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US-Wahl 2020: Was Sie zur US-Präsidentschaftswahl wissen müssen

US-Wahl 2020

Was Sie zur US-Präsidentschaftswahl wissen müssen

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    Wie so vieles ist in den USA auch der Wahlkampf schrill: Eine Anhängerin der Demokraten wirbt für Joe Biden und Kamala Harris.
    Wie so vieles ist in den USA auch der Wahlkampf schrill: Eine Anhängerin der Demokraten wirbt für Joe Biden und Kamala Harris. Foto: imago images

    Es ist die wichtigste, vielleicht auch verrückteste Wahl aller Zeiten. Wer wird der nächste Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika? Bleibt Donald Trump vier weitere Jahre im Weißen Haus oder übernimmt Joe Biden die Macht? Darum geht es in dieser Wahlnacht:

    Warum wählen die Amerikaner immer an einem Dienstag?

    Schon seit 175 Jahren fällt der Wahltag auf den Dienstag nach dem ersten Montag im November. Der historische Grund dafür: Im 19. Jahrhundert arbeiteten die meisten Amerikaner noch in der Landwirtschaft. Im Frühjahr und Sommer war schlicht zu viel zu tun, um sich mit einer Kutsche oder zu Fuß auf den oft weiten Weg in ein Wahllokal zu machen. Der Sonntag wiederum kam nicht infrage, weil da der Besuch in der Kirche anstand. Die Vereinigten Staaten erstrecken sich über mehrere Zeitzonen – die ersten Wahllokale öffnen schon am Dienstagvormittag unserer Zeit, zum Schluss wird auf Hawaii und in Alaska gewählt, dort schließen die Wahllokale erst Mittwochfrüh.

    Eine Auswahl der Wahlversprechen von Donald Trump:

    In den ersten zehn Monaten sollen zehn Millionen neue Jobs geschaffen werden

    Steuern sollen sinken

    Bis Ende des Jahres soll ein Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt werden

    Wichtige Medikamente sollen künftig in den USA hergestellt werden

    Eine Million Fertigungsjobs aus China sollen zurück in die USA geholt werden

    Unternehmen, die Arbeitsplätze nach China auslagern, sollen keine Aufträge der Bundesregierung mehr bekommen

    China soll für die Ausbreitung des Coronavirus zur Verantwortung gezogen werden

    Medikamentenpreise sollen gesenkt werden

    Die Amtszeiten im Kongress - dem aus Repräsentantenhaus und Senat bestehenden US-Parlament - sollen begrenzt werden

    Bürokratie soll abgebaut werden

    Illegal eingereisten Migranten soll der Zugang zu Sozialleistungen verwehrt werden

    Angehörige krimineller Banden sollen verpflichtend ausgewiesen werden

    Auf dem Mond soll eine permanente US-Präsenz geschaffen und die erste bemannte Mission zum Mars geschickt werden

    Die Infrastruktur soll zur weltbesten ausgebaut werden

    Die "endlosen Kriege" der USA sollen beendet und die US-Soldaten nach Hause geholt werden

    Verbündete sollen ihren "fairen Anteil" an Verteidigungsausgaben bezahlen. (dpa)

    Wann werden die Briefwahlstimmen ausgezählt?

    Wer seine Stimme per Brief abgab, konnte schon Wochen im Voraus abstimmen. Wegen der Angst vor dem Coronavirus und weil viele Amerikaner die Post für unzuverlässig halten, wurden auch Abstimmungszentren eingerichtet, in denen man wie im Fast-Food-Restaurant mit dem Auto direkt vor die Wahlurne fahren konnte. Die Briefwahl ist beliebt wie nie. Bis zum Wochenende hatten schon rund 80 Millionen Amerikaner diesen Weg genutzt. Ausgezählt werden die Zettel allerdings in vielen Bundesstaaten erst, wenn die Wahllokale geschlossen haben. Es kann deshalb Tage dauern, bis das Endergebnis feststeht.

