Ein Grüner will er bald nicht mehr sein, Oberbürgermeister von Tübingen aber weiterhin: Boris Palmer (Grüne) will bei der OB-Wahl im Herbst wieder antreten – diesmal jedoch als parteiloser Kandidat. Das teilte er am Sonntag auf seiner Homepage mit. Der langjährige OB der Neckarstadt hatte im Netz einen Aufruf gestartet, ihn im Wahlkampf zu unterstützen. Mehr als 800 Wahlberechtigte hätten dabei unterzeichnet, ihn unterstützen zu wollen, erneut für das Amt zu kandidieren, schrieb Palmer auf borispalmer.de. Eine ähnlich große Zahl von Menschen habe diese Unterstützung mit einer Geldspende geleistet. So sei das erforderliche Budget für einen Wahlkampf in nur einer Woche zusammen gekommen. "Ich kann Ihnen gar nicht genug Dank sagen für diese Ermutigung. Sie haben damit den Ausschlag gegeben: Ich werde mich um eine dritte Amtszeit bewerben."
Palmer: Kandidatur ohne Unterstützung einer Partei "fällt schwer"
Palmer betonte, es falle ihm schwer, ohne die Unterstützung der Partei zu kandidieren, der er aus Überzeugung seit 25 Jahren angehöre. "Meine politische Heimat sind und bleiben die Grünen in Baden-Württemberg", schrieb er. Er wolle zu ihrem Erfolg und dem der Regierung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beitragen. "Doch bei dieser Wahl ist mir das aus bekannten Gründen verwehrt." Oberbürgermeisterwahlen seien traditionell Persönlichkeitswahlen, betonte Palmer. Parteien stünden nicht zur Wahl.
Erst vor Kurzem hatte Palmer angekündigt, bei der Tübinger OB-Wahl im Herbst nicht mehr als Kandidat der Grünen antreten zu wollen - wegen seines möglichen Parteiausschlusses. Die baden-württembergischen Grünen hatten im Mai 2021 ein Parteiausschlussverfahren gegen Palmer beschlossen. Palmer hatte sich zuvor in einem Facebook-Beitrag aus Sicht der Grünen rassistisch geäußert. Nach Palmers Angaben waren die Äußerungen satirisch gemeint. Ermittlungen dazu wurden im September eingestellt. Der 49-Jährige ist seit 2007 Oberbürgermeister in der schwäbischen Universitätsstadt.