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US-Wahl 2020: Fox und Donald Trump: Die Geschichte einer Entfremdung

US-Wahl 2020

Fox und Donald Trump: Die Geschichte einer Entfremdung

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    Konnte in der Wahlnacht nicht mehr auf die Unterstützung von Fox News zählen: Donald Trump.
    Konnte in der Wahlnacht nicht mehr auf die Unterstützung von Fox News zählen: Donald Trump. Foto: Evan Vucci, dpa

    Donald Trump machte es seinen Anhängern nicht immer leicht. Einige Republikaner entzogen ihm öffentlich die Gefolgschaft (Mitt Romney, Arnold Schwarzenegger), andere feuerte er gleich selbst (den nationalen Sicherheitsberater John Bolton, unter anderem). Und doch konnte er immer auf einen loyalen Stamm an Gefolgsleuten zählen, eine Gruppe Meinungsmacher, die nie offiziell für ihn arbeiteten: Tucker Carlson, Sean Hannity, Laura Ingraham. Politische Kommentatoren beim US-Sender Fox. Doch ausgerechnet dieser Sender ging in der Wahlnacht auf Distanz. Die Geschichte einer Entfremdung.

    Trump: "Ich bin kein großer Fan von Fox, das muss ich ihnen ganz ehrlich sagen."

    Alles beginnt eigentlich schon ein paar Wochen vorher. Am 19. Juli gibt Trump bei Fox News ein Interview. Moderator ist Chris Wallace, der später auch die erste TV-Debatte zwischen Trump und Biden führen sollte. Im Gegensatz zu manchen Kollegen gilt Wallace zwar als konservativ, nicht aber als Unterstützter des Präsidenten. Trump hatte ihn vorher mehrmals auf Twitter attackiert. Wallace selbst gibt sich im Interview erstaunt, dass der Präsident überhaupt mit ihm spricht. Und macht es Trump nicht gerade leicht. Wallace prüft die Behauptungen des Präsidenten auf ihren Wahrheitsgehalt, deklariert sie zum Teil als Falschaussagen. Er führt das Interview wie ein Kreuzverhör und lässt Trump auflaufen. Besonders bizarr: Der Moment, als Trump mit einem Intelligenztest prahlt.

    Wallace: "Ich habe den Test gemacht, als sie meinten, sie hätten ihn bestanden. Der schwerste Test war das nicht. Da war ein Bild und die Frage war: Was ist das? Und es war ein Elefant."

    Trump: "Das ist jetzt aber verzerrt dargestellt. Ja, die ersten Fragen sind einfach. Aber ich wette, Sie konnten die letzten fünf Fragen nicht beantworten. Die werden richtig schwer am Ende."

    Wallace: "Eine davon war 100 minus 7."

    Trump: "Ich garantiere Ihnen, Joe Biden hätte diese Fragen nicht beantworten können."

    Ein paar Minuten später stellt Trump klar: "Ich bin kein großer Fan von Fox, das muss ich ihnen ganz ehrlich sagen."

    Trump reagiert passiv aggressiv

    Ähnlich äußerte sich Trump am Tag der Wahl. Der Präsident schaltete sich per Telefon beim Frühstücksfernsehen des Senders ein, bilanzierte seinen Wahlkampf, verglich seine aktuelle Situation mit der Wahl 2016: "Was ist der größte Unterschied zwischen heute und heute vor vier Jahren? Ich sage: Fox." Und weiter. "Der Sender hat sich sehr verändert." Hintergrund war, dass Fox eine Rede Obamas gezeigt hatte, in der der Ex-Präsident Trumps Eignung infrage stellt.

    In der Nacht (Ortszeit) eskalierte die Beziehung zwischen Trump und seinem ehemaligen Lieblingssender. Früher als fast alle anderen Medien berichtete Fox, Biden habe den Staat Arizona gewonnen. CNN dagegen deklariert den Staat auch am Sonntagmorgen noch als "too close to call". Zu früh also, um ihn einem der beiden Kandidaten zuzurechnen.

    Der Präsident soll außer sich gewesen sein, wie amerikanische Medien berichteten. Sein Wahlkampfteam habe sich an Fox gewandt, wollte Einfluss auf die Berichterstattung nehmen. Ohne Erfolg. Der Sender blieb standhaft. Auch Michigan rechneten sie früh Biden zu. Um die Meldung zu verkünden, unterbrach Fox sogar eine Pressekonferenz des Trump-Anwalts Rudy Giuliani.

    In der Öffentlichkeit gibt der Präsident sich daraufhin passiv-aggressiv. Wie ein enttäuschter Vater, der sein Kind straft, indem er es ignoriert. "Irgendjemand hat in Arizona einen Sieg für Biden verkündet", sagte er am Abend, ohne den Sender beim Namen zu nennen. Auf Twitter teilt er fortan nur noch Artikel der ultrarechten Plattform Breitbart. Keine Spur von Fox.

    Nichtsdestotrotz kann Trump weiterhin auf einige der Kommentatoren bei Fox

    Für Trump war Fox ein wichtiges Instrument in seiner Medien-Strategie. Der Sender gehört zum Murdoch-Imperium, ein konservatives Medien-Konglomerat, das viele potenzielle Trump-Wähler erreicht. Der Präsident heuerte in seiner Amtszeit zum Teil Mitarbeiter des Senders an. Viele der Moderatoren bezeichnet er als "Freunde".

    Außerdem fährt Fox Traumquoten ein. 14,1 Millionen Menschen sollen am 3. November die Wahlberichterstattung zwischen acht und elf Uhr verfolgt haben, mehr Zuschauer als je zuvor an einem Wahltag. CNN erreichte nur neun Millionen. Auch vor der Wahl schon steigerte der Sender seine Zahlen enorm: Im Oktober sahen durchschnittlich 4,9 Millionen Menschen zur Primetime Fox News, 85 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

    Ähnlich wie Fox positioniert sich auch die New York Post, eine konservative Boulevard-Zeitung, die ebenfalls zum Murdoch-Imperium gehört. In einem Artikel vom Samstag schrieben die Kommentatoren der Zeitung zwar, dass Trump viel für das Land getan habe - doch mit der Verschwörungstheorie der "gestohlenen Wahl" aufhören müsse, wenn er seine eigene Stimme nicht "marginalisieren" wolle.

    Zugleich veröffentlichte die Zeitung einen ungewohnt positiven Artikel über den neu gewählten Präsidenten Joe Biden mit dem Titel "It's Joe Time" ("Es ist Zeit für Joe"). Noch vor wenigen Wochen hatte die New York Post einen vernichtenden Artikel über Joe Bidens Sohn Hunter veröffentlicht. Er basierte auf fragwürdigen Quellen und brachte dem Blatt landesweit Kritik ein.

    Nichtsdestotrotz kann Trump weiterhin auf einige der Kommentatoren bei Fox zählen. Sean Hannity zum Beispiel. Der teilte in seiner Show am Mittwoch die Verschwörungsmythen des Präsidenten. "Glauben Sie das, was in dieser Wahl passiert ist?", fragte er. "Glauben Sie, die Ergebnisse sind richtig?" Ähnlich äußerte sich der rechte Moderator Tucker Carlson. Ein paar Freunde bleiben Trump also erhalten. Und ein bisschen Freundschaft kann mehr wert sein als die Bewunderung der ganzen Welt. Das soll zumindest Bismarck mal gesagt haben. Umso wertvoller für Trump, dass Sean Hannity und Tucker Carlson ihn weiterhin freundschaftlich unterstützen. Denn die allgemeine Bewunderung in der Fox-Welt scheint verschwunden zu sein.

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