Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Unglück: Die Bergung der Luxusjacht wird Monate dauern

Unglück

Die Bergung der Luxusjacht wird Monate dauern

    • |
    • |
    Ein Boot der italienischen Küstenwache bei den Bergungsarbeiten nach dem Untergang der Luxusjacht „Bayesian“ vor Sizilien.
    Ein Boot der italienischen Küstenwache bei den Bergungsarbeiten nach dem Untergang der Luxusjacht „Bayesian“ vor Sizilien. Foto: Jonathan Brady/PA Wire, dpa

    Nach dem Untergang der Luxus-Segeljacht  „Bayesian“ vor der Küste Siziliens steht Italien ein großes Bergungs-Szenario bevor. Wie Raffaele Macauda, Kommandant der italienischen Küstenwache in Palermo, am Samstag bei einer Pressekonferenz erklärte, wollen die Reederei sowie die Eigentümergesellschaft das am vergangenen Montag infolge eines Sturms gesunkene Wrack auf eigene Kosten bergen. Bei dem Unglück waren sieben Menschen ums Leben gekommen, darunter der britische Hightech-Milliardär Mike Lynch. 15 Menschen hatten überlebt, davon zehn Besatzungsmitlieder.

    In Italien erinnert man sich angesichts des Unglücks und seiner Folgen an die Bergung des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia vor der Toskana-Insel Giglio. Es war im Januar 2012 auf Grund gelaufen und teilweise gesunken, dabei starben 32 Menschen. Die 290 Meter lange und mit 4229 Menschen besetzte Costa Concordia wurde nach den Bergungsarbeiten aufgerichtet und erst gut zwei Jahre nach dem Unglück abgeschleppt und abgewrackt. Die Dimensionen des jetzigen Unglücks sind gleichwohl andere. 

    Der britische Milliardär Mike Lynch und seine Tochter Hannah, die beim Untergang der "Bayesian“ ums Leben kamen. (Archivbild)
    Der britische Milliardär Mike Lynch und seine Tochter Hannah, die beim Untergang der "Bayesian“ ums Leben kamen. (Archivbild) Foto: Uncredited/Lynch family via TANCREDI/AP, dpa

    Bei der Bayesian handelt es sich um eine nur 56 Meter lange Luxus-Segeljacht, die in rund 50 Meter Tiefe vor der Kleinstadt Porticello bei Palermo auf dem Meeresboden liegt. Die Bergung des Relikts werde „Monate“ dauern, erklärte Macauda. Die Staatsanwaltschaft Termini Imerese erhofft sich von der Bergung weitere Erkenntnisse. Wie bei der Concordia-Katastrophe gerät auch im Fall der Bayesian der Kapitän immer stärker in den Fokus. Gegen den Neuseeländer James Cutfield werde bisher nicht persönlich ermittelt, erklärte Oberstaatsanwalt Ambrogio Cartosio. Dies könnte sich aber nach der nächsten, möglicherweise bereits am Montag stattfindenden Vernehmung Cutfields ändern, vermuten italienische Medien.

    Sieben Menschen waren noch an Bord, als der Kapitän es verlassen hatte

    Cutfield konnte sich vor dem Untergang mit zehn anderen Personen auf eine Rettungsinsel flüchten, vier weitere wurden aus dem Wasser aufgelesen. Sieben Menschen befanden sich noch auf dem sinkenden Schiff, als der Kapitän es bereits verlassen hatte. „Das ist einer der Aspekte, zu denen wir ermitteln“, sagte Staatsanwalt Raffaele Cammarano. Sechs Passagiere und der Schiffskoch ertranken, weil sie möglicherweise im Schlaf überrascht wurden, wie die Ermittler angaben. Neben Cutfield überlebten neun weitere Besatzungsmitglieder. Angesichts des angekündigten Unwetters soll der Kapitän nach Zeugenaussagen einen Wachposten an Deck bestimmt haben. 

    Cutfield hatte in einer ersten Stellungnahme angegeben, den Sturm „nicht kommen gesehen“ zu haben. Nach Angaben des Corriere della Sera gaben Überlebende des Unglücks an, „von niemandem gewarnt“ worden zu sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung und Schiffbruch. Der Kapitän der Costa Concordia, Francesco Schettino, war 2017 letztinstanzlich zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Während Schettino verantwortungsloses Verhalten an Bord nachgewiesen werden konnte, ist das im Fall von Cutfield noch völlig unklar. 

    Laut Staatsanwalt Cammarano war die „Bayesian“ am frühen Montagmorgen von einem „Downburst“, also einer schweren Fallböe mit Winden von bis zu 100 km/h getroffen worden. Dabei fällt in einem Gewitter Kaltluft nach unten, trifft auf den Boden und bereitet sich in linearer Richtung mit großer Kraft aus. „Es war ein plötzliches, abruptes Ereignis“, sagte Cammarano. Andere Kapitäne wie etwa der Deutsche Karsten Börner, der mit seiner „Sir Robert Baden Powell“ in unmittelbarer Nähe der Bayesian lag, hatten mit Sicherheitsvorkehrungen auf das Unwetter reagiert. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden