Die US-Wahl zwischen Donald Trump und Joe Biden ist noch nicht entschieden – einige Stimmen fehlen den Kontrahenten jeweils noch zum Sieg. Welche möglichen Szenarien gibt es für den Republikaner und den Demokraten noch? Oder ganz konkret: In welchen Bundesstaaten müssen Trump und Biden einen Sieg erringen, um die Wahl ums Präsidentenamt zu gewinnen?
Grundsätzlich gilt im amerikanischen Wahlsystem: Wer 270 Stimmen von Wahlmännern und -frauen aus den einzelnen US-Bundesstaaten bekommt, wird Präsident der Vereinigten Staaten. Je nach Bundesstaat gibt es unterschiedlich viele Wahlmänner und -frauen.
US-Wahl 2020: Wie stehen die Chancen für Trump und Biden?
Wer beispielsweise in Pennsylvania mehr Stimmen der Bürger auf sich vereint, bekommt (alle) 20 Wahlmänner-Stimmen gutgeschrieben. Die anderen Bundesstaaten, die noch keine Ergebnisse vorgelegt haben, bringen Trump oder Biden jeweils zwischen 3 und 16 Wahlmänner-Stimmen.
Im Moment (Stand: 6. November, 11.05 Uhr MEZ) liegt Biden vorn. Nach Angaben des US-Senders CNN verzeichnet der Demokrat 253 Wahlmänner-Stimmen. Ihm fehlen also noch 17 Stimmen bis zum Gesamtsieg.
Trump verzeichnet laut CNN 213 Stimmen. Dem Republikaner fehlen also noch 57 Stimmen zur Wiederwahl. Insgesamt sind noch 72 Stimmen zu vergeben. Die Zahlen anderer Medien können davon übrigens abweichen: Je nachdem, wie sie ihre Berechnungen anstellen.
Unsere Szenarien stützen sich im Folgenden auf die Angaben von CNN. Welche Ergebnisse aus den Bundesstaaten helfen Biden beziehungsweise Trump nun also zum Sieg?
Kann Biden die US-Wahl 2020 noch gewinnen?
Biden wird US-Präsident, wenn er noch 17 Wahlmänner-Stimmen sammelt. Im CNN-Szenario ist möglich, dass Biden die Bundesstaaten Arizona (11 Wahlmänner-Stimmen) und Nevada (6 Wahlmänner-Stimmen) auf sich vereinen kann. Damit käme er insgesamt auf 270 Stimmen – eine Punktlandung.
Ein möglicher Sieg Bidens ist aber auch anders möglich: Wenn die Wahl in Arizona ausgezählt ist und er sie auch im Bundesstaat Georgia (16 Wahlmänner-Stimmen; ein Ergebnis-Update soll es heute gegen 16.30 Uhr MEZ geben) oder North Carolina (15 Wahlmänner-Stimmen; es werden sogar Wahlbriefe gezählt, die bis 12. November eingehen) gewinnt. Dann käme Biden auch ohne Nevada auf 280 bzw. 279 Stimmen – und läge klar über der Schwelle von 270 Stimmen.
Im Moment liegt Trump im Bundesstaat North Carolina noch knapp vorn. Mit Auszählung weiterer Briefwahl-Stimmen könnte sich das möglicherweise ändern. In Georgia führt Biden seit Freitagvormittag deutscher Zeit.
Hoffnung setzt Biden auch in einen Sieg im Bundesstaat Pennsylvania (20 Wahlmänner-Stimmen). Gewinnt er hier, braucht er keinen Sieg in einem anderen Bundesstaat mehr. Biden käme dann auf 273 Stimmen und wäre gewählter Präsident.
Doch auch in Pennsylvania liegt Trump knapp vorn, Biden hat aber noch Chancen, in dem Bundesstaat zu gewinnen. Mit einem Ergebnis in Pennsylvania ist im Laufe des Freitags deutscher Zeit zu rechnen.
Kann Trump die US-Wahl 2020 noch gewinnen?
Und wie sieht es bei Bidens Kontrahent aus? Kann Donald Trump die Wahl noch gewinnen? Ja, das ist möglich. Trump braucht noch 57 Stimmen, die er sich im Moment unter anderem in den Bundesstaaten Pennsylvania (20), Georgia (16), North Carolina (15) und Alaska (3) holen könnte. Insgesamt käme er damit allerdings nur auf 54 Stimmen – 3 Wahlmänner-Stimmen zu wenig.
Trump braucht also noch einen weiteren Sieg in einem Bundesstaat. Am besten stehen die Chancen für ihn rein rechnerisch in Nevada (nur 0,9 Prozentpunkte hinter Biden). In Arizona liegt die Differenz bei 1,6 Prozentpunkten. Schafft es Trump dennoch, die vier oben genannten Bundesstaaten zu gewinnen (nur Alaska gilt für ihn momentan als sicher) und entweder in Nevada oder Arizona einen Sieg einzufahren, dann bleibt er Präsident der Vereinigten Staaten.
Die Rechenbeispiele zeigen: Joe Biden hat im Moment bessere Chancen auf das Präsidentenamt als Donald Trump. Klar ist aber auch: Erst wenn die letzten Stimmen ausgezählt sind, steht ein Gewinner fest.
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