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US-Wahlkampf: Donald Trumps seltsames Streben nach Russland

US-Wahlkampf

Donald Trumps seltsames Streben nach Russland

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    "Aber küssen kann er..." - Donald Trump und Wladimir Putin kommen sich auf einem Graffito des litauischen Künstlers Mindaugas Bonanu in Vilnius näher.
    "Aber küssen kann er..." - Donald Trump und Wladimir Putin kommen sich auf einem Graffito des litauischen Künstlers Mindaugas Bonanu in Vilnius näher. Foto:  Valda Kalnina (dpa)

    Fast wären sie sich schon einmal begegnet. Im November 2013 reiste Donald Trump nach Moskau, um den Miss Universe Contest auszurichten. In einer Twitternachricht fragte er, ob Wladimir Putin wohl sein neuer bester Freund werden würde. Eine 25-Jährige aus Venezuela gewann den Schönheitswettbewerb. Zu einer Begegnung zwischen Trump und dem russischen Präsidenten kam es nicht.

     Zwei Jahre später macht sich der republikanische Präsidentschaftskandidat immer wieder für eine Zusammenarbeit mit Russland stark. Er sagt, dass er sich gut mit Putin verstehen würde und dass man einen Deal mit ihm in Syrien machen müsse. 

    Unter dem Wenigen, was sich bislang als Außenpolitik Trumps abzeichnet, sticht das auffällig heraus. 

    Als der Milliardär vor kurzem gefragt wurde, ob er als Präsident die Annexion der Krim anerkennen würde, sagte er: "Das werden wir uns anschauen." Zugleich rief er Moskau dazu auf, verschwundene E-Mails von Hillary Clinton aus ihrer Zeit als Außenministerin zu suchen. Da war die Empörung darüber, dass Moskau hinter dem Hacker-Angriff auf die Demokraten stecken könnte, gerade auf dem Höhepunkt. 

    Es ist eigentlich Konsens unter Außen- und Sicherheitsfachleuten in Washington, dass Putin ein Autokrat ist, dem man nicht über den Weg trauen kann. 

    Trumps politische Standpunkte zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie konträr zur Doktrin der Obama-Regierung stehen. Aber beim Thema Russland bricht er auch auf fundamentale Weise mit seiner eigenen Partei. Die beiden letzten republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney und John McCain setzten Putin ganz oben auf die Liste von Amerikas Widersachern. 

    Was hat Donald Trump nur mit Russland?

    Und der Ukraine-Konflikt war bislang eines der wenigen außenpolitischen Themen, bei dem so etwas wie überparteiliche Einigkeit herrschte. Aber auf dem Parteitag der Republikaner in Cleveland setzten Trumps Leute durch, dass eine Passage dazu im Parteiprogramm abgeschwächt wurde. Ursprünglich war dort von Waffenlieferungen an Kiew die Rede. Das fehlt nun. 

    Trump hat schon öfters erkennen lassen, dass er den Konflikt nicht als Problem Amerikas erachtet, sondern als das der Europäer. In einem Interview irritierte er nun mit dem Satz, Putin werde nicht in die Ukraine einmarschieren. Das wurde ihm als peinlicher Fehler ausgelegt, musste der Moderator ihn doch erst an die Annexion der Krim erinnern. 

    Für den Autor Zack Beauchamp ist das zu kurz gegriffen. "Trumps Punkt schien viel mehr zu sein, dass Russland mit ihm als Präsidenten nicht damit fortfahren würde, Soldaten in die Ukraine zu schicken", schrieb Beauchamp beim Portal Vox. In all dem Aufruhr über Trumps scheinbare Ahnungslosigkeit ging eine andere Passage des Interviews zudem fast unter: Dass der Präsidentschaftskandidat erklärte, die Menschen auf der Krim würden ohnehin lieber zu Russland gehören als zur Ukraine. 

    Was hat Trump nur mit Moskau?

    Manche machen vor allem drei Männer in seinem Umfeld für die Bestrebungen verantwortlich. Da wäre Carter Page, der im März als außenpolitischer Berater in Trumps Team kam. Laut Lebenslauf arbeitete er drei Jahre lang für die US-Bank Merrill Lynch in Moskau und kam in dieser Zeit auch mit dem Energieriesen Gazprom in Kontakt.

    Immer wieder kritisierte Page die Sanktionen gegen Russland. Am 7. Juli sprach er in Moskau bei einer Veranstaltung der New Economic School (NES). Die amerikanische Politik kam dabei nicht gut weg. Spekulationen, wonach Page in der Hauptstadt den mächtigen Kreml-Verwaltungschef Sergej Iwanow getroffen haben soll, wurden von Putins Sprecher Dmitri Peskow dementiert.

