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Studie: Von vielen Straftaten erfährt die Polizei nie – das soll sich ändern

Studie

Von vielen Straftaten erfährt die Polizei nie – das soll sich ändern

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    Laut einer Befragung meiden viele Frauen bestimmte Straßen, Parks oder Plätze, weil sie sich dort nicht sicher fühlen.
    Laut einer Befragung meiden viele Frauen bestimmte Straßen, Parks oder Plätze, weil sie sich dort nicht sicher fühlen. Foto: Jonas Walzberg, dpa (Archivbild)

    Nur 33 Prozent der Frauen fühlen sich sicher, wenn sie nachts den öffentlichen Nahverkehr nutzen, bei den Männern sind es 60 Prozent. Und viele Straftaten, etwa Betrug und Beleidigung im Internet, Diebstahl oder Sexualdelikte, passieren deutlich häufiger, als es die offiziellen Berichte ausweisen. Sie werden nämlich von den Opfern gar nicht erst angezeigt. Das ist ein Teil der Ergebnisse der bisher größten Studie zur Dunkelfeldkriminalität und dem Sicherheitsempfinden der Menschen in Deutschland. Der andere: Insgesamt fühlen sich die Menschen in ihrer Umgebung sehr sicher, ihre Furcht, Opfer schwerer Straftaten zur werden, ist gering.

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Holger Münch, der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), stellten die Ergebnisse der groß angelegten Befragung am Dienstag in Berlin vor. Gut 45.000 Bürgerinnen und Bürgerinnen haben daran teilgenommen. Ziel sei es laut Faeser gewesen, genauer zu erfahren, wie groß die viel zitierte "Dunkelziffer" in einzelnen Deliktbereichen wirklich ist. Denn die jährliche Kriminalstatistik der Polizei, erklärte Münch, umfasse nur das "Hellfeld", also Delikte, die entweder von den Opfern angezeigt oder aber von der

    Nancy Faeser, Bundesministerin für Inneres und Heimat, will erreichen, dass die Dunkelziffer von Straftaten sinkt.
    Nancy Faeser, Bundesministerin für Inneres und Heimat, will erreichen, dass die Dunkelziffer von Straftaten sinkt. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa (Archivbild)

    Dunkelfeld: Viele Opfer wenden sich nicht an die Polizei

    Der Studie zufolge sind etwa sechs Prozent der Frauen im Jahr vor der Befragung Opfer von Sexualstraftaten geworden, angezeigt wurde aber nur rund jeder zehnte Fall. Das Phänomen ist im Grundsatz bekannt, als mögliche Gründen gelten etwa die Scham der Opfer oder deren Angst vor den Tätern, wenn diese zum persönlichen Umfeld gehören. Viele Diebstähle, etwa von Fahrrädern, lassen die Opfer der Erhebung zufolge auf sich beruhen, weil sie etwa nur geringe Chancen sehen, die gestohlenen Dinge wiederzubekommen oder kein Versicherungsschutz besteht, deutete Münch an.

    Die Studie bestätigt die Sorge der Behörden, dass sich die Kriminalität immer mehr ins Internet verlagert. Während etwa Diebstahl außerhalb des Datennetzes zurückgeht, steigen die Fallzahlen im digitalen Raum deutlich an. 13,5 Prozent der Befragten gaben an, in den zwölf Monaten vor der Befragung Opfer von Cyberkriminalität geworden zu sein, meist ging es um Waren- oder Dienstleistungsbetrug. Die Opfer fielen etwa auf Lockanzeigen im Netz herein, überwiesen Geld, warteten aber vergeblich auf das Bestellte. Nur jeder fünfte Betroffene erstattet Anzeige.

    Faeser will mehr Videoüberwachung und Sicherheitspersonal

    Ein Großteil der Befragten (87 Prozent) bescheinigt der Polizei "gute Arbeit". Allerdings klagen 44 Prozent der Befragten mit Migrationsgeschichte, der Polizei fehle es an Mitgefühl. Rassismus bei der Behörde sei selten, sagte Faeser, "doch jeder einzelne Fall ist einer zu viel". Faeser kündigte an, mit "mehr Sicherheitspersonal, mehr Polizei und mehr Videoüberwachung" dagegen anzugehen, dass sich so viele Menschen, gerade Frauen, nachts an bestimmten Orten bedroht fühlten.

    Union kritisiert Faeser als Teil des Problems

    Alexander Throm, innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, wirft Faeser dagegen vor, selbst zur Verschärfung der Lage beizutragen. Der CDU-Politiker sagte unserer Redaktion: "Auf der einen Seite stellt sie zutreffend fest, dass sich weniger als die Hälfte der deutschen Bevölkerung nachts in öffentlichen Verkehrsmitteln sicher fühlt. Auf der anderen Seite streicht sie in ihrem aktuellen Sicherheitssparhaushalt aber an der für die Bahnsicherheit zuständigen Bundespolizei insgesamt über 400 Millionen Euro zusammen." Benötigt werde aber "gerade eine personelle und sachliche Aufrüstung unserer Polizei- und Sicherheitsbehörden". Nur so könne das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung durch mehr Polizeipräsenz vor Ort und Videoüberwachung an kriminalitätsbelasteten Bahnhöfen erhöht werden, sagte Throm.

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