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US-Wahl: Republikaner nominieren Trump und warnen vor Apokalypse namens Biden

US-Wahl

Republikaner nominieren Trump und warnen vor Apokalypse namens Biden

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    Donald Trump nach seiner formellen Nominierung zum Kandidaten der Republikaner.
    Donald Trump nach seiner formellen Nominierung zum Kandidaten der Republikaner. Foto: Chris Carlson/AP Pool, dpa

    In den Straßen wüten die Randalierer. Die Parks sind übersät mit Heroinnadeln. Seine Meinung kann man kaum noch offen sagen. Die marxistischen Revolutionäre stehen vor der Machtübernahme. Und die Kommunistische Partei Chinas, die bereits das Coronavirus in die USA eingeschleust hat, wartet darauf, dessen Bürger endgültig zu versklaven.

    Klingt ein bisschen abgedreht? Willkommen zum Parteitag der amerikanischen Republikaner! Wer die Demokratischen Conventions in der vergangenen Woche verfolgt hat, der musste sich am Montagabend in ein Paralleluniversum versetzt fühlen. War zuletzt  in vielen Reden der amtierende Präsident Donald Trump als eine ernste  Gefahr für die Demokratie beschworen worden, wurde er nun gleich zu Beginn von Charlie Kirk, dem Gründer einer rechten Studentenbewegung, als "Bodyguard der westlichen Zivilisation" gepriesen, und eine Coffeeshop-Besitzerin aus Montana warnte vor der "beängstigenden Aussicht, dass Joe Biden uns alles nehmen wird, was wir erreicht haben".

    Eindringlicher als im Gegenschnitt der beiden Veranstaltungen könnte man die tiefe Kluft kaum vorführen, die die amerikanische Gesellschaft spaltet und einen gesellschaftlichen Dialog praktisch unmöglich macht. Während die Demokraten mit einer Reihe von republikanischen Rednern wenigstens noch den Versuch unternommen hatten, konservative, aber von Trump enttäuschte Wähler zu erreichen, zielte der erste Tag des Republikaner-Parteitags ausschließlich darauf ab, die eigene Basis aufzupeitschen.

    Redner beschwören apokalyptisch Gefahren eines Sieges der Demokraten

    Im Gegensatz zum demokratischen "Weltuntergangsszenario" werde man über "Chancen" und "Größe" Amerikas reden, hatte Ronna McDaniel, die Vorsitzende der Republikanischen Partei, am Wochenende noch erklärt. Offenbar kannte die Frau nicht das Drehbuch der Veranstaltung, die unter anderem von zwei ehemaligen Produzenten der Trump-Castingshow "The Apprentice" in Szene gesetzt wurde: In düstersten Farben beschworen die Redner die angeblich apokalyptischen Gefahren eines Wahlsiegs des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Joe Biden.

    Besonders eindrucksvoll taten das die Wutbürger Mark und Patricia McCloskey sowie  Kimberly Guilfoyle, die Lebensgefährtin von Trump-Sohn Donald junior. Die McCloskeys hatten friedliche Black-Lives-Matter-Demonstranten vor ihrem Haus in St. Louis mit einem Schnellfeuergewehr und einer Pistole bedroht. Ihr Vortrag wurde von Bildern gewalttätiger Straßenschlachten eingeleitet. "Kriminelle, Randalierer, Radikale und Marxisten" glaubt das Ehepaar vor seinem manikürten Vorgarten gesehen zu haben: "Sie wollen die Macht übernehmen". Was ihnen passiert sei, könne jedem widerfahren, ängstigte Patricia McCloskey die Vorstadtbürger an den Fernsehen. Niemand anderes als Joe Biden werde dem Vorschub leiten: "Die Demokraten wollen Chaos und Anarchie verbreiten." Dass die McCloskeys eine lange Vorgeschichte paranoider Nachbarschaftsstreitigkeiten haben, wurde natürlich nicht erwähnt.

