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Türkei: Steinmeier trifft Erdogan: Deutsch-türkische Gemeinsamkeiten gesucht

Türkei

Steinmeier trifft Erdogan: Deutsch-türkische Gemeinsamkeiten gesucht

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    Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan bei der Pressekonferenz am Mittwoch.
    Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan bei der Pressekonferenz am Mittwoch. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Montag nach zweistündigen Gesprächen in Ankara mit seinem deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier vor die Kameras trat, schien die Welt zwischen der Türkei und Deutschland in bester Ordnung zu sein. Die Beziehungen und der bilaterale Handel sollten weiter ausgebaut, Hindernisse wie Sanktionen gegen die

    Auch Steinmeier würdigte die deutsch-türkischen Beziehungen und erinnerte seinen Gastgeber nur sanft an die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und Pressefreiheit. “Die Zeiten sind ernst und gerade deshalb brauchen wir einander“, sagte er. Die deutsch-türkischen Beziehungen sollten deshalb neu belebt werden. Schließlich seien sich beide Länder sehr nah: Drei Millionen Türkischstämmige lebten inzwischen in der vierten Generation in der Bundesrepublik.

    Die engen Verbindungen zwischen der Türkei und Deutschland ließen sich auch an den Delegationen von Erdogan und Steinmeier ablesen. Der deutsche Bundespräsident schüttelte bei seiner Begrüßung am Präsidentenpalast in Ankara einer Reihe von türkischen Regierungspolitikern die Hand – darunter war Erdogans Stabschef und wichtigster außenpolitischer Berater, der aus dem nordrhein-westfälischen Siegen stammende Akif Cagatay Kilic. Der türkischstämmige Bürgermeister von Hannover, Belit Onay, gehörte zu Steinmeiers Tross. 

    Steinmeier trifft Erdogan: Wenn es konkret wurde, schwanden die Gemeinsamkeiten

    Die Beschwörungen der deutsch-türkischen Freundschaft blieben allerdings im Allgemeinen – wenn es konkret wurde, war es schnell vorbei mit den Gemeinsamkeiten. Am deutlichsten wurde das beim Gaza-Krieg. Erdogan schimpfte über den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der eine Gefahr für die Sicherheit der ganzen Region sei. Trotzdem stehe der gesamte Westen an der Seite Israels. Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober habe Israel in Gaza rund 45.000 Menschen getötet, sagte der türkische Präsident: „Das müssen unsere deutschen Freunde sehen.“ Auch Steinmeier sprach vom 7. Oktober, aber ganz anders als sein Gastgeber. Der Hamas-Angriff auf Israel sei der Grund für das Leid der Menschen in Gaza, sagte er: „Ohne den 7. Oktober gäbe es den jetzigen Krieg nicht.“ 

    Unerwähnt blieben Steinmeiers Begegnungen mit Erdogans politischen Gegnern in der Türkei. Der Bundespräsident hatte am Montag den Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu von der Oppositionspartei CHP getroffen, den voraussichtlichen Herausforderer Erdogans bei der nächsten Wahl in vier Jahren. Vor seinem Empfang in Erdogans Palast am Mittwoch kam Steinmeier mit dem CHP-Bürgermeister von Ankara, Mansur Yavas, zusammen. Deutschland habe den „großen Wahlerfolg“ der Opposition bei den Kommunalwahlen im März aufmerksam verfolgt, sagte der Bundespräsident nach türkischen Medienberichten. 

    Experte: Steinmeiers Treffen mit Oppositionellen dürften Beziehungen nicht belasten

    „Grundsätzlich ist Steinmeiers Besuch für die CHP eine Bestätigung, dass die EU und vor allem Deutschland sie nicht vergessen haben und sie unterstützen, wenn auch in einer symbolischen Art und Weise“, sagt Hüseyin Cilek, Türkei-Experte an der Universität Wien. „Erdogan und die AKP werden vielleicht die Augenbrauen hochziehen“, sagte er über Steinmeiers Besuche bei der Opposition. „Aber zu mehr wird das nicht führen“, sagte Cicek unserer Zeitung. 

    Die Wirkung von Steinmeiers Besuch auf die türkische Innenpolitik werde sich in Grenzen halten, sagt Cicek. Das gelte auch für den Döner. „Steinmeiers symbolische Geste mit dem Dönerspieß war politisch sehr naiv“, sagte Cicek. Großen Schaden habe der Bundespräsident mit der Döner-Aktion aber auch nicht angerichtet.

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