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Spenden: Warum Menschen die Kartei der Not unterstützen

Schon Kinder unterstützen die Kartei der Not: Die Klasse 4a der Grundschule Halblech veranstaltet beispielsweise ein Weihnachtskonzert, dessen Erlös unserem Leserhilfswerk zugute kommt.
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Warum Menschen die Kartei der Not unterstützen

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    Es ist ein Gänsehautmoment! Die besondere Stimmung, die Musik, die Lichter, die vielen glücklichen Gesichter. Alles passt. Doris Mühlberger und Martin Hommer lieben diesen Augenblick. Arbeiten auf ihn hin. Viele Wochen. Zusammen mit den anderen Musikerinnen und Musikern des Musikvereins Penzing. Das Benefizkonzert in der Waldorfschule Landsberg, es ist ihr emotionaler Höhepunkt des Jahres. Alle zwei Jahre geht das Geld an die Kartei der Not, an das Leserhilfswerk unserer Zeitung. Über 43.000 Euro kamen seit 1997 so schon zusammen. Eine stolze Summe. 

    Es sind Menschen wie Doris Mühlberger und Martin Hommer, Menschen wie die Mitglieder des Musikvereins Penzing, die es erst ermöglichen, dass die Kartei der Not seit über 55 Jahren in den unterschiedlichsten Notlagen Menschen rasch und unbürokratisch beistehen kann. Ohne all die Privatpersonen, ohne all die Vereine, Initiativen, Klubs, Organisationen, Schulklassen, Unternehmen, die das Leserhilfswerk unserer Zeitung oft schon seit Jahrzehnten unterstützen, gäbe es diese Hilfen in Bayerisch-Schwaben und dem angrenzenden Oberbayern schlicht nicht.

    Es gäbe, um nur wenige Beispiele zu nennen, keine Zuschüsse für Menschen, die nach einer schweren Erkrankung ein rollstuhlgerechtes Auto für ein selbstständiges Leben brauchen. Es gäbe keine Zuschüsse für Seniorinnen und Senioren, deren minimale Rente nicht zum Bezahlen ihrer Heizkosten reicht. Es gäbe keine Unterstützung für soziale Projekte, mit denen Kinder, die körperlich und geistig beeinträchtigt sind, zusammen mit ihren Familien entlastet werden. Und es gäbe auch kein Ellinor-Holland-Haus, in dem Menschen, die unverschuldet in eine Krise geraten sind, für einen begrenzten Zeitraum Wohnraum und pädagogische Begleitung erhalten, um ihr Leben wieder zu ordnen. 

    Sie arbeiten mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Ellinor-Holland-Hauses (von links): Arnd Hansen, Geschäftsführer der Kartei der Not, und die Pädagoginnen Iris Bürgel, Susanne Weinreich, Barbara Hassler und Mareike Steur.
    Sie arbeiten mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Ellinor-Holland-Hauses (von links): Arnd Hansen, Geschäftsführer der Kartei der Not, und die Pädagoginnen Iris Bürgel, Susanne Weinreich, Barbara Hassler und Mareike Steur. Foto: Silvio Wyszengrad

    „All unseren Spenderinnen und Spendern wollen wir daher an dieser Stelle von ganzem Herzen Danke sagen“, betont Ellinor Scherer, die Vorsitzende des Kuratoriums der Kartei der Not. Und ihre Stellvertreterin Alexandra Holland ergänzt: „Ohne der Treue von so vielen Menschen zu unserer Stiftung könnten wir unsere soziale Arbeit auf keiner Ebene leisten.“ Rund 20.000 Frauen und Männer spenden regelmäßig an die Kartei der Not, sagt Geschäftsführer Arnd Hansen und betont: „Ob ganz kleine Beträge oder große Summen, jeder Euro kommt direkt Menschen in Not in der Region zugute.“ Doch was treibt unsere Spenderinnen und Spender an? Was motiviert sie, gerade die Kartei der Not zu fördern? Wir haben stellvertretend für die vielen Menschen, die unsere Hilfen erst ermöglichen, ein paar gefragt. 