    Da wäre der Ex-General Michael Flynn, der einst Chef des US-Geheimdienstes DIA war. Im Ruhestand trat Flynn immer wieder als Experte im staatlichen russischen TV-Sender Russia Today (RT) auf, wo er sich unter anderem für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland beim Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat stark machte. Auch Flynn berät Trump in außenpolitischen Fragen.  

    Donald Trump, der Geschäftsmann

    Das wäre zudem Paul Manafort, Trumps Wahlkampfmanager, der eine ambivalente Karriere als Lobbyist hinter sich hat. Zu seinen früheren Auftraggebern zählte auch der ukrainische Ex-Präsident Viktor Janukowitsch. Vor allem Manafort wird eine große Rolle beim Thema Moskau zugeschrieben. Aber Trump habe auch schon wohlwollend über Russland gesprochen, als der 67-Jährige noch gar nicht für ihn arbeitete, meint E. Wayne Merry vom American Foreign Policy Council.

    Die "Washington Post" schreibt, Trumps Interesse an Russland speise sich zu einem Großteil aus seiner unternehmerischen Vergangenheit. Seine Weltsicht sei durch den Blick des Geschäftsmannes geprägt, weniger durch außenpolitische Denkfabriken. Seit den 1980er Jahren reiste er auf der Suche nach Investitionen immer wieder nach Moskau, seine Bestrebungen scheiterten allerdings. An seinem Loblied änderte das nichts. Noch 2013 erzählte er begeistert davon, bei einer Party mit fast allen russischen Oligarchen in einem Raum gewesen zu sein. 

    Die russischen Medien berichten unterdessen seit Wochen sehr breit über den Wahlkampf. Angesichts der dominanten Themen Ukraine, Hackerangriff und Nato titelte die Zeitung RBK: "Im Rennen um das US-Präsidentenamt führt Russland". Grundsätzlich weiß der Kreml, dass ein möglicher Präsident Trump US-Interessen vertreten würde. Aber er sendet andere Signale als Hillary Clinton, die Putin 2014 mit Hitler verglichen hatte. Das ist in Moskau weder vergeben noch vergessen. Von Maren Hennemuth, dpa

    Das ist Donald Trump

    Donald Trump ist der aktuelle Präsident der USA. Fakten und Zahlen zu ihm.

    Donald Trump, geboren am 14. Juni 1946, ist das vierte von fünf Kindern des Immobilienunternehmers Frederick Trump Jr. und seiner Frau Mary Anne MacLeod.

    Trumps Großeltern Frederick Trump und Elisabeth Christ stammen aus Kallstadt in der Pfalz und waren nach Amerika ausgewandert.

    Trump studierte Wirtschaftswissenschaft an der Fordham University in New York und an der renommierten Wharton School in Philadelphia.

    Schon als Student machte Trump sich selbstständig, indem er mit einem vom Vater gestellten Startkapital von 200.000 Dollar preiswert marode Häuser erwarb, sanierte und teuer weiter verkaufte.

    1974 übernahm er das Unternehmen des Vaters und realisierte Bau- und Hotelprojekte in den USA und anderen Ländern. Zu den bekanntesten zählen in New York der Trump Tower, der Trump World Tower sowie das Trump Building.

    Die Geschäftsfelder des Donald Trump sind vielfältig: Er investierte in Aktien, besitzt eine Modelagentur und betreibt 18 Golfplätze. Aus dem Geschäft mit Spielbanken und einer eigenen Fluglinie zog er sich dagegen zurück.

    Trump veröffentlicht 16 Bücher, die als Ratgeberliteratur von Verhandlungs- und Geschäftspraxis handeln.

    Trump hatte immer wieder kurze Gastauftritte in Filmen und Fernsehserien, wie in Kevin – Allein in New York, Der Prinz von Bel-Air oder Sex and the City. 2004 und 2015 war Trump Gastgeber der US-amerikanischen Comedy-Show Saturday Night Live des Senders NBC.

    Donald Trump heiratete 1977 das tschechische Model Ivana Marie Zelníčková, mit der er drei Kinder hat. 1992 folgte die Scheidung. Trump war kurzzeitig mit Carla Bruni liiert, der jetzigen Gattin des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Von 1993 bis 1999 hieß Trumps Ehefrau Marla Maples. Mit der Schauspielerin hat er eine Tochter.

    2005 heiratet er das Model Melania Knauss, mit der er einen weiteren Sohn hat. Inzwischen ist er achtfacher Großvater.

    Trump ist ein politisches Chamäleon: 1987 registriert er sich bei den Republikanern, wechselt 1999 zur Independence Party, 2001 zu den Demokraten und 2009 wieder zu den Republikanern.

    Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft im Jahr 2016 provozierte Trump mit rassistischen und sexistischen Aussagen. Er beleidigte Behinderte und drohte, seine Konkurrentin Hillary Clinton ins Gefängnis zu schicken.

    Bei der US-Wahl am 8. November 2016 gelang es ihm dennoch, eine deutliche Mehrheit der Wahlmänner hinter sich zu vereinen.

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