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US-Wahlkampf: Bye, bye, Mitt - Ist die US-Wahl bereits entschieden?

US-Wahlkampf

Bye, bye, Mitt - Ist die US-Wahl bereits entschieden?

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    Hat Mitt Romney die Wahl bereits verloren?
    Hat Mitt Romney die Wahl bereits verloren? Foto: Erik S. Lesser, dpa

    Eigentlich kann Mitt Romney seinen Wahlkampf sofort beenden, das Rennen ums Weiße Haus gegen Amtsinhaber Barack Obama hat er doch sowieso schon verloren. So tönte es zumindest in vielen US-Medien, nachdem am Montagabend das entlarvende Video des republikanischen Herausforderer auftauchte. Ein Kandidat, der 47 Prozent der Bevölkerung als Sozialschmarotzer abtue, die wachsende schwarze und hispanische Wählerschaft in den USA als Problem für die Nation bezeichne und den Nahost-Frieden für unwahrscheinlich halte, der könne doch nicht gewählt werden. Oder?

    Endspurt hat noch nicht begonnen

    Die fast sieben Wochen bis zur Wahl am 6. November sind im Zeitalter der Dauerbeschallung mit Nachrichten eine Ewigkeit, in der noch viel passieren kann. "Atme tief durch, Washington. Es ist zu früh, Mitt Romney abzuschreiben", titelte das respektierte "National Journal" entsprechend: "Einige der gleichen Leute zählen ihn heute aus, die vor ein paar Wochen noch Obama ausrangiert hatten. Kommentatoren haben eine kurze Gedächtnisspanne." Tatsächlich hat der Endspurt noch längst nicht begonnen - drei Fernsehdebatten, neue Wirtschaftsdaten und die Krise in Nahost können Obama noch in die Quere kommen.

    Entscheidende Bundesstaaten weiter eng umkämpft

    Zwar zeigten am Mittwoch jüngste Umfragen, dass der Amtsinhaber sich von Romney absetzen konnte. Landesweit würden derzeit 50 Prozent der Wähler für Obama stimmen und 45 Prozent für den Republikaner, wie eine Erhebung des Wall Street Journal und des TV-Senders NBC zeigte. Und die Werte stammen aus den Tagen, bevor Romney durch das heimlich gefilmte Video in Verruf geriet. Doch in den umkämpften Bundesstaaten ist Abstand oft geringer - und die sind wegen des Wahlsystems das Zünglein an der Waage. Ein konservativer Wahlstratege bezeichnet es als "Hoffnungsschimmer in einem Meer aus schlechten Nachrichten", dass die Umfragen weiter ein knappes Rennen zeigen.

    Stimmungen können sich schnell wandeln

    Das ist Mitt Romney

    Willard Mitt Romney wurde am 12. März 1947 in Detroit geboren.

    Romney studierte an der renomierten Harvard University und besitzt neben seinem Master in Business Administration auch einen Abschluss in Rechtswissenschaften.

    Seit 1969 ist Romney verheiratet und hat mittlerweile fünf Söhne und 16 Enkelkinder.

    Romney ist überzeugter Mormone und war unter anderem ab 1966 für zwei Jahre missionarisch in Frankreich tätig.

    Im Jahr 2002 wurde Romney zum 70. Gouvernour des Bundesstaats Massachusetts gewählt.

    Dabei setzte er sich mit 50% der Stimmen durch, was im liberalen Massachusetts für einen Aufschrei sorgte. Dort stellt im Regelfall die demokratische Partei die Regierung.

    Im Jahr 2005 kündigte Romney an für die US-Präsidentschaftswahl 2008 zu kandidieren.

    Obwohl er in einigen Bundesstaaten gute Ergebnisse erzielen konnte, musste sich Romney letztlich John McCain geschlagen geben, der später die Wahl gegen den Demokraten Barack Obama verlor.

    Bei der Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahl 2012 lief es dann besser für Romney: am 29. Mai 2012 sicherte er sich die nötige Stimmanzahl für eine mögliche Präsidentschaftskandidatur. Gegen Amtsinhaber Obama unterlag Romney aber.

    Romney lehnt gleichgeschechtliche Ehen ab, befürwortet die Sendung von Soldaten in den Irak und hat eine harte Haltung gegenüber illegalen Einwanderern.