    Vera Lutz aus Bad Wörishofen etwa spendet seit über 40 Jahren jedes Jahr an die Kartei der Not – meist in der Vorweihnachtszeit. Anfangs waren es kleinere Beträge, erzählt die rüstige 89-jährige Dame. Später, als es ihr und ihrem Mann wirtschaftlich besser gegangen ist, überwies sie auch mal größere Summen. Sie und ihr Mann Alois gehören der Generation an, die noch Notzeiten erlebt und danach mit viel Fleiß das Land wieder aufgebaut hat. In jungen Jahren hat sie noch die Kriegszeiten miterlebt und die Hungerjahre danach – „wir haben viel Not erlebt“, sagt sie. 

    Auch Vera Lutz aus Bad Wörishofen spendet seit vielen Jahren für die Kartei der Not, denn bei der Stiftung weiß sie, dass das Geld zu 100 Prozent bei den Bedürftigen in der Region ankommt.
    Auch Vera Lutz aus Bad Wörishofen spendet seit vielen Jahren für die Kartei der Not, denn bei der Stiftung weiß sie, dass das Geld zu 100 Prozent bei den Bedürftigen in der Region ankommt. Foto: Johann Stoll

    20 Jahre lang hat Vera Lutz in Augsburg in einer renommierten Anwaltskanzlei gearbeitet, ehe sie ihren Mann kennengelernt hat und ins Unterallgäu gezogen ist. In ihrer Denn auch da wisse sie, dass ihre Spende ankommt, will sie doch gezielt an Bedürftige in der Region spenden.

    Darauf legt auch ihr Mann Alois Lutz großen Wert. Er stammt aus einem Bauernhof in Unterauerbach, das heute zu Mindelheim gehört. Zehn Kinder lebten auf dem Hof. Alois Lutz hat ein Bauunternehmen aufgebaut. In Bad Wörishofen hat er tiefe Spuren hinterlassen. Die Hotels Fontenay, Tanneck und Residence gehen auf ihn zurück, wobei letzteres das erste Fünf-Stern-Haus in der Kneippstadt war. Vera Lutz hat im 180-Betten-Haus Residence von morgens bis abends gearbeitet, erzählt sie. Der wirtschaftliche Erfolg ist nicht ausgeblieben. Gleichwohl hat Vera Lutz eben nie den Blick für die Nöte in ihrer Nachbarschaft verloren. Bei der Kartei der Not wisse sie, wie sie sagt, dass das gespendete Geld zu 100 Prozent bei den Bedürftigen ankommt. Das überzeuge sie. 

    Ein Herzstück der Stiftung Kartei der Not ist das Ellinor-Holland-Haus im Augsburger Textilviertel. Dort finden Menschen in einer Krise für einen begrenzten Zeitraum einen geschützten und pädagogisch betreuten Lebensraum, um wieder auf eigene Beine zu kommen.
    Ein Herzstück der Stiftung Kartei der Not ist das Ellinor-Holland-Haus im Augsburger Textilviertel. Dort finden Menschen in einer Krise für einen begrenzten Zeitraum einen geschützten und pädagogisch betreuten Lebensraum, um wieder auf eigene Beine zu kommen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Und nicht nur Vera Lutz will genau wissen, wohin ihre Spende fließt. So geht es auch dem Ehepaar Reinhilde und Franz Fassl, die der Kartei der Not seit vielen Jahren eng verbunden sind. Mit großem Fleiß wurde auch von ihnen Beachtliches auf die Beine gestellt: Wer ihre Herrenbach-Apotheke in Augsburg betritt, erkennt gar nicht, welch erfolgreiches mittelständisches Medizinunternehmen da dahintersteckt. Beratung und Verkauf von Arzneimitteln sind zwar ein wesentlicher Teil ihres Geschäfts, das Unternehmen ist aber längst auch ein hoch spezialisierter Medikamentenhersteller für Praxen und andere Einrichtungen in ganz Bayern. Die Herrenbach-Apotheke ist Lebenswerk und Lebensmittelpunkt von Reinhilde und Franz Fassl, das spürt man schnell im Gespräch mit den beiden. Sie wohnen auch gleich hinter ihrer Apotheke. 

