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US-Präsidentschaftswahl: Trump drängt als "Covid-Veteran" zurück in den Wahlkampf

US-Präsidentschaftswahl

Trump drängt als "Covid-Veteran" zurück in den Wahlkampf

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    Corona-Patient Trump demonstriert Stärke. 
    Corona-Patient Trump demonstriert Stärke.  Foto: Alex Brandon, dpa

    Wenn die Amerikaner noch etwas eint in diesen Tagen, ist es ihr Respekt vor Veteranen. Wer für das Vaterland gekämpft hat, hat einen festen Platz in den Herzen der Nation. Kein Wunder also, dass sich US-Präsident Donald Trump inzwischen als genau das inszeniert: Als Corona-Veteran. „Es war eine sehr interessante Reise“, sagt er kurz vor seiner Entlassung in einem Video aus dem Krankenhaus. „Ich habe viel über Covid gelernt. Ich habe es gelernt, indem ich wirklich zur Schule gegangen bin. Das ist die echte Schule. Das ist nicht die ,Lasst uns-die-Bücher-lesen-Schule‘.“ Sein Fazit über das Virus: „Ich verstehe es.“ Der Präsident versucht, die angeblich überwundene Krankheit im Wahlkampf zu seinem Vorteil zu nutzen. Ob es gelingt? Es ist zumindest nicht ausgeschlossen.

    Trump liegt in den Umfragen hinter Biden - zeigt aber weiterhin Siegeswillen

    „Trump ist ein Serien-Lügner – und inzwischen belügt er sich auch selber“, sagt Josef Braml, USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und Autor des Blogs usaexperte.com. „Indem er sich über den Rat der Ärzte hinwegsetzt, nimmt er ein hohes gesundheitliches Risiko in Kauf, um wiedergewählt zu werden.“ Vier Wochen vor der Präsidentschaftswahl kann es sich Trump kaum erlauben, Schwäche zu zeigen.

    In Umfragen liegt der 74-jährige Republikaner hinter seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden, 77. Trump sei klar gewesen, dass sein Verschwinden von der politischen Bildfläche ein entscheidender Nachteil im Wahlkampf gegen Joe Biden gewesen wäre. „Trumps eigenmächtige Entlassung aus der Klinik straft wieder einmal jene Lügen, die dachten, er sei schlau genug, um seine eigene Niederlage zu wissen und wolle sich mit Corona aus der Affäre ziehen“, sagt Braml. „Dass er andere nicht schont, war bekannt – aber dass er inzwischen auch sich selbst nicht schont, zeigt, dass er einen unbändigen Siegeswillen hat.“

    Trump will am zweiten TV-Duell gegen Biden teilnehmen

    Und den sollte man nicht unterschätzen. Trumps Wahlkampfchef Bill Stepien ist derzeit zwar ebenfalls außer Gefecht gesetzt, auch er hat sich angesteckt. Der Sprecher des Wahlkampfteams, Tim Murtaugh, kündigt aber schon einmal an, dass Trump beabsichtige, am zweiten TV-Duell mit Biden am 15. Oktober teilzunehmen. Bei der ersten Debatte hatte Trump Biden noch dafür verspottet, stets eine Maske zu tragen. Die Trump-freundliche Boulevardzeitung New York Postschreibt: „Wenn der Präsident wieder auf Wahlkampftour zurückkehrt, wird er ein unbesiegbarer Held sein, der nicht nur jeden schmutzigen Trick der Demokraten überlebt hat, sondern auch das chinesische Virus. Er wird Amerika zeigen, dass wir keine Angst mehr haben müssen.“ Trump verbreitet die Passage am Montag über sein Twitter-Konto und ergänzt, eigentlich habe er den Sieg schon in der Tasche gehabt, bevor „die Seuche aus China“ in die USA gekommen sei. „Werde trotzdem gewinnen.“

    Wie glaubwürdig seine Inszenierung ist, spielt dabei wohl keine Rolle mehr im aufgeheizten amerikanischen Wahlkampf. „Es gibt geradezu eine Herdenimmunität gegen Intelligenz“, sagt US-Experte Braml. Die Wissenschaft habe schon lange einen schweren Stand – und das ja nicht nur bei Corona, sondern auch in Fragen des Klimawandels.

    Corona beherrscht die Themenlage in den USA - noch

    Problematisch für Trump: Seit seiner Infektion beherrscht das Coronavirus wieder die Schlagzeilen, und aus denen wollte er die Pandemie eigentlich verdrängen. Kurz vor seiner Ansteckung fiel Trump ein Thema in den Schoß: Er konnte einen Platz am Obersten Gericht mit seiner Kandidatin Amy Coney Barrett besetzen. Ironie des Schicksals: Trump stellte Barrett im Rosengarten vor mehr als 100 Gästen vor, unter denen womöglich ein mit dem Virus infizierter Super-Spreader war. Kaum jemand redet mehr über Barrett, jeder spricht über das Coronavirus. Doch vier Wochen seien für Trump eine ausreichend lange Zeit, um weitere Diskussionen zu provozieren. „Wenn es seine Gesundheit mitmacht, kann er die Themenlage drehen und sagen: Corona ist nicht schlimm und nur etwas für Verlierer“, sagt DGAP-Experte Josef Braml. (mit dpa)

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