Der Passauer Politikwissenschaftler und CSU-Kenner Heinrich Oberreuter gibt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder entgegen des Stimmungsbildes im CDU-Präsidium gute Chancen gemeinsamer Kanzlerkandidat der Union zu werden. „Im Augenblick spricht aus meiner Sicht relativ viel für Söder“, sagte Oberreuter unserer Redaktion. „Sein Krisenmanagement ist ansprechend, er hat den Überblick bewahrt und ist klar in der politischen Liniensetzung“, erklärte der Politikwissenschaftler. „Armin Laschet war in seiner Corona-Politik deutlich weniger konsequent“, fügte er hinzu.
Politikwissenschaftler Oberreuter: Söder ist klar in der politischen Liniensetzung
Die Empfehlung der CDU-Parteispitze für deren Vorsitzenden Armin Laschet sei für zwar eine Erschwernis. „Allerdings ist es eben nur eine Empfehlung, keine Entscheidung, die in Stein gemeißelt ist“, sagte Oberreuter. „Andere Teile der Partei wollen ebenfalls gefragt sein, wie die Landesverbände, die Basis und nicht zuletzt die Unionsfraktion im Bundestag“, erklärte der langjährige Direktor der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.
„Ich glaube, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist“, betonte Oberreuter. „Die Union könnte sich noch stärker die Frage stellen, ob sie sich wirklich einen Kandidaten leisten will, der in den Umfragen derart schwach dasteht“, erklärte der Professor. „Die Auseinandersetzung dürfte wieder konfrontativer und ungemütlicher werden“, sagte er. „Darauf scheint es hinauszulaufen, weil die CSU offensichtlich nicht klein bei gibt. Dann ist zu erwarten, dass der Wille, das Ganze in einem fairen Stil abzuwickeln, an Grenzen gerät.“
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