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Tödlicher Anschlag auf Rüstungsfirma in Ankara: Was wir wissen

Türkei

Mehrere Tote und Verletzte: Das ist zum Anschlag in Ankara bisher bekannt

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    Rauch steigt auf, während Rettungsteams und Polizeibeamte am Stadtrand vor dem Unternehmensgelände der Türkischen Luft- und Raumfahrt eintreffen.
    Rauch steigt auf, während Rettungsteams und Polizeibeamte am Stadtrand vor dem Unternehmensgelände der Türkischen Luft- und Raumfahrt eintreffen. Foto: IHA, dpa

    Ein Feuerball stieg am Eingang zum Gelände der staatlichen türkischen Rüstungsfirma Tusas am Stadtrand von Ankara auf, kurz darauf stürmten bewaffnete Kämpfer, darunter offenbar mindestens eine Frau, in die Waffenschmiede hinein: Internetvideos zeigten den Moment des Anschlags, bei dem es am Mittwoch nach Regierungsangaben mindestens fünf Tote und 22 Verletzte gab. Medien meldeten, zwei Angreifer hätten sich mit Geiseln auf dem Gelände verschanzt. Der Verdacht fällt auf Linksextremisten.
    Die Täter zielten mit ihrem Anschlag auf ein Herzstück der türkischen Rüstungsindustrie. Tusas ist eine der wichtigsten Rüstungsfirmen der Türkei. Die Firma soll den ersten Kampfjet der Türkei herstellen, den TF-Kaan. In der Fabrik, die am Mittwoch angegriffen wurde, werden zudem amerikanische Kampfjets des Typs F-16 gewartet und modernisiert. Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Rüstungsindustrie seines Landes in den vergangenen Jahren erheblich ausgebaut, um die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern zu verringern.

    Der Angriff begann während der Wachablösung des Sicherheitspersonals bei Tusas am Nachmittag. Unklar war zunächst, ob die Explosion, die auf den Videos zu sehen war, von einem Selbstmordattentäter gezündet wurde. Videos und Fotos zeigten das teilweise zerstörte Wachhaus am Eingang zum Werksgelände und mindestens drei Angreifer, darunter offenbar eine Frau. Türkische Medien berichteten, die Täter seien auf das Gelände vorgedrungen und hätten Geiseln genommen.

    Innenminister Ali Yerlikaya teilte mit, es handele sich um einen Terroranschlag, bei dem es drei „Märtyrer“ gegeben haben; der Begriff wird im offiziellen Sprachgebrauch der Türkei für getötete Soldaten oder Polizisten verwendet. Zudem seien zwei Täter getötet worden, sagte der Minister.

    Bislang bekennt sich niemand zu dem Anschlag

    Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Einige Medien spekulierten über die verbotene kurdische Terrororganisation Arbeiterpartei Kurdistan (PKK) und verwiesen besonders auf den Zeitpunkt: Der Anschlag kam einen Tag, nachdem der Anführer der türkischen Rechtsnationalisten, Devlet Bahceli, zu einem Ende des Kurdenkonflikts aufgerufen hatte. Bahceli schlug vor, der inhaftierte PKK-Gründer Abdullah Öcalan solle im türkischen Parlament sprechen und den Krieg gegen den Staat offiziell für beendet erklären. Nun könnten extreme Gruppen in der PKK versuchen, diesen Prozess zu stören, hieß es in den Berichten. Allerdings passte die Art des Anschlags nicht zu den gewöhnlichen Methoden der PKK. Zudem ist die PKK durch die Verfolgung der türkischen Armee so geschwächt, dass sie seit Jahren kaum noch zu großen Gewalttaten fähig ist. Auch der Islamische Staat (IS), der in der Türkei aktiv ist, scheidet als Tätergruppe wohl aus, denn der IS setzt keine Frauen als Kämpferinnen ein.

    Der Verdacht richtete sich vor allem gegen die linksextreme Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C), die seit den 1970er Jahren aktiv ist und vor allem Polizei und andere Sicherheitsorgane angreift. Die DHKP-C ist extrem anti-amerikanisch und bietet sowohl Selbstmordattentäter als auch Kämpferinnen auf. Auch Geiselnahmen gehören zu den Methoden. So drangen DHKP-C-Kämpfer vor neun Jahren in ein Istanbuler Gerichtsgebäude ein und brachten einen Staatsanwalt in ihre Gewalt. Die Polizei stürmte das Zimmer und tötete die Angreifer; der Staatsanwalt starb ebenfalls.

    Die Nato erklärte nach dem Anschlag ihre Solidarität mit dem Bündnispartner Türkei. Generalsekretär Mark Rutte erklärte, er sei „tief besorgt“. Die Nato verurteile den Terrorismus in all seinen Formen.

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