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Urlaub: Jedem fünften Deutschen fehlt Geld für Urlaub

Urlaub

Jedem fünften Deutschen fehlt Geld für Urlaub

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    Millionen von Deutschen können sich keinen Urlaub leisten. Damit fällt auch das Entspannen am Strand für viele weg.
    Millionen von Deutschen können sich keinen Urlaub leisten. Damit fällt auch das Entspannen am Strand für viele weg. Foto: Christoph Reichwein, dpa (Symbolbild)

    Ferien werden zum Luxus. Jede und jeder fünfte Deutsche kann es sich nicht mehr leisten, in den Urlaub zu fahren. Das ergeben neue Zahlen des Europäischen Statistikamtes Eurostat. Beim genauen Blick auf die Daten zeigt sich ein noch dramatischeres Bild: Knapp die Hälfte aller Deutschen unter der Armutsgrenze konnte sich 2022 keinen Urlaub leisten. Armut trifft besonders Kinder und alleinerziehende Eltern. Das hat weitreichende gesellschaftliche Folgen. Gleichzeitig boomt der Tourismus, beliebte Urlaubsländer der Deutschen rechnen mit Rekordzahlen.

    Über zwei Millionen Kinder sind von Armut betroffen

    Eurostat führt jährlich EU-weite Datenerhebungen durch, die zeigen, wie viele Menschen finanziell nicht in der Lage sind, sich eine Woche Urlaub pro Jahr zu leisten. Für 2022 sind es in Deutschland knapp 22 Prozent, also mehr als jede und jeder Fünfte. Bei alleinerziehenden Eltern ist der Wert doppelt so hoch. Das hängt oft mit Armut zusammen. Als armutsgefährdet gelten Erwachsene, wenn sie weniger als 60 Prozent des deutschen Durchschnittseinkommens verdienen. Laut Statistischem Bundesamt waren im vergangenen Jahr aber auch 2,2 Millionen Kinder armutsgefährdet.

    Fehlende finanzielle Mittel wirken sich negativ auf die soziale Situation von Menschen aus. "Armut kann nahezu alle Lebensbereiche beeinflussen", sagt Antje Funcke, Expertin für Familie und Bildung bei der Bertelsmann Stiftung. "Das umfasst eine schlechtere Bildung, Gesundheitsversorgung und soziale Teilhabe wie die Fahrt in den Urlaub." Besonders Kinder leiden, wenn ihre Freundinnen und Freunde verreisen und sie als einzige zurückbleiben. "Sie fragen sich, wieso alle anderen weg sind und geben sich dann oft selbst die Schuld daran", sagt die Expertin.

    Urlaub wird zur Klassenfrage

    Ferien werden damit zur Klassenfrage. Laut Eurostat geben Deutsche für den Urlaub, gerechnet auf die Gesamtbevölkerung, durchschnittlich 460 Euro pro Person aus. Für eine mehrköpfige Familie kostet eine Reise schnell mehrere tausend Euro. Einige Politikerinnen und Politiker sehen Handlungsbedarf. So forderte etwa NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) im Stern mehr Unterstützung für Menschen ohne finanziellen Spielraum, "sodass sie eine Auszeit nehmen können." Die Politik müsse "Familien in den Mittelpunkt rücken und für Entlastungen sorgen, wo es möglich ist." Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender der Linken, fordert "Urlaub für alle" und spricht sich für eine "armutsfeste Kindergrundsicherung" aus. Einige Bundesländer haben bereits Förderprogramme aufgesetzt. In Bayern etwa können Familien pro Kind bis zu 25,50 Euro Unterstützung pro Urlaubstag beantragen.

    Dabei ist das Problem kein neues. Wie aus den Eurostat-Daten ersichtlich wird, konnten sich schon 2013 ähnlich viele Menschen in Deutschland keinen Urlaub leisten. Bei armutsgefährdeten Haushalten war der Anteil damals sogar höher. Zwischenzeitlich sanken die Zahlen, nun sind sie wieder so hoch wie vor zehn Jahren. Expertinnen und Experten führen das vor allem auf die Inflation zurück. Die Armutsquote bei Kindern ist in Deutschland seit Jahren auf ähnlich hohem Niveau. Antje Funcke von der Bertelsmann Stiftung verlangt mehr Mittel für Familien: "Gegen Armut hilft Geld – deshalb ist die geplante Kindergrundsicherung ein guter Weg."

    Der Tourismus boomt trotzdem in Deutschland

    Im krassen Gegensatz zu diesen Zahlen steht der Tourismus-Boom, mit dem die bei Deutschen beliebten Urlaubsländer rechnen. Die Umsätze bei Reiseveranstaltern haben sich laut deutschem Reiseverband Anfang 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum teilweise verdoppelt. Italien und Spanien rechnen 2023 mit neuen Rekordzahlen an Urlauberinnen und Urlaubern.

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