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Spionageballons: Funktion, Steuerung, Größe & Höhe

Spionage

Wie funktionieren und wozu dienen eigentlich Spionage-Ballons?

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    Ein chinesischer Spionage-Ballon schwebte über Billings im US-Bundesstaat Montana.
    Ein chinesischer Spionage-Ballon schwebte über Billings im US-Bundesstaat Montana. Foto: Larry Mayer/The Billings Gazette/AP, dpa

    Vor gut einer Woche ist ein mutmaßlicher chinesischer Spionage-Ballon in den Luftraum der USA eingedrungen und über das Land geflogen – unter anderem über den Bundesstaat Montana. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Malmstrom, der sich dort befindet, lagern auch Atomraketen. Nach mehreren Tagen endete die Odyssee des Ballons mit seinem Abschuss. China äußerte sich zunächst nicht zu dem vermeintlichen Spionage-Ballon, gab später aber bekannt: Bei dem Ballon habe es sich um ein Flugobjekt für zivile Zwecke gehandelt, das vom Kurs abgekommen sei.

    Inzwischen ist zwar die Reise des Ballons über die USA beendet, nicht aber der Konflikt zwischen den USA und China. Der Vorfall belastet die ohnehin angespannte Beziehung der beiden Staaten. US-Außenminister Anthony Blinken wollte eigentlich nach China reisen, verschob seine Reise aber wegen des Vorfalls. Doch was war eigentlich das Ziel des Ballons? Wie wird er gesteuert? Und gibt es solche Fälle auch in Deutschland?

    Was sind Spionage-Ballons?

    Unbemannte Spionage-Ballons, die für Radar schwer zu entdecken sind, sind in den meisten Fällen mit einer hochauflösenden Kamera ausgestattet. Eine spezielle Radarkamera kann teilweise durch Wolken fotografieren und auch nachts detaillierte Aufnahmen beispielsweise von militärischer oder anderer Infrastruktur liefern. Gefüllt sind die Ballons mit Helium. Damit können sie bis zu 37 Kilometer hoch fliegen – weit über dem zivilen Luftverkehr. Der chinesische Ballon sei etwa so groß gewesen wie drei Schulbusse.

    Solarflächen versorgen die technische Ausrüstung mit Energie. Mit einem Bordcomputer, der oft von einem Radar unterstützt wird, können die Ballons gesteuert werden. Der Computer berechnet Winde und nutzt Druckluft, um den Ballon zu lenken.

    Wie können Spionage-Ballons gesteuert werden?

    Womöglich funktioniert die Steuerung von Spionage-Ballons ähnlich wie die von Wetterballons. Diese steigen in die Stratosphäre, wo sie dann platzen, weil sich die Gase in der Hülle wegen des sinkenden Drucks von außen ausdehnen. Doch die Höhe lässt sich per Fernsteuerung regulieren. Je nachdem, ob Helium abgelassen oder aus einer Druckkartusche nachfüllt wird, lässt sich ein Ballon nach oben oder unten steuern.

    Spionage-Ballons: Was sind die Unterschiede zu Spionagesatelliten?

    Mit Spionage-Ballons lassen sich einfacher und günstiger Fotografien vom Boden anfertigen als von einem Satelliten aus – vor allem, weil Ballons viel näher an der Erde fliegen. Auch bessere Videoaufnahmen sind möglich, weil die Ballons viel langsamer unterwegs sind als Satelliten. Demnach können sie eine Gegend länger beobachten und mehr Informationen sammeln. Zudem ist ihre Technik sehr viel günstiger, weil sie auch ohne eine Rakete gestartet werden. Doch die Ballons haben auch einen Nachteil. Sie können verglichen mit Satelliten nur eine kleine Region beobachten. 

    Spionage-Ballon: Welche Ziele könnte China verfolgt haben?

    China habe versucht, strategische Standorte auf dem US-Festland zu überwachen, so der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Der vermeintliche chinesische Spionage-Ballon war laut den USA unter anderem im US-Bundesstaat Montana nahe einer US-Luftwaffenbasis gesichtet worden, wo mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen lagern. Während seines Überflugs hätten die USA sofort Schritte unternommen, um die Sammlung sensibler Informationen durch den Ballon zu verhindern. Dass der Ballon sensible Informationen sammelte, gilt als unwahrscheinlich. Experten vermuten, dass es sich um eine Machtdemonstration Chinas gehandelt haben könnte.

    Gab es in Deutschland schon Spionage-Ballons?

    In Deutschland habe es noch nie Vorfälle mit Spionage-Ballons gegeben, wie die Luftwaffe auf Anfrage der Wirtschaftswoche mitteilte. Die Luftwaffe ist für die Sicherung des deutschen Luftraums zuständig. Soldaten sind in zwei Einsatzführungszentralen dafür verantwortlich, Flugzeuge über deutschem Hoheitsgebiet innerhalb von zwei Minuten nach Entdecken zu identifizieren und weiter zu verfolgen. 18 militärische und mehr als 50 zivile Radargeräte stehen ihnen dafür zur Verfügung. Sollte sich ein identifiziertes Flugobjekt nähern, steigen Abfangjäger auf.

    Wie groß das Risiko von Spionage-Ballons in Deutschland ist, dazu gab die Luftwaffe keine Auskunft. Aktuell wären Bewertungen, auch hinsichtlich etwaiger Schutzmaßnahmen, verfrüht und spekulativ, so das Bundesinnenministerium.

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