    Der wichtigste Zuschauer des Parteitages: Donald Trump

    Endgültig angst und bange konnte einem dann beim wilden Auftritt der ehemaligen Fox-Moderatorin Guilfyle werden, die ihre Botschaft wie in Panik immer lauter herausbrüllte. Sie warnte vor Sozialisten, Krawallmachern und Sexhändlern, die das Land zu übernehmen drohten. "Die Demokraten wollen offene Grenzen und geschlossene Schulen. Sie wollen Eure Jobs zurück nach China schicken, während sie selbst reich werden."

    Eine Auswahl der Wahlversprechen von Donald Trump:

    In den ersten zehn Monaten sollen zehn Millionen neue Jobs geschaffen werden

    Steuern sollen sinken

    Bis Ende des Jahres soll ein Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt werden

    Wichtige Medikamente sollen künftig in den USA hergestellt werden

    Eine Million Fertigungsjobs aus China sollen zurück in die USA geholt werden

    Unternehmen, die Arbeitsplätze nach China auslagern, sollen keine Aufträge der Bundesregierung mehr bekommen

    China soll für die Ausbreitung des Coronavirus zur Verantwortung gezogen werden

    Medikamentenpreise sollen gesenkt werden

    Die Amtszeiten im Kongress - dem aus Repräsentantenhaus und Senat bestehenden US-Parlament - sollen begrenzt werden

    Bürokratie soll abgebaut werden

    Illegal eingereisten Migranten soll der Zugang zu Sozialleistungen verwehrt werden

    Angehörige krimineller Banden sollen verpflichtend ausgewiesen werden

    Auf dem Mond soll eine permanente US-Präsenz geschaffen und die erste bemannte Mission zum Mars geschickt werden

    Die Infrastruktur soll zur weltbesten ausgebaut werden

    Die "endlosen Kriege" der USA sollen beendet und die US-Soldaten nach Hause geholt werden

    Verbündete sollen ihren "fairen Anteil" an Verteidigungsausgaben bezahlen. (dpa)

    Das alles diente ganz offensichtlich dazu, die eigene Klientel zu mobiliseren und dem wichtigsten Zuschauer zu gefallen – Donald Trump. Der gesamte Parteitag ist nämlich um seine Person herumgebaut. Offiziell soll der Präsident erst am Donnerstag reden. Doch schon am Montagmorgen hatte sich Trump nach seiner offiziellen Nominierung für fast eine Stunde lang ins Programm gedrängt. Am Abend wurde er in zwei Einspielfilmen in Gesprächsrunden mit Bürgern gezeigt. Deren Namen versuchte er sich gar nicht zu merken. Sie waren vor allem eingeladen, um ihn zu loben.

    In den USA sind wegen der Corona-Pandemie bereits mehr als 180.000 Menschen gestorben

    Nur am Rande kam bei der Veranstaltung die Corona-Pandemie zur Sprache, die in den USA schon mehr als 180.000 Menschen das Leben gekostet hat. Auch über den aktuellen Wirtschaftsabschwung, den strukturellen Rassismus, die wachsende soziale Ungleichheit und die Defizite des amerikanischen Gesundheitswesens wurde nicht gesprochen. Wie bei den Demokraten, so waren auch bei den Republikanern fast alle Reden vorher aufgezeichnet worden. Allerdings wirkten die Werbeclips und die Übergänge deutlich professioneller als bei den bisweilen etwas hausgemachten Zoom-Schalten der Demokraten. Auch haben die Republikaner den Vorteil, ihren Kandidaten in den unterschiedlichsten Situationen in Aktion zeigen zu können, während Joe Biden die vergangenen Monate vor allem im Keller seines Hauses in Delaware verbracht hat.

    So bizarr die Veranstaltung auf Nicht-Trump-Wähler wirkte, so eindrücklich dürfte sie daher für dessen Hardcore-Fans gewesen sein. Selbst die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley, die Trump nach dessen rassistischen Äußerungen zu den Neonazi-Ausschreitungen von Charlottesville noch kritisiert hatte, war sich nicht zu schade, deren Schwarz-Weiß-Weltsicht  zu bedienen: Donald Trump habe mutig dem Iran, Nordkorea und der Terrororganisation ISIS die Stirn geboten, behauptete sie ernsthaft. Joe Biden hingegen sei ein Geschenk für China, ein Vorkämpfer des Sozialismus und "ein Desaster für unsere Wirtschaft".

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