Nach dem Bruch der Ampel-Regierung läuft in Deutschland alles auf Neuwahlen hinaus. Am 6. November hatte Bundeskanzler Olaf Scholz Christian Lindner als Finanzminister entlassen. Die FDP zog sich danach aus der Koalition zurück. Vorausgegangen war ein Streit über den künftigen Kurs der Regierung - vor allem bei den Themen Wirtschaft und Haushalt. Scholz möchte nun im Januar 2025 die Vertrauensfrage im Bundestag stellen und damit den Weg für eine Neuwahl freimachen, die spätestens Ende März stattfinden soll.
Welche Parteien können sich Hoffnungen auf einen Erfolg bei der Wahl machen? Verschiedene Meinungsforschungsinstitute erheben regelmäßig Umfragen dazu, wie die Menschen wählen würden, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre. Darin schneidet aktuell die Union aus CDU und CSU mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz am besten ab. Erstmals könnte auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im Bundestag vertreten sein. Die FDP muss laut Umfragen hingegen befürchten, an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern.
In diesem Artikel bekommen Sie einen Überblick darüber, wie die Umfrage-Ergebnisse zur Bundestagswahl 2025 aktuell aussehen.
Umfragen zur Bundestagswahl 2025: Aktuelle Umfrage-Ergebnisse der Sonntagsfrage
Die Sonntagsfrage der Meinungsforschungsinstitute vermittelt einen Eindruck vom aktuellen Stimmungsbild in Deutschland. Allerdings können die Wahlergebnisse bei der Bundestagswahl 2025 natürlich ganz anders ausfallen. Das liegt allein schon daran, dass viele Wähler noch unentschlossen sind oder sich erst kurzfristig entscheiden.
Im Auftrag der Bild ermittelte das Marktforschungsinstitut INSA in einer Online-Befragung von 2010 Wählerinnen und Wählern, welche Parteien diese bei der kommenden Bundestagswahl wählen würden. Das Institut kam am 23. Dezember zu diesem Ergebnis:
- CDU/CSU: 31 Prozent (-1,0)
- AfD: 19,5 Prozent (−0,5)
- SPD: 16 Prozent (±0)
- Grüne: 12,5 Prozent (+0,5)
- BSW: 8 Prozent (±0)
- FDP: 5 Prozent (±0)
- Linke: 3 Prozent (±0)
- Andere: 5 Prozent (+1,0)
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat am 17. Dezember 2024 eine Umfrage im Auftrag von RTL/n-tv veröffentlicht. Befragt wurden 2501 Wahlberechtigte per Telefon. Die Ergebnisse gestalteten sich wie folgt:
- CDU/CSU: 30 Prozent (-1,0)
- AfD: 19 Prozent (+1)
- SPD: 17 Prozent (±0)
- Grüne: 13 Prozent (±0)
- BSW: 4 Prozent (±0)
- FDP: 4 Prozent (±0)
- Linke: 3 Prozent (±0)
- Andere: 10 Prozent (±0)
Die Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF-Politbarometers zeichnete am 6. Dezember 2024 folgendes Bild. Insgesamt wurden 1433 Menschen telefonisch und online befragt:
- CDU/CSU: 33 Prozent (+1,0)
- AfD: 17 Prozent (−1,0)
- SPD: 15 Prozent (-1,0)
- Grüne: 14 Prozent (+2)
- BSW: 5 Prozent (±0)
- FDP: 4 Prozent (+1,0)
- Andere: 11 Prozent (-2)
Was ist der Weg zu Neuwahlen in Deutschland?
Am 15. Januar 2025 möchte Bundeskanzler Olaf Scholz die Vertrauensfrage im Bundestag stellen. Wenn er dabei keine Mehrheit erhält, „kann der Bundespräsident auf Vorschlag des Bundeskanzlers binnen einundzwanzig Tagen den Bundestag auflösen“, wie es in Artikel 68 im Grundgesetz heißt.
Das ist auch der Plan von Olaf Scholz, um den Weg zu Neuwahlen freizumachen. Es handelt sich damit um eine sogenannte „unechte Vertrauenmsfrage“, da damit bewusst das Ziel verfolgt wird, die Mehrheit nicht zu erreichen - das ist nämlich fast sicher.
Wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Bundestag auflöst, muss die Neuwahl innerhalb von 60 Tagen stattfinden, was Artikel 39 im Grundgesetz regelt. Bundeskanzler Olaf Scholz und das Kabinett ohne die FDP bleiben im Amt, bis eine neue Regierung steht.
Wie wird bei einer Bundestagswahl gewählt?
Bei der Bundestagswahl 2025 gilt erstmals die Wahlrechtsreform von 2023, durch die die Zahl der Abgeordneten gesetzlich auf 630 beschränkt wird. Überhang- und Ausgleichsmandate gibt es nun nicht mehr, wie auf www.bundestag.de erklärt wird.
Jeder Wahlberechtigte vergibt aber weiterhin zwei Stimmen: Mit der Erststimme wird keine Partei gewählt, sondern eine Person aus dem Wahlkreis des Wählenden. Die Zweitstimme wird an Parteien vergeben, die Landeslisten aufstellen – also Listen mit den Kandidatinnen und Kandidaten aus dem jeweiligen Bundesland.
Durch die Wahlrechtsreform ist nun wirklich allein das Zweitstimmen-Ergebnis dafür entscheidend, wie viele Sitze einer Partei im Bundestag zustehen. Diese Sitze gehen zuerst an die Wahlkreisbewerber der Parteien, die in ihrem Wahlkreis die relative Mehrheit der Erststimmen erlangt haben. Die Höhe der Stimmanteile bestimmt über die Reihenfolge. Wenn alle Wahlkreiskandidaten einen Sitz bekommen haben und der entsprechenden Partei laut Zweitstimmen-Ergebnis noch weitere Sitze zustehen, werden diese Sitze an die Bewerber der Landeslisten vergeben.
Wenn die Zeitstimmen aber nicht ausreichen, damit alle Wahlkreiskandidaten einer Partei berücksichtigt werden können, gehen diejenigen mit dem schwächsten Erststimmen-Ergebnis leer aus. Das ist die größte Änderung durch die Wahlrechtsreform. Zuvor hatten alle erfolgreichen Direktkandidaten auf jeden Fall einen Sitz im Bundestag bekommen, was über Ausgleichs- und Überhangmandate für zusätzliche Sitze gesorgt hatte. Nun kann es vorkommen, dass aus einem Wahlkreis gar kein Kandidat im Bundestag vertreten ist.
„Eine Ausnahme hiervon gilt für parteiunabhängige Wahlkreisbewerber: Diese erringen einen Sitz unmittelbar aufgrund einer relativen Mehrheit der Erststimmen im Wahlkreis“, heißt es auf www.bundestag.de.
Der Bundeskanzler kann übrigens nicht direkt gewählt werden. Diese Wahl liegt dann bei den neu bestimmten Abgeordneten im Bundestag.
Wahlergebnisse der letzten Bundestagswahl
Die letzte Bundestagswahl hat 2021 stattgefunden. Am 26. September 2021 wurde der 20. Deutsche Bundestag gewählt. Damals hatte die SPD laut der Bundeszentrale für politische Bildung mit 25,7 Prozent deutlich mehr Stimmen als die CDU bekommen, die mit 18,9 Prozent der Wählerstimmen auf dem zweiten Platz landete.
An der Wahl hatten 76,6 Prozent der 61.181.072 Wahlberechtigten teilgenommen. Damit war die Wahlbeteiligung zum dritten Mal in Folge gestiegen. Insbesondere die Briefwahl hat ein Hoch erlebt. Der Bundeszentrale für politische Bildung zufolge wurde dort ein neuer Rekordwert verzeichnet.
Das waren laut der Bundeswahlleiterin die Wahlergebnisse aus dem Jahr 2021:
- SPD: 25,7 Prozent
- CDU: 18,9 Prozent
- Grüne: 14,8 Prozent
- FDP: 11,5 Prozent
- AfD: 10,3 Prozent
- CSU: 5,2 Prozent
- Linke: 4,9 Prozent
- SSW: 0,1 Prozent
- Sonstige: 8,6 Prozent