    Donald Trump warnte in den vergangenen Monaten immer wieder vor der Briefwahl.
    Donald Trump warnte in den vergangenen Monaten immer wieder vor der Briefwahl. Foto: Evan Vucci/AP, dpa

    Wie wird der Präsident genau gewählt?

    Das Wahlsystem in den USA kann zu dem kuriosen Ergebnis führen, dass der Kandidat, der die meisten Stimmen bekommt, nicht Präsident wird. Hillary Clinton beispielsweise ist das vor vier Jahren im Duell mit Donald Trump passiert. Das liegt daran, dass die Bürger das Staatsoberhaupt nicht direkt wählen. Sie entscheiden mit ihrer Stimme über die Zusammensetzung des Wahlkollegiums ("Electoral College"), das dann am 14. Dezember den Präsidenten wählt. Selbst wenn das Ergebnis hauchdünn ausfällt, werden in 48 von 50 Bundesstaaten dem Sieger sämtliche Wahlleute-Stimmen zugesprochen, die dem jeweiligen Bundesstaat zustehen. Hier gilt also wie beim legendären Abba-Song das Prinzip: The winner takes it all – der Sieger bekommt alles. Nur in Maine und Nebraska werden die Wahlleute prozentual nach dem tatsächlichen Ergebnis ermittelt.

    Warum haben manche Bundesstaaten besonders viele Wahlleute und andere weniger?

    Welcher Staat wie viele Senatoren, Kongressabgeordnete und eben auch Wahlleute zur Kür des Präsidenten schicken darf, hängt mit der Einwohnerzahl zusammen. Um Präsident zu werden, muss ein Kandidat mindestens die Stimmen von 270 Wahlleuten bekommen. Das ist auch die entscheidende Zahl am Wahlabend: Ein Bundesstaat nach dem anderen verkündet seine Hochrechnungen. Zeichnet sich ein eindeutiges Ergebnis ab, schlagen die Fernsehsender die entsprechenden Wahlleute-Stimmen dem Kandidaten zu, der in den Hochrechnungen vorne liegt.

    Auf welche Staaten sollte man in der Wahlnacht besonders achten?

    Florida gilt als der Hauptgewinn. Wer sich dort die 29 Wahlleute sichert, hat beste Chancen, das Rennen zu gewinnen. Florida gehört zudem zu den besonders umkämpften "Swing States", also jenen Bundesstaaten, in denen Mal die Republikaner und mal die Demokraten vorne liegen. Das gilt auch für Pennsylvania (20 Wahlleute) und Ohio (18), für Michigan, Wisconsin und Minnesota (zusammen 36). Besonders im Fokus steht in diesem Jahr auch Texas. Der Cowboy-Staat ist seit Jahrzehnten eine Hochburg der Republikaner – und mit 36 Wahlleuten ein echtes Pfund. Letzte Umfragen deuteten aber darauf hin, dass dieses Mal alles anderes kommen könnte. Sollte Donald Trump Texas tatsächlich an Joe Biden verlieren, wäre das eine Sensation.

    Lohnt es sich, nachts aufzustehen, oder wird es lange dauern, bis der Sieger feststeht?

