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USA: Wiederkehr des Wutpredigers: Trumps Auftritt als Ex-Präsident

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Wiederkehr des Wutpredigers: Trumps Auftritt als Ex-Präsident

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    Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, spricht auf der Konferenz CPAC, einer Veranstaltung konservativer Aktivisten. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seinem Ausscheiden aus dem Amt hat der frühere US-Präsident Donald Trump die Neugründung einer eigenen Partei ausgeschlossen.
    Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, spricht auf der Konferenz CPAC, einer Veranstaltung konservativer Aktivisten. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seinem Ausscheiden aus dem Amt hat der frühere US-Präsident Donald Trump die Neugründung einer eigenen Partei ausgeschlossen. Foto: John Raoux, dpa

    Ein bisschen kommt man sich vor wie in einem Autohaus in der Provinz, wo der einstige Mega-Popstar sein Comeback versucht. "Habt Ihr mich vermisst?", ruft Donald Trump in die Runde der Zuhörer, als er zur alten Wahlkampfmusik die Bühne eines Hotels in Orlando betritt. Hier, beim Jahrestreffen CPAC der amerikanischen Rechtskonservativen, muss der frühere Präsident nicht um Zustimmung buhlen. "USA, USA!" skandiert die Menge und jubelt.  

    Donald Trump bleibt seinem Narrativ vom Wahlbetrug weiter treu

    Draußen im Land hingegen dürfte mancher Zuschauer während der folgenden 90 Minuten ein schmerzhaftes Deja-vu-Erlebnis gehabt haben. Sechs Wochen nach seinem Ausscheiden aus dem Amt hat sich der 74-Jährige in keiner Weise weiterentwickelt. Er malt das altbekannte apokalyptische Gemälde eines Landes, dessen Bestand von Sozialisten, Einwanderern, und Transgender-Sportlerinnen bedroht ist. Er wütet gegen Windräder, Waffengegner und das "chinesische Virus". Und er behauptet erneut, dass er die Wahl im November gewonnen hat. 

    Mindestens so stark wie die meist maskenlosen Hardcore-Fans im Konferenzsaal des Hyatt-Hotels dem Auftritt ihres Idols entgegenfiebern, hat Trump in seinem Exil im 170 Meilen entfernten Palm Beach ganz offensichtlich das Publikum vermisst, das ihm huldigt. Noch bitterer als in den vergangenen Monaten wirkt der Möchtegernautokrat. Sein Gesicht ist verquollen, seine Stimme über weite Strecken monoton. Dankbar scheint er den Beifall aufzusaugen, als er sich ausführlich für seine eigene Arbeit lobt. "Wir lieben Dich!", rufen die Anhänger. Da scheint er sich noch einmal zu fühlen wie 2016, als er gegen alle Erwartungen den Kampf ums Weiße Haus gewann. 

    Erneute Kandidatur zum US-Präsident 2024? Donald Trump weicht aus

    In der Sache bietet Trump bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Privatmann wenig Neues. Seine Rede besteht aus zahlreichen Versatzstücken, die er seit Jahren zum Besten gibt, reichlich Selbstlob für das "Wunder" eines schnellen Covid-Impfstoffs und einer grotesken Generalabrechnung mit dem Nachfolger Joe Biden, dem er "die desaströsesten ersten Wochen aller amerikanischen Präsidenten" bescheinigt.  

    Eine Nachricht für die Republikaner immerhin ist, dass Trump der Gründung einer eigenen Partei eine klare Absage erteilt. "Fake News", nennt er in bekannter Manier seine früheren Überlegungen. Die Frage, ob er 2024 noch einmal kandidieren will, lässt der einstige Reality-TV-Star bewusst unbeantwortet und versucht stattdessen, die Spannung zu erhöhen: "Eigentlich haben sie gerade das Weiße Haus verloren, wie ihr wisst", behauptet er wahrheitswidrig: "Wer weiß: Ich könnte sogar beschließen, sie ein drittes Mal zu schlagen." 

    Nach Sturm auf das Kapitol meint Donald Trump: "Mit uns gibt es keine Unruhen auf Straßen"

    Da ist sie wieder: Trumps Lüge von der "manipulierten Wahl", die der Ex-Präsident verbreitet, obwohl sie tausendfach widerlegt ist und das Land vor knapp zwei Monaten an den Rand eines Bürgerkriegs gebracht hat. Den blutigen Sturm des von ihm angefachten Mobs auf das Kapitol erwähnt Trump mit keinem Wort. Dafür schwelgt er umso ausführlicher und Verschwörungslegenden und Wahnvorstellungen. "Wie zur Hölle soll es möglich sein, dass ich verloren habe? Ich habe nicht verloren!", ruft er trotzig aus.  

    Bei jedem anderen Menschen, der sich der Wirklichkeit so hartnäckig verweigert, würden wohlmeinende Freunde professionelle Hilfe empfehlen. Doch Trump hat mit seiner Mischung aus Wutrede, Illusionstheater und Patriotismuspathos immer noch große Teil der Republikaner im Griff, die ihm bereitwillig in den Kulturkampf gegen alles, was angeblich das wahre, weiße Amerika bedroht, folgen.

    "Wir respektieren unsere großartige amerikanische Fahne", behauptet Trump ernsthaft: "Mit uns gibt es keine Unruhen auf den Straßen". Das sagt er wenige Wochen, nachdem seine Anhänger mit Baseballschlägern und Fahnenstangen Polizisten halbtot geschlagen haben.  

    Zwei Drittel der Teilnehmer plädieren für eine Kandidatur Donald Trumps 2024

    Gefahr droht laut Trump von der anderen Seite. Namentlich zählt er alle 17 republikanischen Abgeordneten und Senatoren auf, die für sein Impeachment gestimmt haben. "Werdet sie los!", fordert er seine Anhänger auf und verspricht, persönlich jeden Gegenkandidaten zu unterstützen. Eigentlich, behauptet er, sei die republikanische Partei so geeint wie nie zuvor. Nur ein paar Vertreter des Washingtoner Establishments wollten sie und das Land "zerstören". 

    Ein Anhänger des ehemaligen US-Präsidenten Trump gestikuliert Richtung eines Demonstranten außerhalb des Kongresszentrums bei der Conservative Political Action Conference (CPAC).
    Ein Anhänger des ehemaligen US-Präsidenten Trump gestikuliert Richtung eines Demonstranten außerhalb des Kongresszentrums bei der Conservative Political Action Conference (CPAC). Foto: John Raoux, dpa

    In Florida kommen solche rechtspopulistischen Töne gut an. Bei einer inoffiziellen Abstimmung sprechen sich 97 Prozent der Kongressteilnehmer für eine Fortsetzung der Trump-Politik aus. Der traditionelle Flügel der Republikaner scheint die Schlacht um den Kurs der Partei verloren zu haben.

    Doch ob tatsächlich der Ex-Präsident oder einer der jüngeren, ultrarechten Hitzköpfe die Partei in die nächste Wahl führt, ist derzeit völlig offen. Bei der CPAC-Tagung plädieren zwar zwei Drittel für eine erneute Kandidatur des Milliardärs. Doch bemerkenswerte 32 Prozent der Hardcore-Rechten stimmen dagegen und würden einen anderen Bewerber bevorzugen.

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