Wer erinnert sich nicht an die Schulzeit? Zitternde Hände, Schweißperlen auf der Stirn, alle Augenpaare sind auf einen gerichtet, aber statt des vorab minutiös geplanten ersten Satzes bringen die Stimmbänder beim Referat nur ein lang gezogenes "Ähhhhmm" heraus. Oder der Lehrer, der einen Schulstunde für Schulstunde nicht nur mit seinem Stoff, sondern auch mit seinen "Ähms" forderte. Wobei einem die "Ähms" wirklich überall begegnen. In der Politik: Man denke nur an Stoibers legendäre Transrapid-Rede, die war nicht nur wegen der "Ähs" kabarettreif, die hat es mit Wolfgang Krebs ins Kabarett geschafft.
Studie zeigt: "Ähm" ist nicht gleich "Ähm"
Das "Ähm" ist einfach und universell einsetzbar: ob am Satzanfang, zwischendrin oder als klassisches "Ähhhmm, ja" am Ende. Dass "Ähm" nicht gleich "Ähm" ist, zeigte kürzlich eine Studie der Universität Trier. Dort haben Phonetikerinnen und Phonetiker tausende "Ähms", "Ähs" und dergleichen auf Tonaufnahmen von Probandinnen untersucht und herausgefunden: Anhand der verwendeten Füllwörter, Pausen sowie Wiederholungen lässt sich die sprechende Person identifizieren. Jeder ähmt also anders.
Interessanter Befund, aber was hilft uns das nun in der echten Welt? Im Gespräch mit dem Spiegel liefert Professorin Angelika Braun von der Uni Trier eine Antwort. So könnten die neuen Erkenntnisse beispielsweise helfen, Verbrecher bei der Analyse von Stimmproben zu entlarven. Ein "Ähm" zu viel, oder an der falschen Stelle gesetzt, könnte also in Zukunft nicht nur für eine schlechtere Schulnote sorgen, sondern weniger eloquente Verbrecher, die im Gespräch nach Worten ringen, sogar hinter schwedische ähm Gitter, ähm also ins Gefängnis, bringen.