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Syrien: Wie Baschar al-Assad für die Türkei vom Terroristen zum Gesprächspartner wurde

Syrien

Wie Baschar al-Assad für die Türkei vom Terroristen zum Gesprächspartner wurde

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    Syriens Präsident Baschar al-Assad sitzt wieder fest im Sattel.
    Syriens Präsident Baschar al-Assad sitzt wieder fest im Sattel. Foto: SANA, dpa

    Der syrische Staatschef Baschar al-Assad kann optimistisch ins neue Jahr gehen. Nachdem mehrere arabische Staaten neue Kontakte mit seinem Regime geknüpft haben, will jetzt auch der Nachbar Türkei die Beziehungen zu Syrien normalisieren. Auf Initiative von Assads Schutzmacht Russland trafen sich diese Woche der türkische und der syrische Verteidigungsminister zum ersten Mal seit elf Jahren. Nun will sich der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan bald mit Assad zusammensetzen, den er bis vor kurzem als "Terroristen" beschimpfte. Assad fordert dafür türkische Zugeständnisse, von denen sich eines bereits abzeichnet: Die angedrohte neue türkische Militärintervention in Syrien ist vorerst vom Tisch.

    Erdogan betrieb jahrelang Assads Sturz und unterstützte syrische Rebellengruppen. In der Provinz Idlib, der letzten Rebellenhochburg Syriens, sind türkische Soldaten stationiert, die einen Großangriff von Assads Armee verhindern sollen. Die türkische Regierung betrachtete Assad lange Zeit als Kriegsverbrecher, der den Tod von einer Million Menschen im Syrien-Konflikt auf dem Gewissen habe, wie Erdogan im Jahr 2017 sagte.

    Die Türkei arbeitet in Syrien mit Russland zusammen

    Seitdem hat der türkische Präsident eine Kehrtwende hingelegt und arbeitet in Syrien mit Kremlchef Wladimir Putin zusammen. Russland wie die Türkei sind gegen die US-Militärpräsenz im Nordosten Syriens. Die Amerikaner sind dort mit der Kurdenmiliz YPG verbündet, die von der Türkei als Terrororganisation betrachtet wird. Putin drängt Erdogan seit Jahren, er solle sich wieder mit Assad vertragen.

    Putins Bemühungen zeigen jetzt Wirkung. Ankara will plötzlich gemeinsame Interessen mit Assad entdeckt haben. Wie die Türkei sehe auch das syrische Regime die YPG als Bedrohung, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Türkei und Syrien könnten gemeinsam gegen die Kurdenmiliz vorgehen. Cavusoglu will sich im neuen Jahr mit seinem syrischen Kollegen Faisal Mekdad treffen. Erdogan hatte kürzlich gesagt, Gespräche auf Ministerebene sollten sein Treffen mit Assad vorbereiten.

    Die USA will den syrischen Präsidenten Assad weiter isolieren

    Sollte die Türkei ihren Frieden mit Assad machen, würde sie sich neuen Ärger mit dem Westen einhandeln. Europa und die USA wollen Assad weiter isolieren, um ihn zu Kompromissen mit der syrischen Opposition zu zwingen. Diese Strategie würde durchkreuzt, wenn der Präsident des Nato-Landes Türkei mit dem syrischen Staatschef reden würde.

    Für Erdogan sind andere Faktoren wichtiger als westliche Kritik. Vor den türkischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in den kommenden Monaten muss er auf den Unmut der Türken über die vier Millionen Syrer im Land reagieren. Die Opposition fordert seit langem Gespräche mit Assad, um die Syrer nach Hause schicken zu können. Erdogan wolle den Wählern nun zeigen, dass nur er dieses Problem lösen könne, sagte Kerim Has, ein Experte für die türkisch-russischen Beziehungen, unserer Redaktion. Dazu brauche er ein "Minimum an Gemeinsamkeit" mit Assad.

    Zudem sucht der türkische Präsident nach Wegen, um die syrische YPG aus dem Grenzgebiet zur Türkei zu entfernen. Weil Russland und die USA gegen einen neuen türkischen Einmarsch sind, könnte eine Zusammenarbeit mit Assad ein Ausweg sein. 

    Syriens Präsident Assad stellt Bedingungen gegenüber der Türkei

    Assad zögert und verlangt den Abzug aller türkischen Truppen vom syrischen Staatsgebiet. Darüber dürfte gesprochen werden, wenn Russland, Syrien und die Türkei ihre Verhandlungen wie vereinbart nach dem Moskauer Treffen der Verteidigungsminister fortsetzen. Die Entscheidung zur Fortsetzung der Gespräche sei das wichtigste Ergebnis der Moskauer Zusammenkunft, schrieb der türkische Journalist Murat Yetkin in seinem Blog "Yetkinreport". Dass die Türkei während des neuen Verhandlungsprozesses ihre Truppen nach Syrien schickt, ist unwahrscheinlich. Der türkische Einmarsch liege erst einmal auf Eis, meint Yetkin.

    Moskau wolle wegen des Krieges in der Ukraine keine neue Unruhe in Syrien, meint auch Russland-Experte Has. Eine engere Zusammenarbeit zwischen der Türkei und Syrien könne auch Assads wirtschaftliche Probleme lindern, was die russische Staatskasse entlasten würde.

    Aus der Rückkehr syrischer Flüchtlinge in ihre Heimat dürfte dagegen vorerst nichts werden. Die meisten Syrer sind seit Jahren in der Türkei, haben sich eine Existenz aufgebaut und wollen nicht zurück. Rund 800.000 syrische Kinder wurden in der Türkei geboren. 

    Assad will frühestens nach den türkischen Wahlen mit Erdogan reden und sträubt sich nach Medienberichten gegen Putins Plan für ein Dreier-Treffen mit Erdogan. Der syrische Staatschef kann warten. Er weiß, dass eine Normalisierung der Beziehungen für Erdogan dringender ist als für ihn selbst.

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