Eine Meeresbrise zerrt an Arzu Saris offenen Haaren, ihr Mann Ömer hat sich einen Pferdeschwanz gebunden. Vier Stunden steht das Paar schon in der Menschenschlange, die sich um die Altstadt von Istanbul kilometerweit am Bosporus entlangzieht, und das Ziel ist endlich in Sicht: die „TCG Anadolu“, das neue Flaggschiff der türkischen Kriegsmarine, das unterhalb der Hagia Sophia im Goldenen Horn vertäut liegt und vom Volk besichtigt werden kann. Schon der Anblick erfülle sie mit Stolz, sagt die 40-jährige Sekretärin über den Stahlkoloss, der mit Hubschraubern und Kampfdrohnen bestückt ist: „Wir können jetzt selbst Hochtechnologie entwickeln, genauso gut wie andere Länder.“ Noch besser, wirft ein Nachbar in der Schlange ein: Bald werde die Türkei vielleicht sogar Deutschland überholen. Schon da schwingt die Frage mit: Und wem ist das zu verdanken?
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