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Talkshow in ARD: Anne Will ist am Sonntag zurück: Die Gäste können kommen

Talkshow in ARD

Anne Will ist am Sonntag zurück: Die Gäste können kommen

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    Anne Will in ihrem neuen, alten Studio: Die Farbe Blau dominiert künftig – statt Orange – weil Blau im „Ersten“ für Information und Aktualität steht.
    Anne Will in ihrem neuen, alten Studio: Die Farbe Blau dominiert künftig – statt Orange – weil Blau im „Ersten“ für Information und Aktualität steht. Foto: NDR/Wolfgang Borrs

    Am Ende hatten Fernseh-Kritiker dieses Bild gezeichnet: Star-Moderator Günther Jauch („Wer wird Millionär?“) kann Unterhaltung, aber keine politische Talkshow. Anne Will dagegen kann es, kann hartnäckig und zugleich charmant fragen, Politiker aus der Reserve locken. Was in manchen Berichten etwas überzogen klang, stimmte im Grunde: Jauch hakte allzu oft nicht nach und überließ seinen Gästen die große TV-Bühne im Ersten.

    Talkshow in ARD: Anne Will moderiert nun wieder am Sonntag

    Am Sonntag um 21.45 Uhr nun moderiert Anne Will erstmals wieder „Anne Will“, an einem Sonntag – nachdem sie diesen Sendeplatz 2011 nach knapp fünf Jahren für Günther Jauch räumen musste und ihre Talkshow auf den quotenmäßig undankbaren Mittwochabend verschoben wurde. Jauch schließlich wollte nicht mehr den Polit-Talker geben, warum ist nicht bekannt. Seine letzte Sendung lief im November. An den Quoten lag es nicht: Er erzielte Bestwerte. Anne Will wird das nicht sonderlich beeindrucken.

    Ihre Quoten werden nach dem Sonntags-„Tatort“ zwangsläufig steigen, das weiß sie. Ändern will sie nicht viel – nicht am Konzept ihrer Show (die um 15 Minuten kürzer wird), nicht am Studio in Berlin-Adlershof (statt Orange dominiert die Farbe Blau) und, natürlich, nicht an ihrer Art zu fragen. „Infotainment“ wie bei Jauch? Wird es so nicht geben, von einer „deutlichen politischen und aktuellen Ausrichtung“ ist in einer Pressemitteilung die Rede. Unterhaltsame Momente schließt das keinesfalls aus – nicht ausgeschlossen auch TV-Momente, die (Talkshow-)Geschichte schreiben könnten, wie zum Beispiel diese:

    Jauchs Varoufakis-Gate

    Günther Jauch konfrontierte Varoufakis mit einem Videoausschnitt, in dem der Grieche Deutschland den Stinkefinger zeigt.
    Günther Jauch konfrontierte Varoufakis mit einem Videoausschnitt, in dem der Grieche Deutschland den Stinkefinger zeigt. Foto: Paul Zinken, dpa

    Es gab einmal einen griechischen Finanzminister, der machte die ganze Welt verrückt ... Was wie der Beginn eines Märchens aus längst vergangenen Zeiten klingt, ist eine wahre Geschichte aus dem März 2015. Damals beherrscht die Schuldenkrise Medien und Stammtische. Und Günther Jauch schaltet Gianis Varoufakis in seine ARD-Talkshow vom 15. März („Der Euro-Schreck stellt sich“) zu – und führt ihn vor. Jauch konfrontiert ihn mit einem aus dem Zusammenhang gerissenen Videoausschnitt, in dem der Grieche Deutschland den „Stinkefinger“ zeigt. Varoufakis nennt das Video sofort eine Fälschung.

    Noch peinlicher für Jauch wird es wenige Tage danach, als ZDF-Moderator Jan Böhmermann behauptet, er habe das Video gefälscht. Auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise hat Deutschland einen aberwitzigen Medienskandal. Das Video jedenfalls stammt von 2013: Varoufakis bezieht sich darin auf die griechische Schuldenkrise von 2010. Er kann sich nach wie vor nicht erinnern, den Mittelfinger gezeigt zu haben.