    Wer das Paar erlebt, spürt seine tiefe Dankbarkeit dafür, dass es gemeinsam bei guter Gesundheit arbeiten und sich auch vielseitig sozial engagieren kann. Doch nicht jeder hat dieses Glück, wissen die beiden Augsburger, die schon in ihren Elternhäusern dazu erzogen worden sind, darauf zu achten, wie es dem Nachbarn geht. Nicht jedem ist es wie ihnen gegeben, in einem liebevollen Zuhause aufzuwachsen, nicht jeder wird in seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung gefördert.

    Das Ehepaar Reinhilde und Franz Fassl ist der Kartei der Not seit vielen Jahren eng verbunden und spendet regelmäßig für die Arbeit des Ellinor-Holland-Hauses.
    Das Ehepaar Reinhilde und Franz Fassl ist der Kartei der Not seit vielen Jahren eng verbunden und spendet regelmäßig für die Arbeit des Ellinor-Holland-Hauses. Foto: Silvio Wyszengrad

    Gerade weil dem Ehepaar bewusst ist, dass Menschen nicht alles in der Hand haben, finden sie das Ellinor-Holland-Haus so großartig und unterstützen es seit der Eröffnung im Jahr 2016 jedes Jahr mit 5000 Euro: „Dass so ein Haus von der Gründerin der Kartei der Not ins Leben gerufen und nun von ihren beiden Töchtern weitergeführt wird, das finde ich beachtlich“, sagt Reinhilde Fassl. „Dafür braucht es Entscheidungsfreude und Mut.“ Besonders am Herzen liegt Reinhilde Fassl, die lange Jahre auch im Katholischen Deutschen Frauenbund aktiv war, die Förderung von Frauen.

    Umso begeisterter ist sie, dass im Ellinor-Holland-Haus stets zu einem großen Teil auch allein erziehende Mütter und ihre Kinder ein selbstbestimmtes Leben aufbauen können. Die Frauen werden beispielsweise darin bestärkt, eine Ausbildung zu machen oder Arbeit zu finden. „Diese Hilfe zur Selbsthilfe überzeugt mich“, sagt Reinhilde Fassl. „Denn jeder kann in eine tiefe Krise geraten, aus der er allein nicht herausfindet. Dass einem dann im Ellinor-Holland-Haus jemand hilft, sein Leben wieder in gute Bahnen zu lenken, ist von unschätzbarem Wert.“ 

    Auch Gabriele Teichmann aus Pfronten ist der Stiftung unserer Zeitung seit Jahrzehnten eng verbunden, spendet regelmäßig stattliche Beträge. „Das ist für mich selbstverständlich, da muss man doch nicht drüber reden“, winkt sie bescheiden ab. Die 84-jährige Allgäuerin ist die Tochter eines echten „Mächlers“, der mit großem Ideenreichtum und viel Ausdauer ein erfolgreiches Maschinenbau-Unternehmen begründete.

    „Man kann sich manchmal kaum vorstellen, dass es Menschen in unserer Nähe an kleinsten Dingen fehlt.“

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    Besonders beeindruckend findet sie, dass die Kartei der Not ihre Hilfe in so vielseitiger Weise gewährt und keine Bevölkerungsgruppe auslässt. „Wir sind ein reiches Land. Und trotzdem gibt es bei uns Armut“, sagt Gabriele Teichmann. „Man kann sich manchmal kaum vorstellen, dass es Menschen in unserer Nähe an kleinsten Dingen fehlt.“ Da sei es „einfach wunderbar“, dass das Leserhilfswerk für Lichtblicke sorge, die es sonst nicht gäbe. 

