Nach Hinweisen auf mögliche Anschlagspläne auf den Kölner Dom hat es bei den Kontrollen der Besucher der Mitternachtsmette an Heiligabend keine Vorkommnisse gegeben. Die aufwendigen Überprüfungen der Menschen im Dom seien unauffällig verlaufen, sagte eine Polizeisprecherin am Montagmorgen. Auch im Umfeld des Doms, wo die Polizei ihre Präsenz erhöht hatte, sei es ruhig geblieben.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bedankte sich direkt zu Beginn bei den Gottesdienstbesuchern, dass sie sich trotz der Lage "nicht haben ängstigen und erschrecken lassen, sondern dass sie mutig hergekommen sind". Sein besonderer Dank gelte den Einsatzkräften der Polizei, "die den Dom gewissermaßen auf den Kopf gestellt haben, damit wir hier in alles Sicherheit heute Abend Gottesdienst und Weihnachten feiern können". Auch bei den Domschweizern und den Mitarbeitern der Sicherheitsdienste bedankte Woelki sich.
Möglicher Anschlagsplan auf Kölner Dom: Sicherheitsmaßnahmen erhöht
Die Sicherheitsbehörden hatten nach dpa-Informationen Hinweise auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe auf den Dom und eine Kirche in Wien erhalten. Nach Angaben der Kölner Polizei bezogen sich die Hinweise auf Silvester. Angesichts der Feiertage hatte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) die Menschen ermutigt, sich nicht vom Kirchenbesuch abhalten zu lassen, weil der Schutz durch die Behörden funktioniere.
Nach dpa-Informationen könnte es bei der Gruppe, auf die sich die Informationen zu Anschlagsplänen bezogen, möglicherweise einen Bezug zu einem Ableger des Terrornetzwerks Islamischer Staat (IS) geben, der sich Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) nennt und in Afghanistan schon seit einigen Jahren einen bewaffneten Konflikt mit den militant-islamistischen Taliban austrägt. Die Kölner Polizei hatte die Erhöhung ihrer Schutzmaßnahmen mit einem Gefahrenhinweis begründet, ohne Details zu nennen. Der Staatsschutz, der bei politisch motivierten Straftaten aktiv wird, habe Ermittlungen aufgenommen. Gottesdienstbesucher des Kölner Doms und Touristen müssten sich in den nächsten Tagen auf erhöhte Sicherheitsstandards einstellen.
Sicherheitsbehörden in Österreich erhöhen Schutzmaßnahmen
In einer Mitteilung der Wiener Polizei hieß es zuvor, die Sicherheitsbehörden in Österreich hätten angesichts von Aufrufen zu terroristischen Angriffen gegen christliche Veranstaltungen in ganz Europa, insbesondere an Heiligabend, ihre Schutzmaßnahmen erhöht. Auch aufgrund einer aktuellen Gefährdungseinschätzung des Verfassungsschutzes gelte während der Weihnachtsfeiertage allgemein eine erhöhte Gefährdungslage, teilte die Polizei mit. Es werde als Vorsichtsmaßnahme in Wien und in den Bundesländern eine verstärkte Überwachung gefährdeter Orte geben, darunter auch Kirchen und Weihnachtsmärkte.
Es werden demnach zivile und uniformierte Einsatzkräfte mit besonderer Ausrüstung und auch Gewehren im Einsatz sein. "Die polizeiliche Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf Kirchen und religiöse Veranstaltungen, insbesondere Gottesdienste, und auf Weihnachtsmärkte", erklärte die Polizei weiter.
Die Terrorwarnstufe in Österreich sei nach wie vor erhöht, erklärte die Polizei weiter. Die zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen dienten der Aufrechterhaltung der allgemeinen Sicherheit in Österreich, hieß es.
Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober nehmen Befürchtungen zu, dass es auch in Deutschland zu Anschlägen kommen könnte.
Innenministerin Faeser: "Wir alle lieben unsere weihnachtlichen Traditionen und lassen uns nicht einschüchtern"
Die Reaktion auf den möglichen Anschlagsplan zeigt nach Ansicht von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, wie ernst die Sicherheitsbehörden derlei Gefahren nehmen. "Wir alle lieben unsere weihnachtlichen Traditionen und lassen uns nicht einschüchtern oder in unserer Lebensweise einschränken", sagte die SPD-Politikerin der Funke Mediengruppe. "Aber genauso gilt: Wir nehmen die islamistische Terrorgefahr sehr ernst und sind äußerst wachsam." Die Sicherheitsbehörden hätten die islamistische Szene im Visier und handelten konsequent. "Das zeigen auch die aktuellen Maßnahmen." (dpa)