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Terrorgefahr: Anspannung bei den Sicherheitsbehörden vor der Fußball-EM

Terrorgefahr

Anspannung bei den Sicherheitsbehörden vor der Fußball-EM

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    Rund 24.000 Quadratmeter grüner Kunstrasen. Fünf Großleinwände. Das größte Fußballtor der Welt. In solchen Superlativen bewegt sich die Berliner Fanmeile, die ab dem 14. Juni vor dem Brandenburger Tor – mitsamt ähnlich großem Fußballtor davor – für die anstehende Europameisterschaft (EM) aufgebaut wird. Etwa 30.000 Menschen haben darauf Platz. Es ist ein Großevent, das von vielen mit Spannung verfolgt wird. Aber auch mit Sorge: denn die Sicherheitslage in der Republik bleibt angespannt – auch wegen des jüngsten Messerangriffs in Mannheim. 

    Noch anderthalb Wochen sind es bis zur EM, dann werden 12 Millionen Menschen in Deutschland erwartet, 16.000 Helfer sind am Start. Für die Sicherheitsbehörden ein Kraftakt: Mit hohen Sicherheitsvorkehrungen starten Bund und Länder in das Event. "Die Sicherheit der Fußballeuropameisterschaft in Deutschland hat für uns oberste Priorität", betonte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zum Sicherheitskonzept der EM 2024 am Dienstag in Berlin. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) fügte hinzu, man habe in NRW alle vorhandenen Kräfte mobilisiert und sogar eine Urlaubssperre verhängt. Er ist in enger Zusammenarbeit mit in der Koordinierung tätig – vier der zehn Spiele werden immerhin in Nordrhein-Westfalen ausgetragen. „Eine hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben, aber wir tun, was möglich ist“, sagte Reul.

    In Nürnberg hatte es bereits einen Alarm gegeben

    Bereits am Montagabend hatte ein „sprengstoffverdächtiger Gegenstand“ beim EM-Spiel Deutschland gegen die Ukraine in Nürnberg für Alarm gesorgt. Eine knappe Stunde später gab die Polizei eine Entwarnung, der Fall zeigt aber einmal mehr die Anspannung der Verantwortlichen auf. Es werde für die Sicherheitsbehörden ein anstrengendes Fest, auf das man sich seit Jahren vorbereite, erklärte Reul. Die Sicherheitsregelungen auf den Fanmeilen variieren in den einzelnen Austragungsstädten. In den Stadien ist der europäische Fußballverband UEFA für die Sicherheit verantwortlich. Allerdings werde die Polizei die Stadien in den nächsten Wochen immer wieder gründlich untersuchen. "Wir werden die besenrein übergeben", sagte Reul.

    Die größte Bedrohung geht nach Einschätzung des NRW-Innenministers derzeit von der islamischen Regionalgruppierung "Islamischer Staat – Provinz Khorasan" (ISPK) aus, vor kurzem habe es auch zwei Festnahmen weiterer Terrorverdächtiger der ISPK gegeben. Es könne immer etwas passieren. „Wir können uns nur bestmöglichst vorbereiten“, erklärte Reul. Es sei von entscheidender Bedeutung, Informationen über Gruppen und Einzelgefahren so schnell wie möglich zu erhalten und auszuwerten. 

    Mit mehr Kräften und einer Koordinationszentrale bereitet sich die Polizei vor

    Zu diesem Zweck wird in Nordrhein-Westfalen in Neuss eine international besetzte Koordinierungsstelle (IPCC) aufgebaut. An dieser Stelle sollen Informationen ausgelesen und weitergegeben werden. „Das ist eine wesentliche Errungenschaft, die es vorher noch nicht so gab“, betonte Innenministerin Faeser. Zusätzlich werden während der EM auch 350 ausländische Polizeikräfte aus den teilnehmenden Nationen und den deutschen Nachbarländern präsent sein. „Ausländische Polizisten kennen ihre Fans und können daher manches besser bewerten“, erklärte Reul. Das koste zwar „einen Haufen Geld“. Gerade bei hybriden Gefahren wie dem Thema Cybersicherheit sei aber der Informationsaustausch, auch länderübergreifend, sehr wichtig. „Das ist eine mühsame Veranstaltung, aber eine zentrale“, so der NRW-Innenminister.

    Faeser betonte, dass man trotz allem positiv gestimmt sei. „Unsere Vorfreude ist riesig. Wir sind gut vorbereitet“, erklärte sie. Die EM sieht die Innenministerin auch als eine Chance an. Sport könne ein Zeichen setzen, rief sie ins Gedächtnis. Gerade in diesen Zeiten der äußeren und inneren Bedrohung wolle man zusammenrücken. Vor allem vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse in Mannheim: Ein Polizist war am Freitag von einem Angreifer mit einem Messer schwer verletzt worden und daran gestorben. Die Tatmotive des Täters sind Behörden zufolge mutmaßlich islamistisch motiviert. 

    Über die Tat zeigte Faeser sich bestürzt, mahnte aber auch zum Zusammenhalt. „Wir lassen uns von Extremisten und Terror nicht spalten“, betonte die Innenministerin. Konkrete Hinweise auf Anschläge gibt es Faeser zufolge nicht. „Ein erneutes Sommermärchen wünschen wir uns alle.“ Es gelte trotzdem, jederzeit wachsam zu sein, erklärte die Innenministerin. Reul appellierte auch an die Bevölkerung, aufmerksam zu sein und Verdächtiges zu melden. „Und: jeder, der sich vernünftig verhält, hilft uns am meisten, dann haben wir Zeit für anderes.“ 

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