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Trauer: Benedikt XVI. wird am 5. Januar beigesetzt – Testament veröffentlicht

Trauer

Benedikt XVI. wird am 5. Januar beigesetzt – Testament veröffentlicht

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    Lebt seit seinem Rücktritt 2013 relativ abgeschieden in einem Kloster im Vatikan: Papst Benedikt XVI.
    Lebt seit seinem Rücktritt 2013 relativ abgeschieden in einem Kloster im Vatikan: Papst Benedikt XVI. Foto: Gregorio Borgia, AP/dpa

    Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Er starb am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren, nachdem sich sein Gesundheitszustand in den vergangenen Tagen verschlechtert hatte. "Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist", sagte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, am Samstag.

    Benedikt wird von Montag an im Petersdom öffentlich aufgebahrt, damit sich die Gläubigen dort von ihm verabschieden können. Die Basilika ist dazu am Montag von 9.00 bis 19.00 Uhr und am Dienstag und Mittwoch jeweils von 7.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Der Präfekt von Rom rechnet an den Tagen mit jeweils bis zu 35 000 Besuchern im Dom.

    Am 5. Januar findet ein Trauergottesdienst für Benedikt XVI. statt

    Am Donnerstag, 5. Januar, findet auf dem Petersplatz das Requiem, also die Totenmesse statt. Diesen Gottesdienst wird Franziskus zelebrieren - dass ein Papst einen anderen beerdigt, ist ein Novum. Die Feier beginnt um 9.30 Uhr. Gläubige können daran nach Angaben des Vatikans teilnehmen, ohne sich Eintrittskarten besorgen zu müssen. Bis zu 60 000 Menschen werden erwartet.

    Zwei offizielle ausländische Delegationen sind eingeladen: eine aus Benedikts Heimat Deutschland, von wo sich bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angekündigt hat; die andere aus Italien. Als Papst war Benedikt automatisch auch Bischof der italienischen Hauptstadt Rom. Darüber hinaus werden viele Kardinäle - vor allem jene, die Benedikt selbst während seines Pontifikats in das Kardinalskollegium geholt hatte - in Rom erwartet.

    Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden – als erster Deutscher seit etwa 480 Jahren. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig zurück. Auf ihn folgte der Argentinier Jorge Bergoglio als Papst Franziskus. Benedikt lebte seitdem zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten, wo er nun auch starb.

    Benedikts Gesundheitszustand hatte sich über Weihnachten verschlechtert, wie Papst Franziskus am Mittwoch mitgeteilt hatte. An jenem Tag erhielt Benedikt auch die Krankensalbung, wie Bruni berichtete. In den Tagen danach bezeichnete der Vatikan den Zustand des 95-Jährigen als ernst, aber stabil. Medienberichten zufolge hatten wichtige Vitalfunktionen bei Benedikt nachgelassen.

    Das steht im Testament von Papst Benedikt XVI.

    In seinem Testament bedankte sich Papst Benedikt XVI., bat aber auch um Verzeihung. Er danke Gott, der ihm das Leben geschenkt und ihn durch vielerlei Wirrnisse hindurchgeführt habe, schrieb er in seinem geistlichen Testament, das der Vatikan am Samstagabend veröffentlichte. "Betet für mich, damit der Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen einlässt", bat der Vorgänger von Papst Franziskus.

    Benedikt sprach auch von "dunklen und mühsamen Strecken" seines Weges, auf denen ihn der Herr gut geführt habe. "Alle, denen ich irgendwie Unrecht getan habe, bitte ich von Herzen um Verzeihung", schrieb er weiter. 

    Besonders hob der emeritierte Pontifex seine "schöne Heimat im bayerischen Voralpenland" hervor. "Ich bete darum, dass unser Land ein Land des Glaubens bleibt und bitte Euch, liebe Landsleute: Lasst euch nicht vom Glauben abbringen", erklärte Benedikt. An seine Weggefährten richtete er die Forderung: "Steht fest im Glauben! Lasst euch nicht verwirren!"

    Der gebürtige Bayer verwies außerdem auf seine theologische Arbeit. Oft habe es so ausgesehen, als ob die Wissenschaft unwiderlegliche Einsichten vorzuweisen gehabt hätte, die dem katholischen Glauben entgegenstanden hätten. Mit den wechselnden Generationen sah er aber nach eigener Aussage unerschütterlich scheinende Thesen zusammenbrechen, die sich als bloße Hypothesen erwiesen hätten. Er nannte als Beispiel die liberale Generation, die existenzialistische Generation und die marxistische Generation. Der Text datiert auf den 29. August 2006, als Benedikt bereits Papst war.

    Viel Anteilnahme nach Tod von Papst Benedikt XVI.

    Der Tod des gebürtigen Bayern sorgte für große Anteilnahme in Deutschland und auch international unter den weltweit etwa 1,4 Milliarden Katholiken. Bundeskanzler Olaf Scholz nannte ihn bei Twitter einen "besonderen Kirchenführer" und schrieb: "Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb: "Die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen, das Miteinander von Religion und Gesellschaft lagen ihm besonders am Herzen."

    Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnete den Deutschen als "Giganten des Glaubens und der Vernunft". Staatspräsident Sergio Mattarella sagte, Italien trauere um Benedikt, der "für das italienische Volk unvergesslich bleiben wird".

    Joseph Aloisius Ratzinger wird 1927 in Markl (Oberbayern) geboren. Mit seinen beiden Geschwistern Georg und Maria wächst er in einem religiös geprägten Elternhaus auf.
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    Benedikt XVI. ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Von 2005 wird er der zum Papst ernannt und Deutschland jubelt. 2013 tritt er zurück. Das gab es zuvor erst einmal.

    So verabschiedet sich Augsburgs Bischof Bertram Meier von Benedikt XVI.

    Der Augburger Bischof Bertram Meier reagierte mit "Trauer und Betroffenheit" auf die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes. "Ich verneige mich vor dem immensen und kostbaren Lebenswerk", schrieb er am Samstag. Er sei sich sicher, so der Bischof über Benedikt, "dass die theologischen Bögen, die er spannte, einen Horizont des Lichtes eröffnen, das mit einem gewissen zeitlichen Abstand auch die Schatten überstrahlt, die in den letzten Monaten auf sein Wirken gefallen sind". Er sei zuversichtlich, dass Joseph Ratzinger als einer der großen Theologen auf dem Stuhl Petri Kirchengeschichte geschrieben habe.

    Weiter schrieb der Bischof: "Joseph Ratzingers Maßanzug war der des Theologen, und dieses Charisma brachte er an allen Stationen seines Wirkens ein: als Professor für Fundamentaltheologie und Dogmatik, im Kardinalsrang als Erzbischof in unserer Metropolie München und Freising sowie als Präfekt der Glaubenskongregation und schließlich als Papst." Es sei für Joseph Ratzinger wohl durchaus herausfordernd und spannend gewesen, sein eigenes Profil als wissenschaftlicher Theologe zurückzustellen und in das Wir der Gesamtkirche zu integrieren, die Einheit und Vielfalt zusammenbringen müsse.

    Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, war Benedikt XVI. "ein beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte". Die Katholiken trauerten um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt habe, teilte der Limburger Bischof der Deutschen Presse-Agentur mit. "Papst Benedikt hat die Stimme des Evangeliums - gelegen oder ungelegen - hörbar gemacht." Mit hohem Respekt denke er an Benedikts mutige Rücktrittsentscheidung 2013 zurück.

    "Benedikt XVI. war ein großer Papst, der sein Hirtenamt stets mit Freimut und starkem Glauben ausübte", sagte der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx. "Als Theologe prägte und prägt er die Kirche lange und nachhaltig."

    Benedikt XVI. wurde für Umgang mit den Missbrauchsfällen kritisiert

    In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde von dem Missbrauchsskandal überschattet, der die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzte.

    Anfang 2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. Benedikt war von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising gewesen.

    Kurz nach der Veröffentlichung des Gutachtens musste Benedikt über seinen Privatsekretär Georg Gänswein eine Aussage korrigieren: Entgegen einer ersten Darstellung hatte er demnach 1980 doch an einer wichtigen Sitzung teilgenommen, in der über einen Priester gesprochen worden war, der im Bistum Essen mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war. Der Fall war deshalb brisant, weil der Priester in Bayern wieder als Seelsorger eingesetzt wurde. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt etwas später bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs.

    Bätzing erinnerte an den Brief, mit dem Benedikt auf das Gutachten reagiert hatte. "Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen", so Bätzing.

    Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt zuletzt nicht mehr. Seinen 90. Geburtstag feierte er 2017 noch einmal mit einer Delegation aus der bayerischen Heimat. Danach konnte er Besuch im Kloster Mater Ecclesiae nur noch vereinzelt empfangen. In den letzten Jahren befand er sich nach eigenen Worten auf einer Pilgerreise "nach Hause". (dpa)

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