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Spitzentreffen: Lauterbach verspricht Ärzten Linderung bei Büro und Budget

Spitzentreffen

Lauterbach verspricht Ärzten Linderung bei Büro und Budget

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    "In den letzten Jahren hat sich eine enorme Bürokratie in den Praxen aufgebaut - das muss jetzt ein Ende haben", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
    "In den letzten Jahren hat sich eine enorme Bürokratie in den Praxen aufgebaut - das muss jetzt ein Ende haben", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Foto: Carsten Koall, dpa

    Die Bundesregierung will die Hausarztpraxen deutlich bei ihrer Arbeit entlasten. So sollen Honorar-Obergrenzen bei der Behandlung gesetzlich versicherter Patienten wegfallen, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach einem Krisentreffen mit Ärzte- und Kassenvertretern in Berlin angekündigte. Zudem solle Bürokratie abgebaut werden. „Wir werden sehr viel weniger Patienten in den Wartezimmern sehen“, sagte der SPD-Politiker. Lauterbach sprach von einer „sehr großen Reform“. Die Art zu honorieren entspreche nicht den Anforderungen der Digitalisierung und müsse sich ändern. Auch Praxen, die in der Versorgung eine wichtige Rolle spielen, etwa indem sie Hausbesuche durchführen, sollen finanziell bessergestellt werden. Noch im Januar will Lauterbach einen Gesetzentwurf vorlegen. 

    Bisher bekommen Arztpraxen für die Behandlung gesetzlich versicherter Patienten festgelegte Beträge. Diese Deckelung soll verhindern, dass die Kosten zu hoch ausfallen, indem etwa unnötige Behandlungen oder Termine stattfinden. Doch das Budget ist in vielen Fällen bereits vor dem Ende des jeweiligen Quartals aufgebraucht. Ist eine Behandlung noch gar nicht abgeschlossen, arbeiten sie danach praktisch unbezahlt weiter, kritisieren Ärztinnen und Ärzte. Und das schon seit Jahren. 

    Das Ampel-Versprechen an die Ärzte

    In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP Abhilfe versprochen. „Wir heben die Budgetierung der ärztlichen Honorare im hausärztlichen Bereich auf“, heißt es da. Der Deckel bei der Bezahlung galt zunächst für alle Arztgruppen. Im vergangenen Jahr war er zunächst bei den Kinderärzten aufgehoben worden. Jetzt sollen die Hausärzte folgen. „Wir werden die Entbudgetierung machen, um das jetzt mal klarzumachen“, kündigte Karl Lauterbach vor dem Krisentreffen an. „Bei den Hausärzten“, fügte er an. Und erteilte damit der Forderung der Fachärzte, diese ebenfalls von der Deckelung zu befreien, eine vorläufige Absage. 

    Der Frust in der Ärzteschaft ist groß. Bundesweit hatten mehrere Ärzteverbände zuletzt dazu aufgerufen, Praxen in der Zeit „zwischen den Jahren“ geschlossen zu halten. Ein chronisches Ärgernis ist für die heilende Zunft auch die überbordende Bürokratie. Bis zu 60 Tage im Jahr gehen bei einem Arzt allein für Papierkram drauf, kritisieren die Mediziner-Verbände, diese Zeit steht nicht für die Behandlung von Patienten zur Verfügung. Auch in diesem Bereich kündigte Lauterbach Verbesserungen an. Die Digitalisierung werde in den Praxen für Entlastung sorgen. Um ein Rezept zu verlängern und Bescheinigungen zu bekommen, müsse ein Patient künftig nicht mehr persönlich erscheinen. 

    Nur noch einmal im Jahr das „Kärtchen“ zeigen

    Wegfallen soll laut Lauterbach auch die bisher geltende Abrechnung pro Quartal, die zu unnötigen Arztbesuchen führt. Erkältungs-, Corona- oder Grippe-Patienten können zwar schon seit einem Jahr eine telefonische Krankschreibung bekommen, müssen aber in vielen Fällen dennoch in die Arztpraxis: um das Gesundheitskärtchen durch das Lesegerät ziehen zu lassen. Damit soll bald Schluss sein, Lauterbach kündigte jährliche Pauschalen an. Der Patient muss sich dafür bei der Praxis seiner Wahl anmelden, die dafür einen festen Betrag erhält. Generell will der Minister mehr Telemedizin zulassen. 

    Ob die Reformen ausreichen werden, um die Situation der Patienten zu verbessern, die oft sehr lange auf Termine warten müssen, ist offen. Viele Teile Deutschlands leiden unter einem sich verschärfenden Mangel an Hausärzten. Gerade in ländlichen Regionen findet sich oft keine Nachfolge, wenn eine Praxis schließt. In einigen attraktiveren Städten gibt es dagegen teils eine Überversorgung mit Medizinern. 

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