Seine Arbeit im Konrad-Adenauer-Haus hat er schon längst aufgenommen, denn seine Wahl ist nur Formsache: Mario Czaja heißt der Mann, der in Zukunft die CDU als Generalsekretär aus ihrem Formtief hin zu Wahlsiegen führen soll. Friedrich Merz hat nach seiner Wahl zum Vorsitzenden auf dem digitalen Parteitag am Samstag von seinem Recht Gebrauch gemacht und Czaja als Nachfolger von Pauli Ziemiak vorgeschlagen. Bei der anschließenden Wahl erhielt dieser am Samstag 875 von 964 abgegebenen Stimmen, 22 Delegierte enthielten sich. Die CDU wertete damit 942 Stimmen als gültig und errechnete daraus eine Zustimmung von 92,89 Prozent.
Czaja – 46 Jahre alt, verheiratet und Vater einer Tochter – ist in Berlin ein ziemlich bekannter Politiker. Bei der letzten Bundestagswahl setzte er sich im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf überraschend deutlich gegen Linken-Urgestein Petra Pau durch, die zuvor fünf Mal in Folge das Direktmandat in dem sehr ostigen Ostberliner Bezirk gewonnen hatte. 2016 konnte er hier, damals noch als Berliner Gesundheitssenator, bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus entgegen dem allgemeinen Trend sagenhafte 47,2 Prozent der Erststimmen auf sich vereinen.
Mario Czaja spielte schon Karten mit Gregor Gysi
Czaja wurde am 21. September 1975 in der Charité geboren und wuchs in Berlin-Mahlsdorf auf, das damals zur DDR gehörte. Der heutige Berliner Ortsteil ist eine Mischung aus Häuserschluchten und Einfamilienhäusern, Touristen kommen so gut wie nie in die Gegend. Ein altes Foto zeigt Czaja beim Kartenspiel mit Gregor Gysi. Der Linken-Ikone unterlag er bei der Landeswahl 2001, später machte sich Gysi für ihn stark. In Mahlsdorf zählen solche Dinge und Czajas Mitgliedschaft beim Malocher-Fußballklub 1. FC Union mehr als das Parteibuch.
Als „Kiezmacher“ sammelte Czaja bei seinen Leuten Punkte, kümmerte sich um Kitas und Busanbindungen, in Zukunft muss sich der Versicherungskaufmann und Diplom-Betriebswirt ungleich größeren Aufgaben widmen: dem Neuaufbau der Bundespartei, die sich vom Schock der ungewohnten Oppositionsrolle nur langsam erholt. Sehr viele Christdemokraten trauen ihm diese schwierige Aufgabe zu. Eine breite Unterstützung beim Parteitag gilt als sicher, ein Wahlergebnis unter 90 Prozent Zustimmung wäre eine Überraschung.
Job bei den Brückenköpfen
Das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtete gerade über angeblich „fragwürdige Geschäfte“ Czajas. Er unterschrieb demnach 2017, drei Monate nach der für die CDU verlorenen Abgeordnetenhauswahl, als Geschäftsführer bei der Brückenköpfe GmbH. Das Unternehmen betreut Neugründungen im Gesundheitswesen und Czaja soll dort seine Kontakte versilbert haben. Kurz vor dem Parteitag wärmt der Bericht auch eine alte Geschichte von Czajas in Deutschland nicht anerkanntem Schweizer Diplom-Abschluss auf. Wie viel davon an ihm hängen bleibt, wird sich weisen. Bei seinen Parteifreunden hat Czaja die Story offenbar nicht geschadet, zumindest zeigen das viele Reaktionen.
Der neue Generalsekretär dürfte sie als ersten Warnschuss genommen haben. Vom Kümmerer in Berlin-Mahlsdorf zum CDU-Macher in der Bundespolitik: Die Fallhöhe hat deutlich zugenommen.