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USA: Die Trump-Herausforderin gibt auf: Nikki Haleys böses Erwachen

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Die Trump-Herausforderin gibt auf: Nikki Haleys böses Erwachen

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    Nikki Haley, republikanische Präsidentschaftskandidatin, verlässt nach ihrer Rede eine Pressekonferenz. Die Republikanerin zieht sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur zurück.
    Nikki Haley, republikanische Präsidentschaftskandidatin, verlässt nach ihrer Rede eine Pressekonferenz. Die Republikanerin zieht sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur zurück. Foto: Chris Carlson, AP/dpa

    Nikki Haley brauchte erst einmal eine Nacht, um ihr Ergebnis zu überschlafen. Anders als üblich, gab die Herausforderin von Donald Trump im innerparteilichen Präsidentschaftsrennen der Republikaner am Wahlabend keinen Kommentar ab. Nicht, als sie überraschend den Bundesstaat Vermont gewann, nicht, als sich Trump mit einer düsteren Rede aus seinem goldenen Ballsaal in Mar-a-Lago meldete, und auch nicht später in der Nacht, als Haleys Ergebnisse immer schlechter wurden.

    Erst am Mittwochmorgen, um zehn Uhr Ortszeit trat die frühere UN-Botschafterin in Charleston vor die Kameras. Da war nicht mehr zu leugnen, dass sie den "Super Tuesday" mit Vorwahlen in 15 Bundesstaaten krachend verloren hatte. "Ich bereue nichts", sagte die 52-Jährige mit einem etwas gequälten Lächeln. "Aber nun ist die Zeit gekommen, meine Kampagne auszusetzen." Sie werde, so Haley, auch weiter ihre Stimme erheben zu Fragen, die ihr wichtig seien. Beispielhaft nannte sie die Haushaltsdisziplin und die Unterstützung der Ukraine. Doch werde sie dies "als private Bürgerin tun".

    Nikki Haley verzichtete auf eine Wahlempfehlung für Trump

    Haley gratulierte Trump zu seinem Sieg, doch bemerkenswerterweise sprach sie keine formale Wahlempfehlung für den Favoriten aus. Eine mögliche spätere Unterstützung ließ sie offen: "Es ist nun an Donald Trump, die Stimmen derjenigen zu gewinnen, die ihn nicht gewählt haben", sagte sie. Der Ex-Präsident müsse sich jetzt zwischen weiterer Spaltung und einer Einigung der Partei entscheiden.

    Bis zum Redaktionsschluss hatte Trump mehr als 1000 Delegiertenstimmen eingesammelt. Die absolute Mehrheit bei den Conventions liegt bei 1215 Stimmen. Nikki Haley kommt gerade einmal auf 89 Stimmen – sie siegte nur in Vermont und in der US-Hauptstadt Washington. Anfangs hatte die eher traditionelle Konservative jede direkte Kritik an Trump vermieden, war den Favoriten zuletzt aber offener angegangen und hatte seine mentale Eignung für das Amt infrage gestellt.

    Haleys Kampagne verlief enttäuschend

    Doch Haleys Kampagne war enttäuschend verlaufen. Am "Super Tuesday" holte sie in Minnesota, North Carolina, Colorado, Massachusetts und Wisconsin zwischen 20 und 35 Prozent der Stimmen, lag aber in den dominierenden bevölkerungsreichen Bundesstaaten Texas und Kalifornien rund 60 Punkte hinter Trump.

    Der Ex-Präsident erwähnte seine Herausforderin mit keinem Wort, als er in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida am Dienstagabend um kurz nach 22 Uhr ans Mikrofon trat. Seine in seltsam monotonem Ton vorgetragene Siegesrede geriet düster. Rund 15 Minuten lang lieferte der 77-Jährige einen mäandernden Gedankenstrom von den Zeiten seiner vermeintlich gloriosen Präsidentschaft über den Verfall der USA zu einem "Dritte-Welt-Land", die angebliche "Invasion" von kriminellen Migranten und seine behauptete politische Verfolgung durch die von Präsident Joe Biden gelenkte Justiz. 

    Donald Trump kurz vor der absoluten Mehrheit der Delegiertenstimmen

    Jetzt kann Trump die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten nicht mehr genommen werden. Spätestens in zwei Wochen dürfte er die absolute Mehrheit der Delegiertenstimmen zusammenhaben. Beim amtierenden Präsidenten Joe Biden verhält es sich ähnlich. Er siegte in allen 15 Bundesstaaten und in Iowa, dessen Vorwahl-Ergebnis vom Januar erst verzögert bekannt gegeben wurde. Alleine in der Demokraten-Hochburg Kalifornien konnte er mehr als 400 Delegiertenstimmen gewinnen. 

    Mehr als seine innerparteilichen Herausforderer Dean Phillips und Marianne Williamson, die erneut bescheidene Ergebnisse einfuhren, dürften Biden die Proteststimmen junger und propalästinensischer Wähler beruhigen. Nachdem in Michigan in der vergangenen Woche rund 13 Prozent der Demokraten mit "uncommitted" (unentschieden) gestimmt hatten, verweigerten in Minnesota fast 20 Prozent der Parteibasis mit diesem Slogan ihre Stimme. Dahinter steht die wachsende Empörung vor allem beim linken Flügel der Demokraten über Bidens Unterstützung der israelischen Militäroffensive in Gaza, die schon mehr als 30.000 Menschenleben gekostet hat.

    Schon jetzt blickt das Land auf die umkämpften Swing States

    Angesichts der extrem knappen Mehrheitsverhältnisse hat das Israel-Thema das Potenzial, Biden im November einen wichtigen Swing State zu kosten. Andererseits könnten sich in North Carolina, das Trump 2020 mit gerade einmal 100.000 Stimmen Vorsprung gewonnen hatte, neue Chancen für die Demokraten eröffnen: Dort wurde nämlich von den Republikanern der homophobe Holocaustleugner Mark Robinson als Gouverneurskandidat nominiert – ein Zeichen für die Dominanz des Trump-Lagers. Doch ein Viertel der Republikaner stimmte im Präsidentschaftsrennen für Nikki Haley. In den kommenden Monaten dürften die Demokraten massiv versuchen, diese moderateren Konservativen für sich zu gewinnen. 

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