Vita. (dpa/AZ)

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