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USA: Donald Trump lässt sich boostern - Auffrischungsimpfung erzürnt Anhänger

USA

Trump lässt sich boostern – eine Impfung mit politischen Nebenwirkungen

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    Nach dem Motto „Besser spät als nie“: Donald Trump hat sich gegen Covid-19 boostern lassen.
    Nach dem Motto „Besser spät als nie“: Donald Trump hat sich gegen Covid-19 boostern lassen. Foto: Gerald Herbert, AP/dpa

    In seiner kruden Weltsicht ist Barack Obama ein Al-Kaida-Terrorist und Hillary Clinton betreibt ein Pädophilennetzwerk: Der rechtsextreme Radio-Moderator Alex Jones gehört zu den glühendsten Trump-Unterstützern der ersten Stunde. „Keine Sorge, Herr Präsident. Die Kavallerie ist auf dem Weg!“, rief er seinem Idol noch nach der verlorenen Wahl im November 2020 über den Sender zu.

    Doch plötzlich scheint es vorbei zu sein mit der Bewunderung des bekanntesten Verschwörungspropagandisten der USA für den Ex-Wüterich im Weißen Haus. „Das ist ein Katastrophenalarm für Präsident Trump“, drohte der 47-Jährige zu Weihnachten auf seinem Kanal Infowars: „Entweder sind Sie komplett ahnungslos (...) oder Sie sind einer der bösartigsten Menschen, die je gelebt haben.“

    Juli 2016: Alex Jones wird von Polizisten aus einer Gruppe von Demonstranten weggeführt.
    Juli 2016: Alex Jones wird von Polizisten aus einer Gruppe von Demonstranten weggeführt. Foto: John Minchillo/AP (dpa)

    Ausgelöst wurde der plötzliche Sympathieabsturz durch zwei Interviews, die Trump in den jüngsten Tagen gegeben hat. Zunächst bekannte er am Sonntag vor einer Woche bei einer Veranstaltung in Dallas, dass er vollständig gegen das Coronavirus geimpft sei und eine Auffrischungsspritze erhalten habe. Dann erklärte er am Mittwoch in einem Interview mit der ultrarechten Talkshow-Gastgeberin Candace Owens: „Wenn Sie sich impfen lassen, sind Sie geschützt. (...) Wenn Sie es bekommen, dann nur in milder Form.“ Die Äußerungen kommentierte Präsident Joe Biden zufrieden und gehörten „zu den wenigen Dingen, bei denen wir übereinstimmen“.

    Sarah Palin über Corona-Impfung: „Nur über meine Leiche!“

    In den USA ist das Impfen inzwischen hochpolitisiert.
    In den USA ist das Impfen inzwischen hochpolitisiert. Foto: Sven Hoppe/dpa

    In der von Verschwörungsfantasien geprägten Welt der Trump-Anhänger aber ist seither der Teufel los. Nicht nur Jones warf dem Ex-Präsidenten vor, „dreckige Lügen“ zu verbreiten und seine Mitmenschen mit einem „gefährlichen Gift“ malträtieren zu wollen. „Nur über meine Leiche!“, formulierte die Tea-Party-Ikone Sarah Palin ihren Widerstand gegen eine Covid-Immunisierung. Und die rechtsextreme republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Greene, die vor einiger Zeit die Impfkampagne mit dem Holocaust verglichen hatte, bekräftigte: „Ich bin nicht geimpft. Ich werde mich nicht impfen lassen, weil ich Amerikanerin bin.“

    Tatsächlich ist die Corona-Impfung in den USA hoch politisiert – und die Trennlinien verlaufen weitgehend entlang der politischen Präferenzen. Während 86 Prozent der demokratischen Wähler nach einem Bericht der New York Times mindestens eine Spritze gegen das Virus erhalten haben, liegt die Quote bei den Republikanern nur bei 60 Prozent. Das hat Folgen für die Verteilung der schweren und tödlichen Krankheitsfälle im Land. Während im Oktober in Gebieten, die für Trump gestimmt hatten, 25 von 100.000 Einwohnern an Covid starben, lag der Anteil in demokratischen Regionen bei 7,8 von 100.000 Einwohnern.

    Biden-Regierung lobt Trumps Äußerungen zur Impfung

    Entsprechend positiv werden Trumps Äußerungen von der Biden-Regierung aufgenommen. „Ich kann nur wiederholen, was Ex-Präsident Trump über die Sicherheit und die Wirksamkeit der Impfung gesagt hat“, erklärte Jen Psaki, die Sprecherin des Weißen Hauses, zufrieden. In der Regierungszentrale hofft man, durch Trumps Äußerungen endlich auch jene Menschen erreichen zu können, die sich hartnäckig einer Immunisierung verweigern. Mit einer Quote von lediglich 61,7 Prozent vollständig Geimpfter hinken die USA vielen europäischen Ländern hinterher. „Es ist eine gute Sache, wenn er zum Impfen aufruft“, applaudierte Bidens Top-Experte Anthony Fauci: „Ich hoffe, er macht das weiter.“

    Doch ob Trump, der sich selbst reichlich für seinen Anteil an der Entwicklung der Vakzine lobt, tatsächlich viele Anhänger überzeugen kann, ist unklar. In Dallas wurde sein Bekenntnis zur Booster-Impfung aus dem Publikum vereinzelt mit Buh-Rufen quittiert. Und die schwarze Aktivistin und Impfgegnerin Owens sah sich nach ihrem Trump-Interview genötigt, die aufgebrachte rechte Basis zu beruhigen. „Die Menschen vergessen oft, wie alt Trump ist“, erklärte sie ihren vier Millionen Followern in einem Video bei Instagram. Den einstmals verehrten Präsidenten porträtierte sie als seniles Opfer der Mainstream-Medien: „Er kommt aus einer Generation, die vor dem Fernsehen und vor dem Internet geboren wurde und bevor man selber unabhängige Recherchen durchführen konnte.“

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