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Türkei: Erdogans Berater: Aus Deutschland in den Präsidentenpalast von Ankara

Türkei

Erdogans Berater: Aus Deutschland in den Präsidentenpalast von Ankara

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    Der gebürtige Siegener Akif Cagatay Kilic ist außenpolitischer Berater des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Am Donnerstag sitzt er mit am Tisch, wenn in Brüssel über den Nato-Beitritt Schwedens verhandelt wird.
    Der gebürtige Siegener Akif Cagatay Kilic ist außenpolitischer Berater des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Am Donnerstag sitzt er mit am Tisch, wenn in Brüssel über den Nato-Beitritt Schwedens verhandelt wird. Foto: Wolfgang Borrs, NDR, dpa (Archivbild)

    Akif Cagatay Kilic ist vor allem eines: loyal. Seit 20 Jahren dient Kilic dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der ihn nach seinem jüngsten Wahlsieg im Mai zu seinem außenpolitischen Chefberater ernannte. Der im nordrhein-westfälischen Siegen geborene Kilic ist damit eine Schlüsselfigur in der türkischen Führung. An diesem Donnerstag steht Kilic vor seiner ersten großen Aufgabe als Chefberater: Zusammen mit Außenminister Hakan Fidan und Geheimdienstchef Ibrahim Kalin soll er bei Gesprächen am Nato-Sitz in Brüssel versuchen, den Streit um den Beitrittsantrag von Schweden noch vor dem Gipfeltreffen der Allianz nächste Woche beizulegen.

    Der 47-jährige Kilic wurde als Sohn eines Arztes aus der türkischen Schwarzmeer-Stadt Samsun geboren. Weil er die ersten zehn Jahre seines Lebens in Nordrhein-Westfalen verbrachte, spricht Kilic bis heute sehr gut Deutsch. Mit seiner Familie zog er in den 1980er Jahren in die Türkei. Kilics regionale Herkunft in der

    Die politische Karriere von Kilic startet im Jahr 2003

    Kilics politische Karriere begann 2003, dem Jahr von Erdogans Machtantritt als türkischer Ministerpräsident. Kilic wurde Berater im Ministerpräsidentenamt und stieg zum stellvertretenden Büroleiter des Regierungschefs auf. Während Erdogans Amtszeit als Premier gehörte Kilic zum Stab des Ministerpräsidenten und diente ihm bei Auslandsreisen als Dolmetscher: Erdogan verlässt sich lieber auf loyale Berater als auf professionelle Übersetzer. Vor zehn Jahren übernahm Kilic das Jugend- und Sportministerium, bevor er 2018 als Parlamentsabgeordneter zum stellvertretenden Vorsitzenden der Parlamentarischen Versammlung des Europarats gewählt wurde.

    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt als äußerst misstrauisch. Er verlässt sich auf einen engen Kreis von vertrauten Mitarbeitern. Einer von ihnen ist Akif Cagatay Kilic.
    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt als äußerst misstrauisch. Er verlässt sich auf einen engen Kreis von vertrauten Mitarbeitern. Einer von ihnen ist Akif Cagatay Kilic. Foto: Nedim Enginsoy, AP, dpa (Archivbild)

    Kurz nach dem Putschversuch gegen Erdogan im Jahr 2016 geriet Kilic mit der Deutschen Welle aneinander. Ein Interview des Publizisten Michel Friedman mit Kilic im türkischen Sportministerium in Ankara für die Sendung „Conflict Zone“ endete im Streit. Friedman sagte anschließend, der Minister habe „einen Teil der Fragen und einen Teil der Themen nicht gemocht“. Nach Angaben der Deutschen Welle konfiszierte Kilics Ministerium die Aufnahmen des Interviews. Das türkische Ministerium erklärte dagegen, der Sender habe sich bereit erklärt, das Gespräch nicht auszustrahlen und die Aufnahmen deshalb übergeben. Das Interview wurde nie gesendet. Öffentliche Kontroversen sind bei Kilic allerdings selten: Er wirkt eher im Hintergrund.

    Mit dem Thema Beitritt Schwedens kennt sich der gebürtige Siegener aus

    Schon in seiner Zeit als Chef des Auswärtigen Ausschusses im türkischen Parlament war der schwedische Nato-Beitrittsantrag ein wichtiges Thema für den heutigen Chefberater. Bei einem Treffen mit dem schwedischen Außenminister Tobias Billström im Dezember sagte Kilic, Meinungsverschiedenheiten sollten „mit Diplomatie und beiderseitigem guten Willen beigelegt werden“.

    Die Zeit für eine solche einvernehmliche Lösung wird knapp. Fünf Tage vor dem Nato-Gipfel von Vilnius nächste Woche setzt sich Kilic am Donnerstag in Brüssel mit hochrangigen Vertretern aus Schweden und Finnland an einen Tisch. Die Türkei hatte voriges Jahr mit den zwei Nordländern einen Weg verabredet, um die türkischen Vorbehalte gegen ihre Nato-Bewerbungen aus der Welt zu schaffen. Inzwischen hat die Türkei nur dem Nato-Beitritt von Finnland zugestimmt, nicht dem von Schweden. Wie das Gespräch in Brüssel auch ausgehen mag: Kilic wird Erdogans Linie vertreten.

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