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US-Wahlkampf: Warum Hillary Clinton dieses Mal tatsächlich Präsidentin werden könnte

US-Wahlkampf

Warum Hillary Clinton dieses Mal tatsächlich Präsidentin werden könnte

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    Hillary Clintons Kandidatur für die Präsidentschaft ist offiziell. Über Twitter gab sie ihre Bewerbung bekannt.
    Hillary Clintons Kandidatur für die Präsidentschaft ist offiziell. Über Twitter gab sie ihre Bewerbung bekannt. Foto: Michael Reynolds (dpa)

    „Ich sehe mich nicht in die Politik zurückkehren“, hatte Hillary Clinton 2013 verkündet. Nach ihrem Abschied aus dem Außenministerium müsse sie 20 Jahre Schlaf nachholen. Nun will es die ehemalige Außenministerin und First Lady noch einmal wissen. Am Sonntag verkündete sie ihre erneute Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten.

    Vor acht Jahren war Clinton dem späteren Präsidenten Barack Obama im parteiinternen Vorentscheid unterlegen, nun soll es bei den Wahlen 2016 klappen. Mit einem Sieg würde sie nicht nur eine lange politische Laufbahn krönen. Sie wäre auch die erste Frau an der Spitze der USA.

    Clinton verkündet Kandidatur via Twitter

    „Ich bewerbe mich als Präsidentin“, schrieb die 67-Jährige über den Kurznachrichtendienst Twitter. In einem Video kündigte sie an, sich gegen soziale Ungleichheit in den USA einsetzen zu wollen. „Normale Amerikaner brauchen eine Vorkämpferin. Ich möchte diese Vorkämpferin sein.“ Der moderne Auftritt sollte vergessen machen, dass die Wähler Hillary schon seit Jahrzehnten kennen. Einem internen Memo zufolge hat sich die Kampagne auf Disziplin und Bescheidenheit eingeschworen – 2008 war Clintons Kandidatur von offenen Querelen begleitet gewesen.

    Clinton weiß, dass sie ihre Nominierung nicht als Selbstläufer darstellen darf – der Ruch von Hochmut und Anspruchsdenken klebt an ihr seit den Tagen ihres Mannes im Weißen Haus. Als Anfang März herauskam, dass sie als Außenministerin entgegen der Routine sämtliche E-Mails über einen privaten Server abgewickelt hatte, fühlten sich viele Amerikaner an Geheimniskrämerei in den 90er Jahren erinnert.

    Schnippisch ist sie zuvor auch bei anderen unangenehmen Fragen geworden. Bei der Vorstellung ihres zweiten Memoirenbandes klagte die Absolventin der Eliteschulen Wellesley und Yale, die Familie sei beim Auszug aus dem Weißen Haus 2001 „total pleite“ gewesen. Als sie an den Immobilienbesitz der Clintons erinnert wurde und daran, dass Bill als Ex-Präsident vor Verdienstmöglichkeiten stand, von denen gewöhnliche Amerikaner nur träumen können, ruderte sie zurück.

    First Lady als PR-Beraterin für Hillary Clinton

    Das ist Hillary Clinton

    1947: Hillary Diane Rodham kommt am 26. Oktober 1947 in Chicago als Tochter eines Textilfabrikanten zur Welt.

    1969 bis 1973: 1969 beginnt sie ihr Jurastudium an der Yale University in New Haven (US-Staat Connecticut). Dort lernt sie Bill Clinton kennen.

    1974: Ab 1974 arbeitet Hillary Clinton im Parlamentskomitee zur Absetzung von Präsident Richard Nixon und lehrt an der Universität von Arkansas.

    1975: Hillary und Bill Clinton heiraten. 1980 wird Tochter Chelsea geboren. Hillary arbeitet als Anwältin in Little Rock (Arkansas).

    1979 bis 1981 und 1983 bis 1993: Als Frau des Gouverneurs Bill Clinton ist Hillary First Lady in Arkansas. Sie setzt sich für Kinder- und Familienrechte ein.

    1993 bis 2001: Nachdem ihr Mann zum Präsidenten gewählt wurde, ist sie First Lady der USA. In dessen erster Amtszeit arbeitet sie an Plänen für eine Gesundheitsreform.

    1996: Im Buch «It Takes a Village» beschreibt Hillary ihre Vision einer kinderfreundlichen Gesellschaft. 2003 erscheint ihre Autobiografie «Living History», in der auch Bills Affäre eine Rolle spielt.

    2000: Sie wird für den Bundesstaat New York in den US-Senat gewählt und gewinnt 2006 die Wiederwahl.

    2008: Hillary Clinton scheitert mit ihrer eigenen Kandidatur für das Präsidentenamt an Barack Obama, der bei den Vorwahlen mehr demokratische Delegierte gewinnen kann.

    2009 bis 2013: Für die erste Amtszeit von Präsident Obama ist sie US-Außenministerin.

    2015: Clinton gab im April offiziell bekannt, sich erneut um das Amt als Präsidentin der USA zu bewerben.

    2016: Clinton ist Präsidentschaftskandidatin für die Demokraten.

    Doch die ehemalige First Lady hat aus ihren Fehlern gelernt – und daraus, dass sie 2008 eine sicher geglaubte Nominierung auf den letzten Metern verloren hat. Für ihren zweiten Anlauf hat sie sich die PR-Beraterin der überaus beliebten Michelle Obama gesichert. Statt mit Härte will die Kandidatin diesmal mit Wärme und Selbstironie bestechen. Ihr Geschlecht, das sie damals als Thema gemieden hatte, soll nun zur Trumpfkarte werden: Nach dem ersten schwarzen Präsidenten folgt die Chance auf die erste Präsidentin im Weißen Haus.

    Während ihrer vier Jahre als Außenministerin war Clinton so beliebt wie nie. Die New York Times feierte sie gar als „Rockstar-Diplomatin“. Kritiker vermissten nicht nur Visionen, sondern auch Erfolge. Manche glauben, dass sie heiße Eisen wie den Nahostkonflikt gar nicht erst anpackte, um für 2016 kein Risiko einzugehen. Clinton selbst sieht sich als Pragmatikerin, die nach den Bush-Jahren das Image der USA repariert hat. Mit 112 Ländern hat sie mehr Nationen bereist als jeder Außenminister vor ihr. (mit dpa, afp)

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