Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

USA: „Das ist gefährlich“: So reagiert Berlin auf die Trump-Rede

USA

„Das ist gefährlich“: So reagiert Berlin auf die Trump-Rede

    • |
    • |
    Trump ist der unangefochtene Star auf dem Parteitag der Republikaner. Die deutsche Bundesregierung beobachtet ihn genau.
    Trump ist der unangefochtene Star auf dem Parteitag der Republikaner. Die deutsche Bundesregierung beobachtet ihn genau. Foto: Julia Nikhinson/AP, dpa

    Für Donald Trump war der Parteitag der Republikaner ein Durchmarsch. Nicht nur, dass der 78-Jährige erwartungsgemäß offiziell zum US-Präsidentschaftskandidaten seiner Partei ernannt wurde. Die Veranstaltung geriet nach dem Attentat auf ihn zu einer Heldenverehrung, die im Ausland mit einiger Verwunderung aufgenommen wurde. Das gilt auch für die Inhalte, vor allem für die Rede von Trump. Die hatte der Unternehmer nach den Schüssen auf ihn zwar noch umgeschrieben und angeblich im Vergleich zur ersten Version abgemildert. Doch die neue Fassung war nicht dazu angetan, auf der anderen Seite des Atlantiks freundlicher auf den mögliche neuen US-Präsidenten zu blicken.

    Das sagt der Transatlantik-Beauftragte zur Trump-Rede

    „Die Rede von Donald Trump zur Annahme der Nominierung war im Stil zwar etwas anders als er bisher geredet hat, oft sogar relativ zurückhaltend im Ton und fast schon leise“, sagte der Transatlantik-Beauftragte der Bundesregierung, Michael Link, und ergänzte gleichzeitig; „Aber in der Sache selbst war es nichts Neues.“

    Trump habe im Gegenteil Forderungen gestellt und die US-Regierung unter anderem aufgefordert, die Strafverfolgung einzustellen. Erst dann sei er zu Gesprächen bereit. „Das ist keine Versöhnung. Das ist ein anderer Stil, aber der gleiche Inhalt wie bisher auch“, sagte Link. Der Parteitag habe einen Trump auf dem Höhepunkt seiner Macht gezeigt, insgesamt müsse man „davon ausgehen, dass er momentan allergrößte Chancen hat, die Wahl zu gewinnen“, erklärte der FDP-Politiker. Umso wichtiger sei es jetzt, auf den demokratischen Parteitag zu blicken. Die Frage sei, ob es den Demokraten gelinge, „das Rennen wirklich noch einmal offen zu gestalten“.

    Michael Link ist der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung.
    Michael Link ist der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung. Foto: Hannes P Albert, dpa

    Der CSU-Verteidigungsexperte Florian Hahn kam zu einem ähnlichen Schluss. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass Trump seiner Linie aus seiner ersten Präsidentschaft treu bleiben wird“, sagte er unserer Redaktion. „America first“ sei das Motto. Trump und seine potentiellen Regierungsmitglieder würden jetzt schon deutlich machen, dass die Hauptherausforderung China sei. „Das hat Folgen für Europa in der Handelspolitik und in der Sicherheitspolitik“, sagte Hahn, der den Parteitag ebenfalls vor Ort live verfolgte. Hahn mahnte mehr sicherheitspolitische Unabhängigkeit und militärische Abschreckungsfähigkeit der Europäer an. „Auf diesem Weg haben wir die Biden-Jahre nicht wirklich genutzt. Hier braucht es auch mit Blick auf die aktuelle Haushaltsplanung eine grundlegende Kursänderung“, sagte er.

    Bundesregierung zu Trump-Auftritt: „Wir beobachten das Geschehen“

    Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann hielt sich mit einer Kommentierung durch das Kanzleramt zurück. „Wir beobachten das Geschehen dort, aber wir bewerten diese Rede nicht“, sagte sie vor Journalisten in Berlin. Das dürfte nicht zuletzt für die demonstrative Annäherung Trumps an den ungarischen Regierungschef Victor Orban gelten. Dessen Land hat gerade die EU-Ratspräsidentschaft inne und Orban versucht zum Missfallen vieler EU-Partner, sich über die Russland-Schiene als Friedensvermittler im Ukraine-Krieg zu etablieren. 

    Orban brachte Trump als Vermittler ins Spiel, der Präsidentschaftskandidat lobte ihn in seiner Rede ausdrücklich. Link kritisierte, der Amerikaner habe damit „noch einmal gezeigt, dass er die bedenkliche Tendenz hat, sich mit anderen, aus seiner Sicht starken Führungspersönlichkeiten zusammenzusetzen“, um dann auf seine Art Dinge zu lösen. „Das ist gefährlich und deshalb werden wir diplomatisch alle Hände voll zu tun haben, wenn er gewinnen sollte“, sagte der Transatlantik-Experte.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden