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Überraschung auf dem Linken-Parteitag: Lafontaine und Wagenknecht: Vom Tabuthema zum öffentlichen Bekenntnis

Überraschung auf dem Linken-Parteitag

Lafontaine und Wagenknecht: Vom Tabuthema zum öffentlichen Bekenntnis

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    Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht sind ein Paar. Die Frage ist nun, welche Auswirkungen dies in politischer Hinsicht hat.
    Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht sind ein Paar. Die Frage ist nun, welche Auswirkungen dies in politischer Hinsicht hat. Foto: dpa

    Oskar Lafontaine machte es spannend. Mehr als eine Stunde lang wetterte er auf dem Saarbrücker Parteitag über die Macht der Banken, die Rente mit 67 und die Konkurrenz von SPD und Grünen. Erst dann erklärte er den rund 100 Delegierten, warum mit Sahra Wagenknecht ein prominenter Überraschungsgast aus Berlin im Publikum saß. "Das hat einen ganz einfachen Grund. Ich lebe seit einiger Zeit getrennt und bin seit einiger Zeit mit Sahra eng befreundet."

    Wagenknecht lauschte der etwas unromantisch verklausulierten Liebeserklärung ihres Partners aus der ersten Reihe. An der rechten Hand trug sie noch einen goldenen Ring, mutmaßlich aus ihrer Ehe mit dem Filmproduzenten Ralph T. Niemeyer. Lafontaine ist bereits in dritter Ehe mit der Volkswirtschaftlerin Christa Müller verheiratet - seit 18 Jahren.

    Mit der Erklärung des Saarländers ist raus, was viele in der Partei schon lange gewusst oder zumindest geahnt haben. Der 68-jährige Gründungsvater der Linken und die 42-jährige neue Hoffnungsträgerin der Partei sind ein Paar.

    Rückzug aus der Bundespolitik 2010

    Das Privatleben Lafontaines galt bisher in Berlin wie in Saarbrücken weitgehend als tabu. Im November 2009 löste allerdings ein "Spiegel-Bericht" über die angebliche Liaison mit Wagenknecht eine heftige Debatte aus, inwieweit Medien über Beziehungen von Politikern berichten dürfen. Wenige Tage später verkündete Lafontaine den Grund für seinen Rückzug von der Spitze der Bundestagsfraktion: Eine anstehende Operation wegen Prostata-Krebses. Seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 2010 ist er offiziell "nur noch" Vorsitzender der Linksfraktion im saarländischen Landtag.

    Vom Scheitern seiner Ehe mit Christa Müller hat sich Lafontaine lange Zeit nichts anmerken lassen. In seiner Umgebung hieß es noch im Spätsommer, der Politiker habe zunehmend die Freuden des Familienlebens für sich entdeckt. So lasse er es sich nicht nehmen, möglichst oft seinen 14-Jährigen Sohn Carl Maurice zu Handballspielen zu begleiten. Zuletzt machten in Saarbrücken jedoch Gerüchte die Runde, Wagenknecht sei häufiger an der Saar - zu politischen und/oder privaten Treffen. Die beiden sollen sogar eine gemeinsame Wohnung haben, heißt es in der Partei.

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    Die Liaison des 68-Jährigen mit der 26 Jahre jüngeren Frau ist zweifellos auch eine politische. Lafontaine gilt als Förderer seiner neuen Partnerin. Zuletzt hat er die frühere Wortführerin der Kommunistischen Plattform bei ihrem Versuch protegiert, neben Gregor Gysi an die Spitze der Bundestagsfraktion aufzusteigen.

    Auswirkungen auch auf innerparteiliche Konflikte?

    Gysi, der Wagenknecht auf dem Weg nach oben schon mehrfach ausgebremst hatte, verhinderte das und verwies die gebürtige Jenaerin auf einen Stellvertreterposten. Die letzte Karrierestufe dürfte das für die ehrgeizige Wirtschaftsexpertin aber nicht gewesen sein. Sie wird bereits für den Parteivorsitz gehandelt. Bisher hat sie entsprechende Ambitionen zwar dementiert, allerdings eher halbherzig. Außer ihr und der umstrittenen amtierenden Parteichefin Gesine Lötzsch sind potenzielle Kandidatinnen für eine neue Doppelspitze jedenfalls nicht in Sicht.

    Auch über ein Comeback Lafontaines in der Bundespolitik wird seit langem spekuliert. Gysi hatte im April gesagt, der Saarländer würde notfalls sogar an die Parteispitze zurückkehren. Ihm wird auch Interesse an einer Kandidatur bei der nächsten Bundestagswahl nachgesagt. Lafontaine selbst schweigt zu seinen Plänen. Gesundheitlich ist er jedenfalls wieder fit. "Er ist wieder gesund, er ist quicklebendig. Sicher ist er im Saarland auch etwas unterfordert", sagte selbst Gysi in einem am Wochenende veröffentlichten "Spiegel"-Interview.

    Nun können Lafontaine und Wagenknecht als Paar ihre Karrierepläne weiterverfolgen. Ob ihnen die private Beziehung dabei hilft, wird man sehen. Wagenknecht wollte sich am Samstag nicht weiter dazu äußern. "Es ist alles gesagt", meinte sie lediglich und verließ kurz nach Lafontaines Rede den Parteitag. dpa/AZ

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