    Für Ruth und Ferdinand Munk ist die Kartei der Not gar eine Vorzeigestiftung, die sie seit vielen Jahren gerne fördern. 100.000 Euro und mehr dürfte Familie Munk bereits gespendet haben, schätzt sie. Das Geld wüssten er und seine Frau bestens betreut, betont

    Schon ihre Eltern und Großeltern hätten den Grundsatz gelebt: Bevor man sich etwas leisten kann, muss man es sich erarbeitet haben. Eigentlich wollen Ruth und Ferdinand Munk allmählich kürzertreten. Das sollten sie auch, raten ihre Ärzte. Die viele Arbeit über die Jahre hat ihren Tribut gefordert. Aber „langsamer tun geht nicht“, sagt Munk. Er ist eigentlich immer im Einsatz – entweder für die Firma oder die Kommunalpolitik. Im Kreistag ist Munk für die CSU aktiv und im Stadtrat beim Unabhängigen Wählerblock UWB.

    Auch Ruth und Ferdinand Munk von der Frima Günzburger Steigetechnik sponsern seit vielen Jahren die Kartei der Not.
    Auch Ruth und Ferdinand Munk von der Frima Günzburger Steigetechnik sponsern seit vielen Jahren die Kartei der Not. Foto: Johann Stoll

    Das Unternehmen selbst gibt es seit 123 Jahren. Munk ist Inhaber und Geschäftsführer der Munk Group. Dahinter verbirgt sich die Günzburger Steigtechnik. Sie stellt Leitern und Gerüste her und ist der größte produzierende Betrieb in der Kreisstadt. Mit der Rettungstechnik Leipheim gibt es einen Ableger. Europaweit hat sich die Firma inzwischen eine Spitzenposition erarbeitet. Und das Unternehmen ist stetig gewachsen. Jeden verdienten Euro habe Munk in seine Firma gesteckt, betont er. „Wir haben uns wenig gegönnt“, sagt seine 63-jährige Frau. Vier Kinder haben sie großgezogen, heute freuen sie sich nun auch über fünf Enkelkinder. „Familie ist das Wichtigste“, hebt der 62-Jährige hervor. Alle sechs Wochen treffen sich deshalb alle Mitglieder am Familientisch. Das habe Tradition. Drei der vier Kinder arbeiten längst im Betrieb in leitender Funktion mit.

    Gleich nach der Familie kämen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erzählt das Ehepaar. Wenn jemand Hilfe braucht, finde er offene Ohren. So hat die Firma unter anderem eine eigene Kinderbetreuung auf dem Firmengelände eingerichtet, um gute Mitarbeitende auch zu halten. „Wir hatten noch nie Kurzarbeit, haben noch nie jemanden entlassen und noch nie Zuschüsse bekommen“, berichtet Ferdinand Munk nicht ohne Stolz. Aus der Firma nähmen sie für sich kein Geld für Ferienhäuser oder teure Hobbys, sagt er. 

    Stattdessen will Munk, dass auch die Menschen in der Region von seinem Erfolg profitieren. Wenn sie helfen können, mache sie das glücklich. So hat Ferdinand Munk beispielsweise auch einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen eine Rampe gestiftet, damit sie leichter auf ein Therapiepferd steigen können. Er habe sich das Ergebnis persönlich angesehen und sei überglücklich wieder heimgefahren. Und auch, wenn Vereine anklopfen, habe er, der in vielen Ehrenmitglied ist, stets ein offenes Ohr. Dass er später mal nichts mitnehmen kann, sei sein Lebensmotto. Und so gibt die Familie an Menschen mit Behinderungen, an Blaulichtorganisationen, an das Kinderhospiz und nicht zuletzt an die Kartei der Not. Helfen sei aber keine Einbahnstraße, betont Munk, „man bekommt unglaublich viel zurück“.

    Dass Spenden gute Gefühle erzeugt, ist auch wissenschaftlich nachgewiesen: So kommt etwa Neuroökonom Philippe Tobler von der Uni Zürich zu dem Ergebnis: Geben macht glücklich! Denn: „Wir unterschätzen, dass eine Gabe an andere uns oft zufriedener macht, als sich eigennützig zu verhalten.“ Martin Wulff, der Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats, sagt wiederum: „Wir Menschen haben ein inneres Bedürfnis, Gutes zu tun und zu helfen.“ Gerade in Deutschland gebe es „eine lange Tradition des bürgerschaftlichen Engagements, das gar nicht hoch genug geschätzt werden kann und ohne das es vieles sowohl im Sozialen, aber auch im Kultur- und Sportbereich nicht geben würde“. 