    Bei den vergangenen Wahlen hätte es sich gelohnt. Da war schon in der Nacht abzusehen, wer am Ende vorne liegt. Entscheidend wird sein, wann einer der Kandidaten einen so großen Vorsprung hat, dass ihn der Konkurrent nicht mehr einholen kann. In den umkämpften Bundesstaaten wird man allerdings auch in dieser Nacht wieder sehr häufig den ebenso berühmten wie unbefriedigenden Satz "to close to call" hören – zu knapp, um schon sagen zu können, wer gewonnen hat. Ein weiterer Faktor, der die Entscheidung verzögern könnte, sind die extrem vielen Briefwähler, deren Wahlzettel zum Teil erst nach Tagen ausgezählt sind. In den "Swing States" entscheiden bisweilen ein paar tausend Stimmen darüber, welchem Kandidaten die Wahlleute zugerechnet werden. Weil traditionell mehr Anhänger der Demokraten per Brief wählen, könnte es auch sein, dass Donald Trump in einigen Bundesstaaten zunächst vorne liegt, Joe Biden ihn aber mithilfe der Briefwahlstimmen noch überholt. Bei einem hauchdünnen Vorsprung mussten in der Vergangenheit auch schon die Gerichte über Sieg und Niederlage entscheiden. Im Jahr 2000 stand das alles entscheidende Ergebnis in Florida erst einen Monat nach der Wahl fest. Dass Trump eine knappe Niederlage einfach hinnehmen würde, gilt als ausgeschlossen. Seit Monaten behauptet er vorsorglich, Briefwahl sei Betrug.

    Wer gibt das Ergebnis bekannt?

    In den USA gibt es keinen Bundeswahlleiter, der über die Resultate aus allen Staaten wacht. Die Zahlen werden direkt von den Wahllokalen, Bezirken und Bundesstaaten bekannt geben. Die großen US-Medien tragen all diese Ergebnisse und Hochrechnungen zusammen und geben schließlich eine Prognose ab, wer gewonnen hat. In der Regel ist diese Nachricht der Anlass für den Unterlegenen, dem Sieger zu gratulieren. Trump hat allerdings schon anklingen lassen, dass er das im Falle einer Niederlage nicht tun wird.

    Herausforderer Joe Biden will sich gegen den US-Präsidenten durchsetzen.
    Herausforderer Joe Biden will sich gegen den US-Präsidenten durchsetzen. Foto: Andrew Harnik/AP, dpa

    Ist der Präsident der USA wirklich der mächtigste Mann der Welt?

    Tatsächlich verfügt der Mann im Weißen Haus über eine Machtfülle wie kein ein anderer demokratisch gewählter Politiker. Der Präsident ist nicht nur Staats- und Regierungschef, sondern auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er hat weitreichende Entscheidungsbefugnisse und kann zudem über Verfügungen, sogenannte "executive orders", sogar in Politikbereiche eingreifen, die eigentlich vom Parlament bestimmt werden. Nur für Maßnahmen, die Geld kosten oder eine Änderung der Gesetze erfordern, braucht er die Zustimmung des Kongresses.

    Wird auch die Macht in Senat und Kongress neu verteilt?

    Die Amerikaner wählen nicht nur ihren Präsidenten, sondern entscheiden auch über die Machtverhältnisse im Kongress in Washington. Zur Wahl stehen alle 435 Abgeordneten im Repräsentantenhaus sowie rund ein Drittel der 100 Senatoren. Ohne eine Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses sind dem Präsidenten innenpolitisch die Hände gebunden. Das Parlament wacht über Geld und Gesetze, der Senat muss beispielsweise zustimmen, wenn es um wichtige Regierungsposten geht. Momentan dominieren die Demokraten das Repräsentantenhaus, die Republikaner haben im Senat die Mehrheit.

    Wann nimmt der nächste Präsident seine Arbeit auf?

    Am 14. Dezember stimmen die 538 Wahlfrauen und Wahlmänner ab. Im Prinzip ist das nur eine Formsache, da sie gemäß dem Wahlergebnis in ihren jeweiligen Bundesstaaten votieren. Am 6. Januar wird in einer gemeinsamen Sitzung der beiden Parlamentskammern offiziell bekannt gegeben, wer Präsident und wer Vize wird. Vereidigt wird das Staatsoberhaupt dann am 20. Januar bei einer festlichen Zeremonie vor dem Kapitol in Washington. Zu dieser "Inauguration" kommen Hunderttausende Zuschauer.

    Die US-Wahl begleiten wir in einem Live-Blog.

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