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Union: Auf Hendrik Wüst liegt die Hoffnung der CDU

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Auf Hendrik Wüst liegt die Hoffnung der CDU

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    Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst könnte, wenn es gut für ihn läuft, nächster Kanzlerkandidat der Union werden.
    Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst könnte, wenn es gut für ihn läuft, nächster Kanzlerkandidat der Union werden. Foto: John Macdougall, AFP/dpa

    Wer sich dieser Tage über die Corona-Pandemie informiert, kommt an Hendrik Wüst kaum vorbei. Der CDU-Politiker mit einem Hang zu lockeren Sprüchen wie „Heiter grüßt, Hendrik Wüst“ ist omnipräsent. Das liegt an seinem Amt als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident, in dieser Funktion ist er turnusgemäß Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz. Die wiederum befasst sich derzeit mit keinem anderen Thema so häufig wie mit den Folgen der Pandemie. Seine Landsleute in NRW werden besonders aufmerksam hingucken und zuhören. Der Nachfolger von Armin Laschet verdient aber darüber hinaus Beachtung, weil er womöglich das werden kann, was seinem Vorgänger nicht vergönnt war: Kanzler der Bundesrepublik Deutschland.

    Im Kanzleramt ist Hendrik Wüst (Mitte) als Vorsitzender der MPK öfter zu sehen. Mit dabei: Bundeskanzler Olaf Scholz und Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlin.
    Im Kanzleramt ist Hendrik Wüst (Mitte) als Vorsitzender der MPK öfter zu sehen. Mit dabei: Bundeskanzler Olaf Scholz und Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlin. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    In der CDU sind viele schon längst der Annahme entwachsen, dass ihr neuer Parteivorsitzender Friedrich Merz bei der nächsten Bundestagswahl automatisch Spitzenkandidat der Union werden will. Der Sauerländer selbst hat die Erwartungen abgedimmt – er will in zwei Jahren zunächst einmal als CDU-Vorsitzender wiedergewählt werden. Zum nächsten regulären Wahltermin im Jahr 2025 wäre er fast 70 Jahre alt, da kommt auch ein erfolgsverwöhnter Karrieremensch wie Merz ins Grübeln, ob eine Kandidatur noch Sinn macht.

    Die CDU-Boygroup: Hans, Günther, Wüst

    Die Christdemokraten blicken da viel gespannter auf die Entwicklung ihrer neuen Boygroup: Die Ministerpräsidenten Tobias Hans aus dem Saarland, Daniel Günther aus Schleswig-Holstein und eben Hendrik Wüst haben Landtagswahlen vor sich, den Gewinnern wird eine vielversprechende bundespolitische Karriere in Aussicht gestellt. Während Hans, der im März als Erster dran ist, den aktuellen Umfragen zufolge geringe Chancen aufs Siegertreppchen hat, darf Günther bei derzeit fünf Punkten Vorsprung (Umfrage Infratest dimap vom 20. Januar) schon mal anfangen, für die Wahl am 8. Mai den Sekt kalt zu stellen. Für Wüst ist die Umfragesituation nicht so eindeutig, der 46-Jährige liegt gleichauf mit SPD-Herausforderer Thomas Kutschaty (beide 28 Prozent). In Düsseldorf setzen sie darauf, dass der Ministerpräsident wegen seiner hohen Medienpräsenz am 15. Mai vorne liegt.

    Daniel Günther ließ bereits wenig Neigung für einen Berlin-Umzug erkennen, als es um die Nachfolge von Angela Merkel ging. Wüst hingegen ist gerne in der Hauptstadt, am Mittwoch einmal wieder, da hat ihn die CSU-Landesgruppe zu ihrer Klausurtagung eingeladen. Der Termin geht über das angekündigte „interne Gespräch“ mit Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hinaus. Nach dem Zwist zwischen Laschet und CSU-Chef Markus Söder hat es eine Signalwirkung für künftige unionsinterne Koalitionen.

    Hendrik Wüst ist ein Typ wie Markus Söder

    Söder ist zu der zweitägigen Veranstaltung auch eingeladen, er und Wüst kennen sich schon lange, sie verkörpern einen ähnlichen Politikertypus: Raumgreifend durchpflügen die Großgewachsenen Plenarsäle, Pressekonferenzen, Fernsehstudios und soziale Netzwerke. Söder nutzte die MPK und die anschließenden Auftritte im Kanzleramt, um sich in Szene zu setzen. Wüst macht es genauso.

    Wie der Bayer ist auch der Rheinländer um markige Ansagen nicht verlegen. In der Sendung "Anne Will" plädierte er beispielsweise für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht. Menschen dürften „ihre individuelle Freiheit nicht über die Freiheit der gesamten Gesellschaft stellen“, holte der Jurist das ganz große Verfassungsbesteck hervor. Früher wusste er zu provozieren, etwa 2004 mit der Suggestivfrage, warum Arbeitslose nicht Spielplätze sauber halten sollten, „die häufig mit Hundekot, Glasscherben und Drogenspritzen verschmutzt sind“.

    Der verheiratete Vater einer Tochter weiß aber, dass der Aufstieg in der Politik jäh enden kann. Als 2010 bekannt wurde, dass die Parteizentrale der NRW-CDU gegen viel Geld Einzelgespräche mit dem damaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers anbot, übernahm er die politische Verantwortung und trat von seinem Amt als Generalsekretär zurück. Der Vorgang indes schadete ihm langfristig nicht, bei der folgenden NRW-Landtagswahl kam er auf fast 50 Prozent Zustimmung, 2017 legte er nochmals zu, und im Oktober letzten Jahres wurde er Laschets Nachfolger in der Düsseldorfer Staatskanzlei. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob er sich halten kann. Anderenfalls bleibt nur die zweite Reihe.

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