Ein vermeintlicher Spionage-Ballon tauchte plötzlich im Luftraum der USA auf. Schnell stand fest, dass er aus China stammt. Jetzt kam laut eines Berichts der Washington Post heraus, dass er Teil eines umfangreichen Überwachungsprogramms von China gewesen sein soll. Seit Jahren hätten derartige Ballons Informationen über militärische Einrichtungen in Ländern und Gebieten gesammelt, die für China von strategischem Interesse seien. Das berichtete die Zeitung am Dienstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise.
Zu den betroffenen Ländern zählten beispielsweise Japan, Indien, Vietnam, Taiwan und die Philippinen. Die Ballons würden zum Teil von der Küste der südchinesischen Insel Hainan aus operieren. Bislang seien sie über fünf Kontinenten gesichtet worden.
Vermeintlicher Spionage-Ballon verschärft heikle Beziehung zwischen USA und China
Das jüngste Auftauchen eines vermeintlichen chinesischen Spionage-Ballons über US-Territorium hat die ohnehin frostigen Beziehungen beider Länder noch weiter abgekühlt. Nach mehreren Tagen endete die Odyssee des Ballons mit seinem Abschuss vor der Küste des Bundesstaates South Carolina. Washington wirft China vor, das Land habe mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. China äußerte sich zunächst nicht zu dem vermeintlichen Spionage-Ballon, gab später aber bekannt: Bei dem Ballon habe es sich um ein Flugobjekt für zivile Zwecke gehandelt, das vom Kurs abgekommen sei.
"Die Chinesen haben eine unglaublich alte Technologie mit modernen Kommunikations- und Beobachtungsmöglichkeiten kombiniert, um Informationen über die Streitkräfte anderer Länder zu sammeln", zitierte die Washington Post einen nicht namentlich genannten US-Regierungsvertreter. Der Zeitung zufolge hat das US-Außenministerium an jede US-Botschaft detaillierte Informationen über die Überwachungsballons geschickt, die mit Verbündeten und Partnern geteilt werden können. "Unsere Verbündeten und Partner sind sehr daran interessiert", so der Regierungsvertreter.
Was sind Spionage-Ballons?
Unbemannte Spionage-Ballons, die für Radar schwer zu entdecken sind, sind in den meisten Fällen mit einer hochauflösenden Kamera ausgestattet. Eine spezielle Radarkamera kann teilweise durch Wolken fotografieren und auch nachts detaillierte Aufnahmen beispielsweise von militärischer oder anderer Infrastruktur liefern. Gefüllt sind die Ballons mit Helium. Damit können sie bis zu 37 Kilometer hoch fliegen – weit über dem zivilen Luftverkehr. Der chinesische Ballon sei etwa so groß gewesen wie drei Schulbusse.
Solarflächen versorgen die technische Ausrüstung mit Energie. Mit einem Bordcomputer, der oft von einem Radar unterstützt wird, können die Ballons gesteuert werden. Der Computer berechnet Winde und nutzt Druckluft, um den Ballon zu lenken.