Die Deutsche Umwelthilfe hat den angekündigten Deal im Münchner Dieselskandal-Prozess mit dem angeklagten Ex-Audi-Chef Rupert Stadler als falsches Signal kritisiert. „Wir wundern uns sehr über die Nachsicht, mit der Strafverfolgungsbehörden bei so einem erwiesenen Fall mit den Verantwortlichen im Audi-Dieselskandal umgehen“, sagte DUH-Bundeschef Jürgen Resch unserer Redaktion. „Von dem Deal im Audi-Prozess geht ein fragwürdiges Signal an andere Manager aus, wenn es um eine vorsätzliche Schädigung der Verbraucher, aber vor allem auch der Umwelt, der Gesundheit, des Klimaschutzes und der Luftreinhaltung geht“, warnte Resch.
Chef der Deutschen Umwelthilfe: "Sind enttäuscht und empört"
„Eine wirklich abschreckende Wirkung wird dieser Prozess nicht entfalten, wenn der von Medien als größte Industrie-Skandal in der deutschen Nachkriegsgeschichte bezeichnete Fall mit einem solchen Deal für die Hauptverantwortlichen enden wird und die Angeklagten ihre Strafen aus einem Bruchteil ihrer jährlichen Pensionen bezahlen könnten“, sagte der Chef der Organisation, die den Dieselskandal erstmals 2007 mitaufdeckte. „Wir sind enttäuscht und empört darüber, dass man es Herrn Stadler mit einem Schuldeingeständnis so bequem macht, er hat nicht nur zehntausendfach seine Kunden getäuscht, sondern durch die fortgesetzte Luftverschmutzung die Gesundheit und das Lebens unzähliger Menschen geschädigt“, kritisierte Resch.
Stadler soll wohl 1,1 Millionen Euro zahlen und kommt ohne Haft davon
„Wir hätten uns gewünscht, die deutschen Justiz würde sich ein Vorbild an der Entschlossenheit der amerikanischen Behörden nehmen“, sagte der DUH-Bundeschef. „Jetzt wird es auf das Urteil ankommen, ob wenigstens betrogenen Kunden nach acht Jahren endlich ihr recht durchsetzen können.“
Ex-Audi-Chef Stadler kündigte am Mittwoch vor dem Landgericht München ein umfassendes Geständnis an. Die Wirtschaftsstrafkammer hatte ihm dafür eine Bewährungsstrafe gegen Zahlung von 1,1 Millionen Euro zugesagt. (AZ)