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Juan Merchan: Der Richter im Fall Donald Trump

USA

Der Ex-Präsident und sein Richter

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    Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, muss sich vor Gericht verantworten.
    Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, muss sich vor Gericht verantworten. Foto: Evan Vucci, dpa

    Eigentlich kennt sich Juan Merchan mit delikaten Fällen aus. Er hat der legendären "Soccer Mom Madam" den Prozess gemacht, die aus dem Vorstadtidyll von Westchester County eine millionenschwere Luxus-Callgirl-Agentur für die einflussreichsten Männer von New York betrieb. Und er schickte einen Senegalesen lebenslang ins Gefängnis, der den Mord an seiner Ex-Freundin mit Unterstützung eines Medizinmanns als missglückte Geisterheilung darzustellen versuchte. 

    Doch der Mann, der dem Richter am Kriminalgericht von Manhattan gegenüberstehen wird, ist von einem anderen Kaliber. Noch vor der ersten Begegnung hat Trump den erfahrenen Juristen beschimpft: "Er hasst mich", pöbelte der Ex-Präsident auf seiner Propagandaplattform Truth Social: "Er hat meine Firmen bösartig behandelt." Trump kündigte Einspruch gegen Merchan wegen angeblicher Befangenheit an. 

    Richter Juan Merchan ist bekannt im Trump-Kosmos

    Tatsächlich hatte der weißhaarige Richter schon früher mit dem Trump-Kosmos zu tun. Er eröffnete den Prozess gegen den einstigen Chefideologen Steve Bannon, der mit einer fingierten Spendenaktion für den Bau der Grenzmauer eine siebenstellige Summe beiseitegeschafft haben soll. Und er verurteilte den einstigen Finanzchef des Trump-Imperiums, Allen Weisselberg, wegen Steuerbetrugs zu einer Haftstrafe, die mit fünf Monaten nur deshalb milde ausfiel, weil der Manager vorher auspackte. 

    Doch Weisselbergs Anwalt Nicholas Gravante äußert sich ganz anders über den Richter als der Ex-Präsident: "Er war effizient, pragmatisch und hat genau zugehört", sagte Gravante dem Sender CNN: "Er war immer gut vorbereitet (...) und hat mich und meine Kollegen mit höchstem Respekt behandelt." Das deckt sich mit den Beschreibungen des 60-Jährigen von anderer Seite. In Medienberichten wird er als hart, aber fair und höchst professionell beschrieben. "Er liest jedes Wort und jede Fußnote auf jeder Eingabe", sagte Jose Fanjul, ein ehemaliger Manhattaner Staatsanwalt, der New York Times und lobte, Merchan sehe es als "moralische Verpflichtung" an, das Gesetz treu umzusetzen.

    Am Dienstag wird die Anklageschrift von Trump verlesen

    Trump dürfte für den Richter, der mit seinen Eltern als Sechsjähriger aus Kolumbien in die USA kam und während der Schulzeit als Tellerwäscher und Nachtportier jobbte, die Herausforderung seines Lebens sein. Qualifiziert dafür ist er auch, weil er vor seinem Wirtschafts- und Jurastudium als interner Revisor einer Immobilienfirma arbeitete – also die Branche, aus der Trump stammt, bestens kennt. Seine juristische Karriere begann Merchan 1994 als Junior-Staatsanwalt in Manhattan. Seit 14 Jahren sitzt er auf der Richterbank. 

    Der Termin mit Trump am Dienstag ist für 14.15 Uhr (Ortszeit) festgesetzt. Schon am Dienstagvormittag dürfte er sich im Gerichtsgebäude von Manhattan zunächst bei der Staatsanwaltschaft melden. Dort wird er mutmaßlich kurzzeitig in Gewahrsam genommen, damit Fingerabdrücke und ein Fahndungsfoto von ihm gemacht werden können. Beobachter erwarten nicht, dass dem prominenten Delinquenten Handschellen angelegt werden. 

    Die Kopie einer Anordnung von Juan Manuel Merchan, vorsitzender Richter im Fall des ehemaligen US-Präsidenten Trump.
    Die Kopie einer Anordnung von Juan Manuel Merchan, vorsitzender Richter im Fall des ehemaligen US-Präsidenten Trump. Foto: Mary Altaffer, dpa

    Richter Merchan dürfte ihm die Anklageschrift vorlesen. Bislang befindet sich das Dokument unter Verschluss. In Medien wird spekuliert, dass die Anklage mehr als 30 Punkte im Zusammenhang mit der Schweigegeldzahlung an die Porno-Darstellerin Stormy Daniels umfasst, mit der Trump im Sommer 2006 eine kurze Affäre hatte. Konkret soll das Geld falsch als Anwaltsausgaben verbucht worden sein, um damit einen Verstoß gegen das Gesetz zur Kampagnenfinanzierung zu verschleiern. Letzteres wäre eine Straftat. 

    Bis zur Eröffnung des Verfahrens dürften noch Monate vergehen. Trump will schon am Dienstagabend wieder in Florida sein. Für 20.15 Uhr Ortszeit (2.15 Uhr MESZ in der Nacht zum Mittwoch) hat er dort eine Fernsehansprache angekündigt. 

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