Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat ein historisches Datum genutzt, um sich an die Sinti und Roma zu wenden. In einer Videobotschaft zum 40. Gründungsjubiläum des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma mit Sitz in Heidelberg entschuldigte sich das Staatsoberhaupt bei den Minderheiten für den Umgang mit ihnen hierzulande.
Einem vorab veröffentlichten Redemanuskript zufolge betonte Steinmeier, dass rassistisch motivierte Ressentiments nach der Befreiung vom Nationalsozialismus nicht einfach verschwunden seien. Sinti und Roma hätten auch in der jungen Bundesrepublik Ausgrenzung und Herabwürdigung erlebt. Von Behörden, Polizei und Justiz seien sie diskriminiert, stigmatisiert oder kriminalisiert worden.
Der Völkermord an ihnen sei verschwiegen, verleugnet oder verdrängt worden. Darüberhinaus seien Ansprüche auf Entschädigung viel zu lange nicht erkannt worden. Der SPD-Politiker sagte: "Auch für dieses zweite Leid, das den Sinti und Roma in der Nachkriegszeit angetan wurde, will ich heute im Namen unseres Landes um Vergebung bitten."
Bis zu zehn Millionen Sinti und Roma in Europa
Sinti und Roma sind vor etwa 900 Jahren aus Indien ausgewandert. Roma leben hauptsächlich in Süd- und Osteuropa. Sinti sind vorwiegend in West- und Mitteleuropa zu finden. Europa zählt zwischen acht und zehn Millionen Sinti und Roma - sie bilden damit die größte Minderheit.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wurde 1982 gegründet und ist nach eigenen Angaben der unabhängige Dachverband von 19 Landes- und Mitgliedsverbänden. Er setzt sich für eine gleichberechtigte Teilhabe der Sinti und Roma in Politik und Gesellschaft sowie für den Schutz und die Förderung als nationale Minderheit ein. Also solche sind Sinti und Roma seit 1995 neben Sorben, Dänen und Friesen anerkannt. (mit dpa)