    Wie sehr sogenannte Politikexperten daneben liegen können, zeigte sich in der Vorwoche nach dem Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem der amerikanische Botschafter starb. Als Romney den Präsidenten zeitgleich harsch für dessen "gescheiterte" Außenpolitik angriff, wurde er in den Medien dafür schwer gescholten. Die Wähler würden bestrafen, dass er so ein tragisches Ereignis politisch ausschlachte. Tatsächlich aber ließen die unentschlossen Wähler Obama für die hochkochende Anti-Amerika-Stimmung in Nahost bluten. Die Zustimmung für seine Außenpolitik sank in der wichtigsten Zielgruppe des Wahlkampfs seitdem rapide von 54 auf 41 Prozent.

    Entscheidung wird erst nach den TV-Duellen fallen

    In die Endphase geht die Schlacht ums Weiße Haus erfahrungsgemäß erst, wenn sich die Kandidaten ihre Rededuelle im TV liefern. Millionen werden sich erst am 3., 16. und 22. Oktober ihr endgültiges Bild machen, wenn sich beide persönlich gegenüberstehen. Der Präsident gilt in diesem Format nicht als geschickt, vor vier Jahren leistete er sich in den Vorwahlen gegen seine damalige Kontrahentin Hillary Clinton schlimme Patzer. Romney dagegen ist nach 20 Vorwahl-Debatten dieses Jahr im Training. Zudem bereite er sich besser vor "als jeder andere Kandidat in der modernen Geschichte", wie die Obama-Sprecherin Jennifer Psaki kürzlich durchblicken ließ.

    Republikaner könnten Obamas magere Bilanz ausschlachten

    Das ist Barack Obama

    Barack Hussein Obama Junior wurde am 4. August 1961 in Honolulu (Hawaii) geboren.

    Die Mutter war eine Anthropologin aus den USA, Obamas Vater, der die Familie wenig später verließ, war Kenianer.

    Von 1967-1970 lebte Obama in Jakarta (Indonesien), bevor die Familie wieder nach Hawaii zurückkehrte.

    Obama studierte in New York Politikwissenschaften und wenig später an der renomierten Harvard University Jura. Er beendete sein Studium als Juris Doctor.

    In Harvard lernte er 1988 auch Michelle Robinson kennen, die ebenfalls Jura studierte. 1992 heiratet das Paar und bekommt zwei Töchter.

    In Chicago schlug Obama 1992 schließlich eine politische Laufbahn ein. Er unterstützte Bill Clinton bei seinem Wahlkampf um die US-Präsidentschaft.

    Am 20. Januar 2009 wurde er zum 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt.

    Am 17. Januar 2009 wurde er als erster dunkelhäutiger Präsident Amerikas in sein Amt eingeführt.

    Im selben Jahr noch wurde ihm der Friedensnobelpreis für seinen Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie verliehen.

    Seitdem hatte Obama Schwierigkeiten, den enorm hohen Erwartungen standzuhalten. Die Wirtschaftskrise setzte seiner Regierung, die ohnehin leere Kassen übernommen hatte, schwer zugesetzt.

    Dennoch wurde Obama im November 2012 wiedergewählt. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen setzte er sich gegen seinen Konkurrenten Mitt Romney durch.

    Auch nach der Serie von Pleiten, Pech und Pannen kann Romney zudem weiterhin die Fakten für sich sprechen lassen. Wenn im Oktober die neuesten Arbeitslosenzahlen veröffentlich werden, dürfte die düstere Wirtschaftslage wieder Schlagzeilen machen. Mit einer Arbeitslosenquote von mehr als acht Prozent hat kein einziger US- Präsident nach dem Zweiten Weltkrieg die Wiederwahl geschafft. Mit seinen Abermillionen in der Wahlkampfkasse wird Romney sicher jede Werbemöglichkeit nutzen, den Bürgern Obamas schlechte Bilanz vor Augen zu halten.

    Romney hat noch eine Menge Zeit

    Dabei hat er geschickte Unterstützer wie Karl Rove, den ehemaligen Berater von George W. Bush. Romney habe noch "eine Menge Zeit", die Amerikaner zu überzeugen, meint der Top-Stratege, der das "Wunder von 2004" organisierte und Bush inmitten des Irakkrieges zur Wiederwahl verhalf. Allerdings konnte selbst der "Meisterstratege" nichts Gutes an Romneys abfälligen Äußerungen über 47 Prozent der Amerikaner finden: "Du musst ein bisschen vorsichtig mit dieser Zahl sein", riet er seinem Schützling. Marco Mierke, dpa

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