    Plasbergs Gender-Streit

    Der Moderator Frank Plasberg musste sich dem Vorwurf stellen, er habe Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik „gezielt lächerlich“ gemacht.
    Der Moderator Frank Plasberg musste sich dem Vorwurf stellen, er habe Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik „gezielt lächerlich“ gemacht. Foto: Jörg Carstensen, dpa

    Frank Plasbergs Talkshow im Ersten heißt „Hart aber fair“. Der Name ist Programm. Hart, aber fair gibt sich auch Plasberg, der sich im vergangenen Sommer in einem Interview zum „Anti-Jauch“ stilisiert: Sein Kollege mit dem „Dackelblick“ sei eben kein kantiger Journalist und hartnäckiger Fragensteller. Das ist hart, aber nicht sonderlich fair. Wie die Sendung vom 2. März 2015 zum Thema Gleichberechtigung der Geschlechter: „Nieder mit den Ampelmännchen – Deutschland im Gleichheitswahn?“ Frauenverbände und Gleichstellungsbeauftragte werfen Plasberg vor, er habe Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik „gezielt lächerlich“ gemacht.

    Der WDR-Rundfunkrat stuft die Folge als unseriös ein, der

    Kerner wirft Eva Herman raus

    Eva Herman ist 2006 nicht nur Aushängeschild der „Tagesschau“, die Nachrichtensprecherin und Moderatorin ist wegen ihrer antifeministischen Thesen auch höchst umstritten. Ihr Buch „Das Eva-Prinzip“ wird zum Aufreger. Im September 2007 beendet dann der NDR die Zusammenarbeit mit ihr fristlos. Herman wird vorgeworfen, bei der Vorstellung ihres neuen Buches das Familienbild der Nazis gelobt zu haben. Sie bestreitet das. Einen Monat später kommt es erneut zum Eklat – in der ZDF-Talkshow von Johannes B. Kerner. Der will mit

    Doch die Diskussion wird immer emotionaler und aggressiver. Herman verheddert sich in missverständlichen bis provozierenden Sätzen, etwa dem, dass im Dritten Reich auch Autobahnen gebaut worden seien, „und wir fahren drauf“; Senta Berger droht völlig genervt, die Show zu verlassen. Daraufhin sagt Kerner, er habe sich „entschieden, dass ich mit meinen drei Gästen weiterrede und dich, Eva, verabschiede“. Herman geht.

    Christiansens Stoiber-Moment

    Sabine Christiansen hatte 2002 den Kanzlerkandidaten Stoiber zu Gast, dem sein Auftritt misslang. Er sprach Christiansen sogar mit „Frau Merkel“ an.
    Sabine Christiansen hatte 2002 den Kanzlerkandidaten Stoiber zu Gast, dem sein Auftritt misslang. Er sprach Christiansen sogar mit „Frau Merkel“ an. Foto: Christian Charisius,.dpa

    Von 1998 bis 2007 gehört Sabine Christiansen der Sonntagabend im Ersten. „Ihre Talkshow hat die Republik verändert“, bilanziert die Frankfurter Allgemeine Zeitung zur Einstellung der Sendung. Diese ist jahrelang die Bühne der politischen Republik. Wer sich damals wichtig fühlen oder etwas werden möchte, erst recht Bundeskanzler, kommt um „

    Der bayerische Ministerpräsident und Kanzlerkandidat der Union will am 20. Januar 2002 mit einem Solo-Auftritt bei Christiansen in seinen Bundestagswahlkampf starten. Was ihm gründlich misslingt. Stoiber stottert Sätze heraus wie: „Das heißt also Absenkung des Nach ..., des, des, des, des, des, na, des, des Alters, des Alters der Kinder, wenn sie, des Nachzugsalters ...“ Zu allem Überfluss spricht er Christiansen noch mit „Frau Merkel“ an. Die heutige Kanzlerin Angela

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