Das in Rumänien laufende Strafverfahren gegen den britisch-amerikanischen Influencer Andrew Tate (37) und seinen Bruder Tristan (36) verzögert sich. Ihnen wird vorgeworfen, Frauen missbraucht und ausgebeutet zu haben. Das Berufungsgericht in Bukarest hat im Vorverfahren mehrere Beweismittel der Staatsanwaltschaft für ungültig erklärt. Die Ankläger haben nun fünf Tage Zeit zu entscheiden, ob sie das Verfahren dennoch fortsetzen, oder ihre Anklage neu formulieren, berichtete das Portal «news.ro».
Der Rechtsanwalt der Tate-Brüder, Eugen Vidineac, bezeichnete dies als «monumentalen Sieg» seiner Mandanten. «Schlüssel-Beweismittel» der Staatsanwaltschaft seien eliminiert worden.
Das Hauptverfahren gegen die Tate-Brüder und zwei rumänische Komplizinnen hat noch nicht begonnen. Das Berufungsgericht beanstandete jetzt im Vorverfahren unter anderem, dass Andrew Tates Recht auf Verteidigung verletzt worden sei, als dieser über die Anklage eines seiner Opfer informiert wurde. Aussagen der Tate-Brüder als Zeugen seien als Beweismittel ungültig. Ferner hätten die Ankläger es versäumt, die Geldsummen anzugeben, die von den Beschuldigten beschlagnahmt werden sollen. Der Beitrag der Komplizinnen zum Tatbestand des Menschenhandels sei zudem formell nicht korrekt dargestellt worden.
Ausbeutung mit «Loverboy-Methode»
In Rumänien wird den Tates vorgeworfen, junge Frauen dazu gezwungen zu haben, bei kommerziell verbreiteten Sex-Videos mitzuwirken. Mit Manipulationstechniken wie der sogenannten Loverboy-Methode hätten sie die Mädchen von sich abhängig gemacht. In einer ersten Anklage vom Juni 2023 wurde den Brüdern und den mutmaßlichen Mittäterinnen Vergewaltigung, Menschenhandel und der Bildung einer kriminellen Organisation vorgeworfen.
Erstmals waren die Tates und die mutmaßlichen Komplizinnen am 30. Dezember 2022 bei Bukarest verhaftet worden. Später wurde diese Maßnahme in Hausarrest umgewandelt, danach kamen sie unter der Auflage, das Land nicht zu verlassen, auf freien Fuß. Im August dieses Jahres ordnete ein Gericht für Andrew Tate nach einer kurzen Festnahme erneut Hausarrest an. Kurz davor hatten die Ermittler nach Hausdurchsuchungen weitere 16 Luxusautos und hohe Geldsummen der Brüder beschlagnahmt.
Fast drei Dutzend Opfer identifiziert
Die Staatsanwaltschaft hatte bis August dieses Jahres zudem mehr Opfer der Tates identifiziert: Ihre Zahl stieg von zunächst 7 auf 34 Frauen, darunter eine 15-Jährige. Durch die Ausbeutung der Frauen sollen sich die Brüder einen kriminellen Gewinn in Höhe von mindestens 2,8 Millionen Dollar (2,5 Millionen Euro) verschafft haben. Die beiden Brüder bestreiten alle Vorwürfe.
Andrew Tate, ein ehemaliger Kickboxer, hatte mit frauenverachtenden Aussagen in sozialen Netzwerken Millionen Jugendliche und junge Männer erreicht. Sein Bruder Tristan assistierte ihm dabei.
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