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Taktisches Wählen erklärt: Wie es die Wahlen beeinflusst

Wahlen

Kalkulierte Stimmen: Was ist taktisches Wählen?

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    Auch bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen werden einige Wähler taktisch vorgehen.
    Auch bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen werden einige Wähler taktisch vorgehen. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Einige Wählerinnen und Wähler gehen bei ihrer Wahlentscheidung taktisch vor. Was genau das bedeutet und welche Gründe das haben kann, erklären wir hier.

    Welcher Partei gibt man bei einer Wahl seine Stimme? In der Regel derjenigen, die am besten zu den eigenen politischen Überzeugungen passt. Doch nicht jeder entscheidet so. Wenn die Wahl stattdessen aufgrund strategischer Überlegungen getroffen wird, spricht man vom taktischen Wählen. Damit wird versucht, „durch die Wahl eines weniger bevorzugten Wahlvorschlages und der Nichtwahl des eigentlich bevorzugten Wahlvorschlages den Erfolgswert der Stimme(n) bei einer Wahl zu erhöhen“, heißt es auf Wahlrecht.de.

    Eine Möglichkeit des taktischen Wählens: Stimmensplitting

    Eine häufige Methode des taktischen Wählens ist das Stimmensplitting zwischen Erst- und Zweitstimme. Mit der Erststimme wird in diesem Fall ein Direktkandidat gewählt. Hier erhält derjenige Kandidat ein Mandat, der die meisten Stimmen im Wahlkreis bekommt. Bei einer taktischen Wahl geben Wähler ihre Erststimme einem der Kandidaten, die Chancen auf einen Wahlsieg haben – weil ein anderer Kandidat, der den eigenen politischen Interessen eigentlich näher steht, den Umfragen und Erfahrungswerten zufolge eher keine Chancen auf das Direktmandat hat. So soll dem Kandidaten zum Direktmandat verholfen werden, der eher zu den eigenen Vorstellungen passt. Die Zweitstimme, mit der das Verhältnis der Parteien im Parlament bestimmt wird, geben diese Wähler dann häufig der eigentlich bevorzugten Partei.

    Wahltaktik: Eine Leihstimme für den Koalitionspartner

    Aber auch bei der Zweitstimme gibt es Gründe für taktisches Wahlverhalten. So können Wähler ihre Stimme an eine eigentlich weniger präferierte Partei geben, damit diese die Sperrklausel überwindet. Bei der Bundestags- und auch bei den Landtagswahlen gilt in der Regel eine Fünf-Prozent-Hürde. Erhält eine Partei weniger Stimmanteile, so zieht sie gar nicht ins Parlament ein – und steht so auch nicht als Koalitionspartner zur Verfügung. Daher wählen manche Menschen eine kleinere Partei, mit dem Ziel, dass diese ins Parlament einzieht und als Koalitionspartner der eigentlich bevorzugten Partei zur Regierungsverantwortung verhilft.

    Mit einem ähnlichen Gedanken riefen vor den Wahlen in Thüringen und Sachsen Aktivisten zum taktischen Wählen auf. Den Umfragen zufolge drohten mehrere Parteien an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern. Damit würde schon ein geringerer Stimmenanteil für die AfD ausreichen, um eine Sperrminorität im Landtag zu erlangen – also ein Drittel der Sitze im Parlament. Mit dieser könnte sie Entscheidungen der Regierung blockieren. Die AfD wird vom Verfassungsschutz in beiden Bundesländern als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Um die Macht der AfD zu begrenzen, riefen die Aktivisten daher dazu auf, Linken, Grünen und SPD über die Fünf-Prozent-Hürde zu verhelfen.

    Die Sperrklausel kann auch auf andere Art und Weise dazu führen, dass Wähler nicht die eigentlich bevorzugte Partei wählen: Da eine Stimme für eine Partei, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert, verloren wäre, wählen manche Menschen lieber eine der größeren Parteien, die sicher ins Parlament einziehen wird. Das wird auch als „Wasted Vote-These“ bezeichnet.

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