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USA: Trump ruft seine Anhänger zu den Waffeln

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Trump ruft seine Anhänger zu den Waffeln

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    Donald Trump bei einer Parteiveranstaltung der Republikaner am vergangenen Wochenende. Am Dienstag hat er einen Termin vor Gericht.
    Donald Trump bei einer Parteiveranstaltung der Republikaner am vergangenen Wochenende. Am Dienstag hat er einen Termin vor Gericht. Foto: Megan Smith, Imago

    Anderthalb Stunden lang hatte er beim Parteitag seine ganze Wut mit apokalyptischen Beschwörungen und wildesten Beschimpfungen herausgebrüllt, da verspürte der Wahlkämpfer Donald Trump das Bedürfnis nach einem Szenenwechsel. Demonstrativ grinsend marschierte er in ein Lokal der Imbisskette "Waffle House". Ein Pulk von Kameras umringte den einstigen Reality-TV-Star. "Dieses Land fährt zur Hölle, aber ich werde das nicht zulassen", sagt Trump. Den johlenden Gästen ruft er zu: "Es gibt Waffeln für alle!" 

    Die Szene aus dem US-Bundesstaat Georgia vom Samstagnachmittag vermittelt einen Eindruck, wie der Ex-Präsident mit der Anklage wegen seines skandalösen Umgangs mit streng geheimen Regierungsunterlagen umgehen will. Sonderermittler Jack Smith wirft dem 76-Jährigen eine Verschwörung zur Behinderung der Justiz, die vorsätzliche Einbehaltung sensibler militärischer Informationen und Falschaussagen vor. 

    Trump wirft der US-Justiz einen "politischen Auftragsmord" vor

    Bei einem Wahlkampfauftritt vor 2000 Republikanern hatte der derzeitige Favorit für die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei zuvor auf Attacke geschaltet. Der Justiz warf er einen "politischen Auftragsmord" für die Biden-Regierung an seiner Person vor. Das bevorstehende Strafverfahren deutete er zur "finalen Schlacht" um: "Entweder die Kommunisten gewinnen und zerstören Amerika oder wir zerstören die Kommunisten." 

    Seinen Anhängern präsentiert sich Trump als ihr Beschützer: "Sie sind nicht hinter mir her, sondern hinter Euch und ich stehe ihnen im Weg", behauptete er: "Aber ich werde niemals nachgeben. Ich werde nie aufhören, für Euch zu kämpfen." 

    Die 49-seitige Anklageschrift vermittelt ein ganz anderes Bild des Ex-Präsidenten, der mehr als 300 vertrauliche, geheime oder streng geheime Regierungsakten nach seinem Ausscheiden aus dem Amt beiseiteschaffte und ihre Herausgabe monatelang verweigerte. Bei der Lektüre bestätigt sich auf dramatische Weise der Eindruck eines schwer narzisstisch gestörten Möchtegern-Autokraten, der sich über dem Gesetz wähnt und ohne Rücksicht auf Schaden für andere jedes Mittel nutzt, sein eigenes Ego zu befriedigen. 

    Trump lagerte sensible Dokumente im Badezimmer

    Nicht nur zeigen Fotos, die der Anklageschrift beigefügt sind, wie Trump die hochsensiblen Dokumente zu den nuklearen Fähigkeiten der USA und militärischen Schwachstellen ihrer Verbündeten einfach in öffentlich zugänglichen Badezimmern, Ballsälen und Abstellräumen seiner Privat-Residenz Mar-a-Lago lagerte, die 150 Menschen beschäftigt und in der fraglichen Zeit mehr als 10.000 Gäste hatte. Zeugenaussagen und Tonbandaufnahmen belegen auch, wie er die Kisten mit den Akten hin- und herräumen ließ, ihre Vernichtung diskutierte und sich in einem Interview mit dem Besitz eines Angriffsplans des Pentagon auf den Iran brüstete. "Das sind geheime Informationen. Schauen Sie sich das an!", soll er gesagt haben. 

    Dieses Foto, das in der Anklageschrift gegen den ehemaligen US-Präsidenten Trump enthalten ist, zeigt Kisten mit Dokumenten, die in einem Badezimmer und einer Dusche im Lake Room von Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach gelagert werden.
    Dieses Foto, das in der Anklageschrift gegen den ehemaligen US-Präsidenten Trump enthalten ist, zeigt Kisten mit Dokumenten, die in einem Badezimmer und einer Dusche im Lake Room von Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach gelagert werden. Foto: Justice Department, dpa

    Am Dienstag nun muss sich Trump vor einem Gericht in Miami einfinden. Die Sicherheitsbehörden bereiten sich auf mögliche Unruhen vor. "Wir sehen uns am Dienstag in

    Trumps Anwesen Mar-a-Lago liegt rund 70 Meilen nördlich von dem Justizgebäude. Es ist noch nicht klar, wie Trump die Strecke zurücklegt. Auf jeden Fall dürfte er seine Vorladung als eine Art Triumphzug zu inszenieren versuchen. Schon bei der Anklage in New York Anfang April wegen seiner Schweigegeldzahlung an den Pornostar Stormy Daniels hatte es zudem einen gewaltigen Medienzirkus gegeben. 

    Richterin wurde von Trump ernannt

    Bei einer Verurteilung droht Trump theoretisch eine mehrjährige Haftstrafe. Doch ist unklar, wann das Verfahren eröffnet wird. Als Richterin wurde nämlich Aileen Cannon berufen. Die Tochter kubanischer Flüchtlinge ist eine glühende Anti-Kommunistin. Sie war von Trump noch zu dessen Amtszeit ernannt worden und blockierte bereits nach der FBI-Razzia im vorigen August zunächst die Auswertung der dort gefundenen Unterlagen. Durch die Terminierung und die Nichtzulassung von Beweismitteln kann sie den Fortgang und das Ergebnis des Verfahrens vor einer Geschworenenjury erheblich beeinflussen.

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