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Staatsbesuch: Russland und die Türkei im Gleichschritt gegen den Westen

Staatsbesuch

Russland und die Türkei im Gleichschritt gegen den Westen

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    Empfang mit allen Ehren: Der türkische Präsident Tayyip Erdogan mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Ankara.
    Empfang mit allen Ehren: Der türkische Präsident Tayyip Erdogan mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Ankara. Foto: Adem Altan, afp

    Scharfe politische Gegensätze nicht nur in der Haltung zu Syrien, aber trotzdem: prächtige Beziehungen! Herzlich empfing der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gestern in Ankara seinen russischen Kollegen Wladimir Putin zu einem eintägigen Arbeitsbesuch in der türkischen Hauptstadt. Beide Länder sind entschlossen, regionalpolitische Differenzen zu ignorieren und sich auf den Ausbau wirtschaftlicher Beziehungen zu konzentrieren. Putins Besuch bot zudem die Gelegenheit, gemeinsam mit Erdogan gegen den Westen zu stänkern.

    Türkei will Russland zur Senkung des Erdgaspreises bewegen

    Gleich zehn russische Minister begleiteten Putin. Aus türkischer Sicht ging es bei dem Besuch vor allem darum, die Russen zu einer Senkung des Erdgaspreises zu bewegen. Russland liefert rund zwei Drittel des türkischen Gasbedarfs; die Türkei ist der zweitgrößte Abnehmer von russischem Gas nach Deutschland. Ein wichtiger Grund, warum der sonst nicht um klare Worte verlegene Erdogan beim Thema

    Auf 100 Milliarden Dollar im Jahr wollen die beiden Länder ihren Handelsaustausch in den kommenden Jahren ausbauen, das wäre das Dreifache des bisherigen Volumens. Rund hundert türkische Bauunternehmen sind derzeit in Russland tätig; im Gegenzug schickt Russland jährlich vier Millionen Touristen an türkische Strände. Zudem bauen die Russen das erste türkische Atomkraftwerk, das im kommenden Jahrzehnt im südtürkischen Akkuyu ans Netz gehen soll.

    Putin und Erdogan haben angeblich ein gutes Verhältnis

    Da stören außenpolitische Streitigkeiten nur. Ein türkischer Regierungsvertreter bezeichnete den Anschluss der Krim an Russland zwar als illegal, sprach aber gleichzeitig vom Wert der „speziellen Beziehungen“ der Türkei zu Moskau. Auch persönlich haben Putin und Erdogan angeblich ein gutes Verhältnis, die beiden Präsidenten haben in den vergangenen Monaten mehrmals miteinander telefoniert.

    Kritik am Westen gehört bei beiden zum Alltag. So ergeben sich selbst beim Streitthema Syrien Gemeinsamkeiten, obwohl Erdogan eine Entmachtung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad fordert und Putin zu den wichtigsten Partnern Assads gehört. Einmal kam es aber zum Schlagabtausch, als Putin betonte, Assad sei durch eine Wahl bestätigt, worauf Erdogan anmerkte, Diktatoren erzielten immer die höchsten Wahlergebnisse. Doch sonst trübte kein Streit das Treffen.

    Die Türkei benutzt die Andeutung einer möglichen Annäherung an Russland als Warnung an den Westen. Erdogan dachte in den vergangenen Jahren schon laut darüber nach, ob er die EU-Bewerbung seines Landes stoppen und die Türkei stattdessen auf eine Mitgliedschaft in der Shanghai-Organisation ausrichten solle, ein Zusammenschluss von Russland, China und einigen zentralasiatischen Staaten.

    Kein Gas vorbei an der Ukraine

    Eine strategische Option Putins dagegen wackelt. Am Rande des Treffens räumte er ein, Russland könne die geplante Erdgas-Pipeline South Stream, mit der Gas vorbei an der Ukraine nach Europa strömen soll, derzeit nicht realisieren. Grund dafür sei die Blockadehaltung Bulgariens.

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