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Tierschutz: Geht es dem Wolf jetzt an den Kragen?

Tierschutz

Geht es dem Wolf jetzt an den Kragen?

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    Ein junger Wolf ist auf einem abgeernteten Feld in Nordsachsen unterwegs. Die Zahl der Raubtiere in Deutschland steigt.
    Ein junger Wolf ist auf einem abgeernteten Feld in Nordsachsen unterwegs. Die Zahl der Raubtiere in Deutschland steigt. Foto: Sebastian Willnow, dpa

    Es braucht nicht viel Fantasie, um das Thema Wolf als eine Herzensangelegenheit von Ursula von der Leyen auszumachen. Im Sommer vergangenes Jahres wurde ihr 30 Jahre altes Pony „Dolly“ im heimischen Burgdorf in der Region Hannover von einem Wolf gerissen. „Fürchterlich mitgenommen" reagierte die Familie der EU-Kommissionspräsidentin damals. Doch nicht nur die Brüsseler Behördenchefin treibt der Lupus um. Angesichts der wachsenden Wolfspopulation in vielen Mitgliedstaaten appellierte das Europa-Parlament bereits zwei Mal an die Kommission, die aktuelle Regelung zu überarbeiten. 

    Großraubtiere wie Wölfe, Braunbären oder Luchse stehen seit 1992 EU-weit unter strengem Schutz im Rahmen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, die „alle absichtlichen Formen des Fangs oder der Tötung“ dieser Tiere in freier Wildbahn verbietet. Nun wurde der Druck vonseiten vieler EU-Abgeordneten wie auch Bauern und Betroffenen so groß, dass die Kommission einlenkte – zumindest ein wenig. „Die Konzentration von Wolfsrudeln in einigen europäischen Regionen ist eine reale Gefahr geworden für Viehherden und potenziell auch für Menschen", sagte von der Leyen Anfang der Woche und kündigte an, bis zum 22. September über eine zentrale Meldestelle systematisch Daten aus ganz Europa zusammenzutragen. „Je mehr Daten wir von lokaler und regionaler Ebene über Bestände und Ereignisse mit Wölfen bekommen, desto genauer das Bild, desto einfacher die Überprüfung des Schutzstatus“, so die Deutsche. Nach der Auswertung wolle die Behörde entscheiden, ob sie einen Vorschlag zur Herabsetzung des

    Länder können bereits jetzt Maßnahmen gegen den Wolf ergreifen

    Gleichwohl rief von der Leyen lokale und nationale Behörden „nachdrücklich“ dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, „wo immer es erforderlich ist“. Die heute geltenden EU-Regeln sähen solche Befugnisse ausdrücklich vor. Erst kurz vor der Ansage aus Brüssel hat die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke in der Tageszeitung Die Welt angekündigt, Abschüsse schneller und unbürokratischer zu ermöglichen – insbesondere, wenn Wölfe Schafe gerissen hätten. Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, blickt allerdings skeptisch auf die Äußerung. "Das dient nach unserer Einschätzung eher der Vernebelung. Ein rhetorisches Zugeständnis für erleichterte Entnahmen von einzelnen Problemtieren ist Kosmetik und reicht bei Weitem nicht mehr aus", sagt er. "Wir brauchen eine amtliche Feststellung, dass der günstige Erhaltungszustand erreicht ist, eine Umstufung des Schutzstatus und ein echtes Wolfsmanagement."

    In Deutschland sind die Bundesländer für das Wolfsmanagement verantwortlich. Bisher genießen Wölfe einen hohen Schutzstatus, sowohl nach Bundes- als auch nach EU-Recht. Könnte die EU am Ende tatsächlich daran rütteln? Der Deutsche Bauernverband (DBV) will am Mittwoch in Brüssel „für den Erhalt der Weidetierhaltung und ein aktives Wolfsmanagement“ demonstrieren, während sich die Ministerpräsidenten der Bundesländer ebenfalls in der belgischen Hauptstadt treffen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil befürwortet bereits seit Längerem ein regionales Bestandsmanagement, das heißt, dass Tiere in bestimmten Gegenden bei problematischem Verhalten aus einem Rudel heraus abgeschossen oder umgesiedelt werden dürfen. „Es gibt deutschlandweit ganz bestimmt weiter Bedarf nach einem Schutz des Wolfes, aber es gibt Regionen, die haben schon jetzt eine problematische Überpopulation“, sagte der SPD-Politiker vor dem Start der zweitägigen Ministerpräsidentenkonferenz. Es gehe um die Frage: „Wie kommen wir dahin, dass wir den Artenschutz wahren, aber auf der anderen Seite in überlasteten Regionen intervenieren können?“ In

    Agrarpolitiker reagieren erleichtert auf Vorstoß der EU-Kommission

    Die Agrarpolitiker der europäischen CDU/CSU-Gruppe zeigten sich erleichtert über die Ankündigung aus der Kommission. Die Behörde mache „einen klaren Schritt in Richtung der europäischen Landwirtschaft“, sagte Norbert Lins. Allein in Deutschland sei die Zahl der Wölfe in den letzten 20 Jahren auf über 1500 Tiere gestiegen, weshalb die Gefahr „klar benannt werden“ müsse. Es gelte, dafür zu sorgen, „die Sicherheit im ländlichen Raum in Zukunft wieder zu garantieren“, so der Christdemokrat. Fast jeder dritte Wolf lebt in Niedersachsen. Der EU-Abgeordnete Peter Liese (nicht über dem Menschen und auch nicht über den Interessen der Weidetierhaltern stehen.“

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