    Rund 1,86 Milliarden Euro hätten die Deutschen im Zeitraum von Januar bis Mai dieses Jahres gespendet, meldet der Deutsche Spendenrat. Das waren 664 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum, wo der Ukrainekrieg zu einem Spendenrekord geführt hat. Die Zahl der Spenderinnen und Spender sei rückläufig, sagt Martin Wulff: Waren es 2021 noch 20 Millionen, sind es 2022 nur noch 18,7 Millionen gewesen. Allerdings zeigten die Statistiken auch: „Der Süden Deutschlands ist stärker als der Norden, und überproportional viele Spenderinnen und Spender kommen aus Bayern und Baden-Württemberg.“

    Der Neubau der Fritz Felsenstein Schule in Langweid, der auf dem künftig inklusiven Lerncampus in unmittelbarer Nachbarschaft der neuen Grund- und Mittelschule entsteht, gehört zu den Förderprojekten der Kartei der Not. Unser Bild zeigt hinten von links  Christian Reckerth, Jürgen Gilg, Marius und Dagmar Simnacher sowie sitzend von links Julia Tietze-Wagner, Samira, Justus und Gregor Beck.
    Der Neubau der Fritz Felsenstein Schule in Langweid, der auf dem künftig inklusiven Lerncampus in unmittelbarer Nachbarschaft der neuen Grund- und Mittelschule entsteht, gehört zu den Förderprojekten der Kartei der Not. Unser Bild zeigt hinten von links Christian Reckerth, Jürgen Gilg, Marius und Dagmar Simnacher sowie sitzend von links Julia Tietze-Wagner, Samira, Justus und Gregor Beck. Foto: Marcus Merk

    Auch das Spendenvolumen sei in Bayern und Baden-Württemberg mit im Schnitt 42 Euro pro Spende fast doppelt so hoch wie anderswo in Deutschland. Und: „Die Generation 70 plus bildet das Gros der Spenderinnen und Spender bundesweit.“ Fragt man Martin Wulff nach seinen Erkenntnissen über die Motive der Spendenden, so erklärt er, dass vor allem das Thema entscheidend sei: „43 Prozent der Menschen spenden Geld, weil sie ganz gezielt die Arbeit einer Initiative oder einer Organisation unterstützen möchten.“ 

    Die Arbeit der Kartei der Not finden sogar schon viele Schülerinnen und Schüler wichtig: So erfüllt fröhlicher Gesang das Klassenzimmer der 4 a in der Grundschule Halblech. „Was im Herbst so alles geschieht“, heißt das Lied, das die Buben und Mädchen anstimmen, begleitet von Rektorin Gabriele Stiller an der Gitarre. Mit ihrem Gesang wollen die Kinder nicht nur gute Stimmung verbreiten, sondern auch Gutes tun: Denn mit ihrem alljährlichen Weihnachtskonzert unterstützt die Grundschule aus dem südlichen Ostallgäu seit rund 15 Jahren die Kartei der Not. Zwischen 500 und 700 Euro kommen dabei im Schnitt zusammen.

    Auch den Schülern und Lehrerinnen ist es wichtig, dass die Spenden in der Region bleiben, am liebsten im unmittelbaren Umkreis. Denn Organisationen, die weltweit aktiv sind, gebe es reichlich. Hier sei das Leserhilfswerk unserer Zeitung genau der richtige Partner, sagt die Schulleiterin: „Betroffenen wird schnell, unbürokratisch und zielgerichtet unter die Arme gegriffen.“ Das finden auch die Kinder gut. „Es ist wichtig, dass wir Menschen helfen, die nicht so viel haben“, sagt etwa die neunjährige Rosa.

