Urlaubs- und Weihnachtsgeld auch für Rentner, ein deutlich höheres Rentenniveau, und das alles schon mit 65 Jahren und nicht erst mit 67: Aus deutscher Sicht ist Österreich ein Rentnerparadies. Was aber macht Österreich besser bzw. anders?
Die Renten: In Österreich erhält ein Beschäftigter nach 45 Versicherungsjahren rund 80 Prozent seines Durchschnittsverdienstes als Rente. In Deutschland hat die Koalition bereits Mühe, ein Rentenniveau von 48 Prozent für Durchschnittsverdiener zu halten. Grob gerechnet kommt ein männlicher Rentner in Österreich auf etwa 800 Euro mehr im Monat – und diese Rente erhält er 14-mal im Jahr. Auch Geringverdiener sind in Österreich besser abgesichert: Ein Alleinstehender erhält hier eine Art Grundrente von rund 1200 Euro. In Deutschland hängt die Berechnung stärker vom Einzelfall ab, der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages nennt hier eine Zahl von 880 Euro. Die Höchstrente aus der gesetzlichen Versicherung liegt in Deutschland bei gut 3000 Euro, in Österreich sind es mehr als 4000 Euro brutto. Dort ist die Höhe der Renten auch nicht wie in Deutschland an die Lohnentwicklung gekoppelt, sondern an die Inflation. Zum Jahreswechsel wurden die Renten dort deshalb um 9,7 Prozent angehoben.
Arbeitgeber zahlt in Österreich höheren Anteil als Arbeitnehmer
Die Beiträge: Der Beitragssatz in Österreich liegt mit 22,8 Prozent deutlich über dem deutschen Satz von 18,6 Prozent. Und anders als in Deutschland zahlt der Arbeitgeber in der Alpenrepublik einen höheren Anteil als seine Arbeitnehmer. Konkret: Betriebe 12,55 Prozent, Beschäftigte 10,25 Prozent. Die Lücken zwischen Beitragseinnahmen und Rentenzahlungen schließt hier wie dort der Staat mit einem Zuschuss. In Deutschland macht er rund ein Drittel der gesamten Ausgaben aus, in Österreich knapp ein Viertel.
Die Beitragszahler: Anders als in Deutschland ist in Österreich inzwischen auch ein wachsender Teil der Beamten in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert. Außerdem sind auch Selbständige verpflichtet, in die Kasse einzuzahlen – allerdings zu einem reduzierten Beitragssatz. Die in Deutschland immer wieder diskutierte, aber nie begonnene Einbeziehung der Beamten hat Österreich bereits 2004 beschlossen, wenn auch mit Übergangsfristen bis ins Jahr 2040. Und, nicht zuletzt: Auch Abgeordnete führen im Nachbarstaat Beiträge für die Rente ab – und zwar den Arbeitgebertarif von 12,55 Prozent.
Die Versicherungszeiten: Um überhaupt eine Rente zu bekommen, müssen Österreicherinnen und Österreicher inklusive Kindererziehungszeiten 15 Jahre versichert sein. In Deutschland liegt die sogenannte Mindestversicherungszeit bei nur fünf Jahren.
Österreich: Rente muss in voller Höhe versteuert werden
Die Altersgrenzen: In Deutschland steigt das Rentenalter für Männer und Frauen bis zum Jahr 2031 schrittweise von 65 auf 67 Jahre. In Österreich liegt die sogenannte Regelaltersgrenze für Männer bei 65 Jahren, für Frauen wird sie bis zum Jahr 2033 gerade stufenweise von 60 auf 65 Jahre angehoben.
Die Abschläge: Hier wie dort müssen Versicherte, die vorzeitig in Rente gehen, Abschläge bei ihren Altersgeldern in Kauf nehmen. In Österreich sind sie mit maximal 15 Prozent deutlich höher als in Deutschland mit maximal 10,8 Prozent.
Die Steuern: In Österreich müssen Renten in voller Höhe versteuert werden. In Deutschland sind im Moment grob geschätzt etwa drei Viertel der Rente steuerpflichtig. Außerdem hat Österreich mit 25 Prozent einen höheren Eingangssteuersatz, der natürlich auch die Rentner trifft.
Die Zusatzvorsorge: Zusätzliche Renten aus der privaten oder der betrieblichen Altersvorsorge gibt es in Österreich kaum. Hier ist für den Großteil der Versicherten die staatliche Rente die einzige Absicherung im Alter. „Doch selbst wenn man alle drei Säulen zusammenzählt, ist das Absicherungsniveau in Deutschland immer noch geringer als bei uns“, sagt die Rentenexpertin Christine Mayrhuber vom Institut für Wirtschaftsforschung in Wien.
Höhere Beiträge und höhere Abschläge
Fazit: Unterm Strich fahren Rentner in Österreich besser als in Deutschland. Das ist durch höhere Beiträge, aber auch durch höhere Abschläge erkauft. Außerdem hatte Österreich keine Wiedervereinigung zu stemmen, nach der die deutsche Rentenversicherung über Nacht fast vier Millionen zusätzliche Renten auszuzahlen hatte. Der vielleicht größte Vorteil des österreichischen Systems aber ist der schrittweise Abbau der Beamtenprivilegien und die Aufnahme von Staatsdienern und Selbständigen in die gesetzliche Pensionsversicherung, wie die Rentenkasse in Österreich eigentlich heißt. Lehrer, Hochschulprofessoren oder Mitarbeiter in den Ministerien würden inzwischen nicht mehr verbeamtet, sagt Expertin Mayrhuber. Zur Verbesserung der Finanzierung sei es allerdings auch noch nötig, die hohe Altersarbeitslosigkeit in Österreich zu reduzieren.