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Urteil: Lebenslange Haftstrafen nach MH17-Abschuss

Urteil

Lebenslange Haftstrafen nach MH17-Abschuss

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    Juli 2014: Flug MH17 der Malaysia Airlines wurde beim Überfliegen der Ukraine von einer Rakete getroffen.
    Juli 2014: Flug MH17 der Malaysia Airlines wurde beim Überfliegen der Ukraine von einer Rakete getroffen. Foto: Anastasia Vlasova, dpa

    Mehr als acht Jahre ist es her, dass die Passagiermaschine mit der Nummer MH17 mit 298 Menschen an Bord über der Ostukraine abgeschossen wurde. Nun wurden erstmals frühere hochrangige prorussische Separatisten zur Verantwortung gezogen. Das niederländische Strafgericht sprach am Donnerstag drei Männer des Mordes schuldig – und verurteilte sie zu lebenslanger Haft.

    Die fünf Richter sahen es als erwiesen an, dass die russischen Staatsangehörigen Igor Girkin und Sergej Dubinski sowie der Ukrainer Leonid Chartschenko für den Einsatz der Luftabwehrrakete vom Typ Buk verantwortlich waren, mit der die Boeing am 17. Juli 2014 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur vom Himmel geholt wurde. Auch wenn es sich möglicherweise um einen Irrtum handelte und sie ein ukrainisches Militärflugzeug treffen wollten, die Absicht sei klar: ein Flugzeug abzuschießen und die Menschen darin zu töten.

    Die Todesopfer des MH17-Absturzes kamen aus zehn Ländern

    Die 298 Opfer kamen aus zehn Ländern, die meisten Toten hatten die Niederlande zu beklagen. Vier Menschen stammten aus Deutschland. „Von einem Moment auf den anderen wurde ihr Leben auf grausame Weise beendet“, hieß es vor Gericht. Die drei Verurteilten hätten die Geschehnisse nach der Katastrophe noch zu vertuschen versucht. Keiner von ihnen habe geklärt, was genau passiert ist. Ihr Verhalten war „respektlos und unnötig verletzend“, so der Vorsitzende Richter Hendrik Steenhuis. Die Ungewissheit über die Ursache und die Motive blieb bestehen.

    Keiner der Männer erschien zu einer der 68 Anhörungen während des zweieinhalb Jahre dauernden Prozesses, auch am Donnerstag blieb die Anklagebank leer. Sie halten sich höchstwahrscheinlich in Russland auf, weshalb die Verurteilten ihre Strafe wohl auch nie verbüßen werden. Girkin, genannt „Strelkow“, war einst russischer Geheimdienstoffizier und Kommandant der Separatisten im Donbass. Sergej Dubinski ist ein ehemaliger russischer Offizier und Stellvertreter Girkins. Chartschenko soll eine Kampfeinheit in der Region geleitet haben. Ein dritter russischer Staatsangehöriger, Oleg Pulatow, wurde freigesprochen. Er war Dubinskis Assistent und der Einzige, der sich vor Gericht juristisch vertreten ließ.

    Beim Absturz des MH17-Fluges starben 298 Menschen. Die meisten stammten aus den Niederlanden.
    Beim Absturz des MH17-Fluges starben 298 Menschen. Die meisten stammten aus den Niederlanden. Foto: Peter Dejong/AP Pool, dpa

    Alle Indizien deuten auf die russischen Separatisten hin

    Das Gericht habe keinen Zweifel daran, dass „MH17 durch den Abschuss einer Rakete vom Typ Buk von einem Feld in der Nähe von Perwomajsk zum Absturz gebracht wurde“, sagte Steenhuis. Das Gebiet um die ukrainische Stadt wurde zu dieser Zeit von Separatisten kontrolliert. Es gebe eindeutige Beweise und kein Anzeichen für eine Manipulation des Materials, hieß es.

    Damit bestätigte der Richter erstmals die Untersuchungen des internationalen Ermittlerteams JIT. Steenhuis befand, dass es unmöglich gewesen wäre, all die Beweise zu fabrizieren und dann auch noch so schnell, um alternative Szenarien oder Verschwörungstheorien glaubhaft zu machen. Diese alternativen Szenarien gehörten ins „Reich der Fabeln“, sagte er. Außerdem stellte das Gericht fest, dass die Konfliktregion Donezk wie auch die Rebellen ab Mai 2014 faktisch unter russischer „Kontrolle“ standen, also der des Kreml.

    Angehörige der Todesopfer reagierten erleichtert auf das Urteil.
    Angehörige der Todesopfer reagierten erleichtert auf das Urteil. Foto: Phil Nijhuis, dpa

    „Das Urteil kann das Leid nicht lindern, aber das Gericht hofft, dass die Klarheit über die Schuldfrage den Hinterbliebenen etwas Erleichterung bringen kann“, schloss Steenhuis die Verkündung nach fast zwei Stunden ab. Rund 250 nächste Angehörige der Opfer waren anwesend. Piet Ploeg, Vorsitzender der Hinterbliebenen-Stiftung, sagte: „Wir sind sehr froh, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde.“ Die Wahrheit sei festgestellt worden, was für alle Hinterbliebenen, aber auch international wichtig sei.

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