    Doch in welchen Fällen konnten dank des Geldes aus dem südlichen Ostallgäu tatsächlich Betroffene unterstützt werden? Gabriele Stiller erzählt von zwei Beispielen: In einem habe eine Familie, in der ein Kind mit Behinderung lebt, einen Lift am Haus gebraucht, im anderen gab es in einem Haushalt kein Holz mehr zum Heizen. Gerade der letzte Fall zeige: Es gehe oft nicht um eine große Investition, in vielen Fällen könne man Betroffenen auch mit geringeren Beträgen helfen – oder eben einfach mit Brennholz. Was Gabriele Stiller beobachtet: Dass jemand komme und aktiv um Hilfe frage, „war eigentlich nie der Fall. Viele haben Scham.“ 

    Das Ellinor-Holland-Haus bietet nicht nur 28 Wohnungen für Menschen in Lebenskrisen, auch ein Tante Emma-Laden und ein schönes Cafe gehören dazu.
    Das Ellinor-Holland-Haus bietet nicht nur 28 Wohnungen für Menschen in Lebenskrisen, auch ein Tante Emma-Laden und ein schönes Cafe gehören dazu. Foto: Silvio Wyszengrad

    Um auch heuer wieder helfen zu können, richtet sich jetzt an der Grundschule der Fokus langsam wieder auf das anstehende Weihnachtskonzert: Ende November fangen die Kinder traditionell an, bekannte Lieder einzustudieren. Dabei führt eine Klasse Regie, die anderen singen mit. Die Gestaltung reiche „vom klassischen Hirtenspiel bis zu Weihnachten in allen Ländern“. Wenn dann am vorletzten Schultag vor

    „Gerade junge Menschen (...) müssen doch die Erfahrung machen, dass sie nicht allein mit ihren Problemen gelassen werden.“

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    Dabei unterstützen die Schülerinnen und Schüler oft auch Gleichaltrige. Denn die Förderung von Heranwachsenden wird im Kuratorium der Kartei der Not als zentrale Aufgabe gesehen: „Es gibt so viele Kinder und Jugendliche in unserer Region, die mit unvorstellbar tragischen Schicksalen zu kämpfen haben“, weiß Kuratoriumsvorsitzende Ellinor Scherer. „Entweder, weil sie sehr krank sind, oder weil sie in sehr schwierigen Familienverhältnissen aufwachsen. Hier mitzuwirken, dass sie beispielsweise besser betreut werden, dass sie mehr Entwicklungsmöglichkeiten haben, ist uns ein echtes Herzensanliegen.“

    Seit jeher gibt es daher Projekte innerhalb unseres Leserhilfswerks, die gezielt Kindern zugutekommen. „Denn gerade auch junge Menschen, die es schwerer in ihrem Leben haben, müssen doch die Erfahrung machen, dass sie nicht allein mit ihren Problemen gelassen werden“, sagt die stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende Alexandra Holland. 

    Der Musikverein Penzing will mit seinen Benefizkonzerten in der Waldorfschule Landsberg Menschen in der Region, die Hilfe brauchen, unterstützen. Daher geht der Erlös auch regelmäßig an die Kartei der Not.
    Der Musikverein Penzing will mit seinen Benefizkonzerten in der Waldorfschule Landsberg Menschen in der Region, die Hilfe brauchen, unterstützen. Daher geht der Erlös auch regelmäßig an die Kartei der Not. Foto: Thorsten Jordan

    Genau dieses Gefühl der Solidarität, dass man eben all diejenigen, denen es nicht gut geht, nicht vergessen hat, sei den Mitgliedern beim Musikverein Penzing so wichtig, erklärt Dirigent Martin Hommer. Und Vorstandsvorsitzende Doris Mühlberger weiß nun, wie schnell man aus dem gewohnten Leben herauskatapultiert werden kann: Sie bekam in diesem Jahr die Diagnose Krebs und musste schweren Herzens eine Zeit lang auch mit dem Musizieren pausieren. Umso dankbarer ist sie nun, dass sie wieder ihre geliebte Querflöte und ihr Bariton spielen kann. Denn das gemeinsame Spiel im Orchester ist etwas ganz Besonderes. „Gemeinsam zu spielen und dabei Gutes zu tun – besser geht es nicht.“ Der Beginn des Benefizkonzertes am 17. Dezember, 18 Uhr, in der Waldorfschule in Landsberg, er wird für sie ein ganz besonderer Gänsehautmoment sein. 

    Informationen zur Arbeit der Kartei der Not im Internet unter www.kartei-der-not.de 

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